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ADAC testet Bediensysteme im Auto
Tesla lenkt am meisten ab

In modernen Autos hat es immer weniger Tasten. Sie können mit Assistenzsystemen und Infotainment längst mehr, als Knöpfe ins Cockpit passen würden. Doch wie einfach lassen sich diese Systeme bedienen? Der ADAC hats an sechs Autos getestet.
Publiziert: 06.08.2022 um 06:08 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2022 um 12:28 Uhr
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Der deutsche Automobilclub ADAC hat in Bediensysteme in sechs Autos unterschiedlicher Marken getestet.
Foto: Foto©ADAC/Ralph Wagner
Martin A. Bartholdi

Ein Naviziel eingeben; den Scheibenwischer aktivieren; die Temperatur höher stellen: Während der Fahrt gehört unsere Aufmerksamkeit nicht immer ausschliesslich der Strasse. Die Bedienung des Autos verlangt längst mehr ab als nur Lenken, Beschleunigen und Bremsen. Und so unterschiedlich die verschiedenen Automodelle sind, so unterschiedlich ist auch ihre Bedienung.

Die einen Hersteller setzen noch auf Knöpfe und Drehschalter, während andere alles über Touchscreens mit Swipen wie beim Smartphone bedienen. Aber welches System ist das Beste? Dem ist der deutsche Automobilclub ADAC nachgegangen und hat sechs Modelle der Kompakt- und Mittelklasse auf ihre Bedienerfreundlichkeit hin getestet. Dafür setzten sich 24 Freiwillige an die Steuer von BMW 1er, Dacia Duster, Mazda 3, Mercedes A-Klasse, Tesla Model 3 und VW Golf.

So hat der ADAC getestet

Alle Probanden kannten die Modelle vorher nicht. Jeder bekam eine kurze Eingewöhnungszeit und musste dann zwei Modelle durch einen Parcours auf dem ADAC-Testgelände fahren. Dabei sollte eine konstante Geschwindigkeit zwischen 40 und 50 km/h gehalten und dabei verschiedene Bedienungsaufgaben gelöst werden – alltägliche, häufig gebrauchte oder sicherheitsrelevante. Der ADAC hat die Bedienzeit und die daraus resultierende Ablenkung gemessen.

Das Resultat verblüfft. Der Mazda 3 mit dem fast altmodischen Controller in der Mittelkonsole lenkt die Autofahrer am wenigsten ab und geht als Testsieger hervor. Auch BMW 1er, VW Golf und Dacia Duster schliessen mit der Note «Gut» im Gesamtergebnis ab. Sie lenken Autofahrerinnen ebenfalls fast nicht ab. Enttäuschend schneidend hingegen die Mercedes A-Klasse und das Tesla Model 3 auf den letzten beiden Plätzen ab. Die A-Klasse kommt auf ein «Befriedigend», das Model 3 auf ein «Ausreichend», was in der Schweiz einer kaum genügenden 3 entspricht.

Die Verlierer

Hauptgrund für das schlechte Abschneiden des einzigen Stromers im ADAC-Test ist die Menüführung. Bei sicherheitsrelevanten Fahrfunktionen wie Warnblinker, Nebelleuchte oder Scheibenwischer hat das Model 3 die längsten Bedienzeiten und erreicht nur die Note «Mangelhaft». Auch bei der Klimaanlage ist vieles in Untermenüs versteckt. Doch nicht alles ist schlecht beim Elektro-Pionier: Bei der Eingabe von Navizielen, dem Wechseln des Radiosenders oder beim Telefonieren schneidet das Model 3 am besten ab.

Auch wenn es klare Testsieger und -Verlier gibt, hat jedes Modell seine Stärken und Schwäche. Bei der A-Klasse stellte sich die Bedienung über das Touchpad als problematisch dar. Sie ist unpräzise und führt zu falschen Auswahlen. Der Touchscreen ist die bessere Methode. Ein Plus ist der gut erreichbare Knopf für die Sitzheizung in der Tür. Im Dacia Duster auf Platz 4 sorgte die Nebelschlussleuchte für Verwirrung, da das Licht am Blinkerhebel bedient wird und dieser vom Lenkrad verdeckt wurde. Dafür liess sich die Klimaanlage sehr leicht bedienen.

Umgekehrtes Bild beim drittplatzierten VW Golf. Er schneidet bei der Klimabedienung am schlechtesten ab: Weil die Klimabedienung nur im Touchscreen erfolgt und gesucht werden muss, dauert das Einstellen besonders lange. Abzug gab es auch, weil das System trotz neuen Prozessoren und aktuellster Software immer noch verzögert auf Eingaben reagiert (Blick berichtete). Dafür punktet der Golf bei Blinker und Scheibenwischer mit klassischer Bedienung sowie mit grossen und gut zu treffenden Schaltflächen im Touchscreen.

Die Testsieger

Der BMW 1er belegt beim Infotainment wegen des Controllers den letzten Platz. Navi-Ziele eingeben oder einen Anruf tägigen dauert über das ständige Drehen am Controller besonders lange. Dafür belegt der 1er bei den Sicherheitsdetails den ersten Platz. Ähnlich beim Testsieger Mazda 3, der ebenfalls auf einen Controller setzt. Er konnte den BMW hinter sich lassen, weil sich Temperatur und die Radiosender schneller einstellen lassen.

Dass die beiden Modelle mit dem Controller auf den vorderen Plätzen landen, liegt auch daran, dass der ADAC die drei Elemente Sicherheitsfunktionen, Klimaanlagen und Infotainment unterschiedlich gewichtet hat. Während die Sicherheitsfunktionen die Hälfte der Gesamtnote ausmachen, fliesst das Infotainment nur mit 20 Prozent ein. Die Bedienung der Klimatisierung machte 30 Prozent der Gesamtnote aus.

Optimale wäre ein Bedien-Mix

Fazit der ADAC-Tester: Für die optimale Gestaltung des Cockpits ist ein Mix aus Tasten und Touchscreen nötig. Für häufige genutzte oder sicherheitsrelevante Funktionen fordern sie separate Tasten – insbesondere für die Klimaanlage, wo sich die Temperatur so intuitiv einstellen lässt. Optimal wäre nach ADAC-Meinung eine standardisierte Bedienung, damit auch Personen, die mit einer Marke nicht vertraut sind, sich schnell zurechtfinden. Diesbezüglich fielen der Warnblinker im Dachhimmel beim Tesla und die Scheibenwischer-Einstellung am Blinkerhebel in der Mercedes A-Klasse negativ auf.

Beim Infotainment-System habe sich der Touchscreen gegenüber dem Controller durchgesetzt, weil er weniger ablenke – allerdings nur bei grossen Schaltflächen. Der Controller sei bei unebener Strasse aber zielsicherer bei der Eingabe.

Blick empfiehlt, sich beim Einsteigen in ein fremdes Auto eine Minute Zeit zu nehmen, um sich einen Überblick zu verschaffen: Was ist wo wie zu bedienen – und wie stellt man Seitenspiegel und Sitz ein? Auch beim eigenen Auto sollten Naviziel, Musik und Klimaanlage im Stand noch vor dem Losfahren eingestellt werden. Damit wird die Ablenkung während der Fahrt auf ein Minimum reduzier, allfällige Bussen lassen sich verhindern.

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