Kritik an Röstis Milliardenplan
342 Verkehrsexperten warnen vor dem Autobahnausbau

Verkehrsfachleute warnen vor Milliardenausbau der Schweizer Autobahnen. In einer Petition fordern sie ein Nein zur Abstimmung am 24. November. Sie bemängeln die fehlende Gesamtbetrachtung des Verkehrs.
Publiziert: 30.10.2024 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2024 um 11:23 Uhr
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Am 24. November stimmt die Schweiz über einen Ausbau der Schweizer Autobahnen ab.
Foto: Sven Thomann

Auf einen Blick

  • Über 340 Experten gegen Autobahnausbau
  • Experten warnen vor langfristigen Staus und Mehrverkehr
  • Die Unterschriften wurden in wenigen Tagen gesammelt
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Joschka SchaffnerRedaktor Politik

Am 24. November stimmt das Volk über den Ausbau des Autobahnnetzes für rund 5 Milliarden Franken ab. Doch kurz vor der Abstimmung formiert sich massiver Widerstand aus Fachkreisen: Über 340 Mobilitätsexperten wehren sich in einer Petition gegen das Vorhaben von Verkehrsminister Albert Rösti (57).

In einem zweiseitigen Papier präsentieren die Fachleute ihre Argumente: Der geplante Ausbau blende die langfristige Entwicklung des Gesamtverkehrs aus. Sie kritisieren, dass Alternativen wie etwa Mobility-Pricing zu wenig berücksichtigt worden seien. Und es fehle an einer Koordination mit den betroffenen Städten und Agglomerationen.

Spurenausbau entgegen den eigenen Prognosen

Die Vorlage widerspreche zudem gesamthaft den eigenen Planungsgrundlagen des Bundes, etwa dem Sachplan Verkehr, kritisieren die Petitionäre. Auch prognostiziert der Bund laut den Experten ab 2030 selbst einen Rückgang des Autoverkehrs. In der Vorlage werde dies zu wenig berücksichtigt. Die hohen Investitionen in den Ausbau würden «finanzielle Mittel binden, die in effizientere und nachhaltigere Verkehrsprojekte fliessen könnten», heisst es in der Petition.

«Es gibt weitaus bessere Möglichkeiten, Mobilitätsprobleme zu lösen, ohne die negativen ökologischen und sozialen Folgen eines Autobahnausbaus», sagt Professor Yves Delacrétaz von der Fachhochschule Westschweiz gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Der Experte war früher Direktor des Genfer Verkehrsamts.

Grosse Unterstützung innert weniger Tage

Neben Delacrétaz haben zahlreiche andere Fachleute unterschrieben, die in Gemeinden oder kantonalen Ämtern die Verkehrszukunft planen. Darunter auch die Co-Präsidenten der Schweizerischen Vereinigung der Mobilitäts- und Verkehrsfachleute – allerdings als Privatpersonen.

«Das Echo war riesig», sagt der Zürcher Verkehrsplaner und GLP-Politiker Thomas Hug. Er lancierte den Appell zusammen mit seinem Partei- und Fachkollegen Marc Vetterli. Die 342 Unterschriften seien innert weniger Tage zusammengekommen. Viele Fachleute hätten das Bedürfnis gehabt, sich zur Vorlage zu äussern, sagt Hug.

Zusammen warnen sie: Mehr Spuren bedeuten mehr Autos – auch in Städten und Dörfern. Sie verweisen auf Studien, die zeigen, dass Ausbauten nur kurzfristig Entlastung bringen. Langfristig führe es wieder zu Staus und Mehrverkehr.

Bundesamt wehrt sich gegen Experten-Vorwürfe

Ganz anders tönt es aus dem Ja-Komitee, angeführt vom Gewerbeverband: Es verspricht sich vom Ausbau eine Verbesserung der Lebensqualität in Städten und Dörfern. Der Verkehr soll verflüssigt und Ausweichverkehr reduziert werden.

Und auch das Bundesamt für Strassen (Astra) verteidigt seine eigenen Pläne. Anders als von den Verkehrsexperten moniert, sei der Ausbau mit anderen Verkehrsprojekten abgestimmt und in übergeordnete Konzepte eingebettet, betont Astra-Sprecher Thomas Rohrbach.

Zudem arbeite man durchaus an der Digitalisierung des Strassenverkehrs und Mobility-Pricing-Modellen. Zu Letzterem würden zurzeit Machbarkeitsstudien fertiggestellt, die man dann in einem Bericht zusammenfasse, teilt Rohrbach mit. «Gestützt darauf wird der Bundesrat das weitere Vorgehen festlegen.»

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