So viel kostet das teuerste Glace der Welt
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Mit Trüffel, Safran und Gold:So viel kostet das teuerste Glace der Welt

Kein Pardon trotz Hitzewelle
Glace am Steuer? Das wird teuer!

Wer unterwegs im Auto ein Glace am Stiel geniesst, in ein Gipfeli beisst oder aus einer Mineraflasche trinkt, sollte sich bewusst sein: Das kann teuer werden und gar den Führerausweis kosten – obwohl es wie Rauchen nicht explizit verboten ist.
Publiziert: 17.07.2022 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2022 um 06:56 Uhr
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Ob im heissen Sommer das erfrischende Eis am Steuer oder morgens ...
Foto: Shutterstock
Timothy Pfannkuchen

Sich mal eben ein Glace gönnen, während man durch die Sommerhitze cruist? Lieber nicht. Ein ählicher Fall machte bereits Schlagzeilen: Der Biss in eine Laugenbrezel kostete schon 2012 eine Autofahrerin im Kanton Zürich 250 Franken. Ein Einzelfall? Mitnichten: Wie wegen des Schreibens von Nachrichten oder intensivem Bedienen des Navis sind Verzeigungen wegen Essens und Trinkens am Steuer heute häufig.

Im Kanton St. Gallen sehen interne Richtlinien für «Beeinträchtigen der Aufmerksamkeit durch Vornahme von Verrichtungen» etwa «ab 300» Franken vor. Vor Gebühren – und «ab»! Isst man das morgendliche Gipfeli beidhändig oder fährt deshalb wirr, kann es auch 1500 Franken und den Ausweis kosten. Teuer wird es immer, da es nicht in der Ordnungsbussen-Liste geregelt ist, also verzeigt wird.

Wissenschaft und Bundesrat

Dabei ist Essen am Steuer gar nicht explizit verboten. Der Bundesrat hielt 2019 gar fest, anders als das Handy am Ohr wolle er Rauchen am Volant nicht verbieten – und auch nicht Essen und Trinken. Nur ist es nicht immer erlaubt, nur weil es nicht verboten ist: Der Bundesrat verwies darauf, dass man das Fahrzeug beherrschen müsse. Essen muss also nicht, aber es kann eben durchaus verzeigt werden.

Weshalb, ist wissenschaftlich untermauert: Ein Versuch der Uni Zürich mit 150 je eine Woche lang gefilmten Lenkenden ergab, dass nach dem Handy – ob am Ohr oder beim Tippen – Essen und Trinken am heftigsten ablenkt. Klar mehr als Hantieren am Radio oder das Rauchen einer Zigarette also.

Jeder Einzelfall liegt anders

Es ist also ähnlich wie beim einhändigen Fahren (mehr dazu hier). Letzteres ist erlaubt, solange Beherrschbarkeit und Aufmerksamkeit nicht beeinträchtigt sind und die freie Hand nur erledigt, was beim Fahren erledigt werden muss – und sofort ans Lenkrad greifen kann, wenn sie muss. Das heisst: Gangwechsel oder ein kurzer Blick auf das Navi ja, aber Zieleingabe oder Adresszettel-Suche nein.

Eine unbefriedigende Grauzone? Das liegt leider in der Natur der Rechtssache: Jeder Fall wird einzeln beurteilt – es kommt ganz darauf an. Deshalb kann das Gipfeli straffrei bleiben, das Eis am Stiel kosten. Beurteilt wird, wie Verkehr und Situation, Gefahrenpotenzial, Beeinträchtigung und Ablenkung waren. Das Gipfeli auf leerer Autobahn ist «erlaubter» als jenes im Cityverkehr der Rushhour. Strafwürdig sind Heissgetränke: Einen Apfel wird man notfalls auch mal fallen lassen, den heissen Kaffee eher nicht.

Fällt der eigene Fahrstil auf oder wendet man den Blick sekundenlang von der Strasse ab, kommt man dran. Auch Eltern, die sich zu ihren Kindern umdrehen, riskieren unwissentlich oft Verzeigung und gar Entzug. Oder Raucher, die beim Anzünden unsicher fahren (Rauchen selbst gilt als straffrei). Übrigens: Für Telefonierer, die das Handy nicht nur am Ohr hatten (100 Fr.), sondern besonders stark dadurch abgelenkt wirkt, kostet das Handy so deftig viel wie sonst das Schreiben von Nachrichten (mehr hier).

Einsprache meist ohne Chance

Die Chancen, sich zu wehren, sind gering – und Weiterzüge kosten. Vor dem Bundesgericht scheiterte bereits das Argument, man habe aus Augenwinkeln den Verkehr verfolgt und sei routiniert. Spätestens, wenn die freie Hand länger beschäftigt ist und man von der Strasse wegschaut, wird es sehr teuer.

Unser Tipp: Essen und Trinken gehört nicht ans Steuer! Wagt man es doch, gilt: Je übersichtlicher die Situation, je einfacher und kürzer der Handgriff, desto unwahrscheinlicher Strafe – solange man sicher bedient und die Strasse im Blick hat. Aber will man garantiert bussenfrei sein, hilft nur das Anhalten.

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