Der sanfte Elektrotrend wird zum kräftigen Boom: Immer mehr Autokonzerne – wie jüngst Daimler oder Stellantis – drehen dem Verbrennungsmotor bis in zehn oder 15 Jahren den Benzinhahn zu. Auch die EU-Kommission will das per 2035. Und enorme Stromer-Zuwachsraten seit der Corona-Krise zeigen: Die Käufer sind heute zum Stromern bereit.
Doch viele etablierte Marken haben die Elektromobilität verpennt und wurden von Tesla & Co. eiskalt erwischt. Auch, weil Pioniere teils Pech hatten: Opel war früh dabei, gelohnt hatte es sich nicht. BMW baute mit enormem Aufwand den i3, den keiner wollte. Nissan ritt mit dem Leaf voran und liess dann nach. Inzwischen geben aber auch diese drei beim Thema Elektro wieder Starkstrom.
Umbauen geht schneller
Das Gebot der Stunde für Spätstarter lautete bislang: Conversion-Modelle, also als Verbrenner konzipierte Autos, auch auf E-Antrieb umbauen. Die Vorteile solcher Parallel-Modelle: Sie sparen Millionen, sind schnell entwickelt und lasten die Produktionskapazitäten des Modells aus. Nachteil: Ein umgebautes E-Auto ist ein Kompromiss. Das heisst nicht, dass es kein gutes Auto ist. Aber die Vorteile des E-Antriebs kann so ein Zwilling etwa beim Raumangebot nicht richtig ausnutzen, ebenso wenig bietet er die bestmögliche Reichweite.
Aber werden solche Conversion-Modelle noch gekauft? Analysten von Jato Dynamics haben sich mal die europäischen Zulassungen genau angeschaut. Aktuell sind unter anderem Citroën C4 oder Hyundai Kona, Opel Corsa und Mokka oder Peugeot 208 und 2008, der Renault Twingo und Volvo XC40 als Verbrenner und E-Auto im Verkauf. Das verblüffende Resultat: Der Absatz solcher Conversion-Typen an Stromern hat bis Ende 2020 stetig zugenommen und macht europaweit gute 30 Prozent aus.
Erfolgreicher Kompromiss
Beim Hyundai Kona sind europaweit heute 67 Prozent Stromer, 15 Prozent reine Verbrenner und der Rest Hybride. Sogar der inzwischen zugunsten des ID.3 eingestellte VW E-Golf lief europaweit hervorragend. Aber: Seit der ID.3 da ist, knüpft er nicht nur nahtlos an, sondern verkauft sich sogar nochmals besser.
Die Doppel-Strategie funktioniert in der aktuellen Modellgeneration verblüffend gut und neigt sich doch dem Ende zu. Es entstehen derzeit nun überall reine Elektro-Plattformen, um die E-Zukunft zu sichern. Und die können mit mehr Platz, mehr Aerodynamik und mehr Reichweite punkten und dürften dann auch preislich in wenigen Jahren dasselbe Niveau wie die Verbrenner erreichen.