VW: Das vermeidbare Diesel-Desaster
Noch immer belasten die laufenden Strafprozesse und Schadensersatz-Zahlungen um manipulierte Abgaswerte die Autobranche: Der Dieselskandal bleibt virulent. Nicht nur, aber vor allem beim VW-Konzern. Hätten Manager wie der 2015 zurückgetretene VW-Boss Martin Winterkorn (76, im Bild links) oder der 2018 sogar inhaftierte Audi-Chef Rupert Stadler (60, rechts) gleich mit den Behörden kooperiert und nicht immer nur genau das zugegeben, was eh nicht mehr zu leugnen war, wäre der Imageschaden für den Diesel und diese Marken nicht derart immens ausgefallen. Schon eine glaubhafte Entschuldigung zu Beginn hätte da Wunder gewirkt – siehe hierzu den Mercedes-Elchtest-Skandal (unten).
DeLorean: Ein Traum platzt am Kokain
Jeder kennt den Edelstahl-Flügeltürer aus «Back to the Future». Der Ex-Automanager John DeLorean (1925–2005) erfüllte sich damit seinen Bubentraum. Die britische Regierung lockte den Ami mit Geld nach Nordirland, um das Auto dort zu bauen. Doch als es 1981 losgeht, kauft den untermotorisierten (132 PS) und lausig verarbeiteten DMC-12 niemand. DeLorean ist in höchster Geldnot auf der Suche nach Investoren, als ihm FBI-Agenten einen Kokain-Deal vorschlagen. Zwar wird DeLorean später freigesprochen – aber die Affäre der Nagel zum Pleite-Sarg. 1982 ist der Traum ausgeträumt. Ob Mitte 2024 der Neustart der Marke mit einem Elektrosportwagen gelingt?
Opel: Der Mann, der seine Marke verrät
Vor José Ignacio López (83) war Opel der VW-Erzkonkurrent. Als der Verkauf wegen schlapper Konjunktur erstmals hakt, sendet Mutter General Motors (GM) López 1987 zu Opel. López spart, bis am nagelneuen Kadett-Nachfolger Astra Rost und Pannen blühen und den Ruf ruinieren. Dann wirbt VW ihn plötzlich ab. Opels Geheimpläne für neue Modelle nimmt López mit zu VW (wo er fürs Amoksparen bald «Würger von Wolfsburg» heisst und eingebremst wird). VW muss später 100 Millionen US-Dollar Schadenersatz zahlen, für eine Milliarde GM-Teile ankaufen – López kommt mit 400’000 DM Strafe davon. Opel leidet bis heute unter der Imagekrise von damals. Und Kaputtsparen nennt man in der Autobranche seither den «López-Effekt».
Mercedes: Der Stern steht auf der Kippe
So meistert man Krisen! Die Mercedes A-Klasse ist 1997 – vor 25 Jahren – eine innovative Sensation. Und kippt beim Elchtest, einem Ausweichmanöver schwedischer Autojournalisten, um. Mercedes mauert nur ganz kurz, besinnt sich dann schnell des eigenen guten Rufs: Man entschuldigt sich glaubhaft, übt mit Plüsch-Elchen sogar – zuvor bei Mercedes undenkbar – Selbstironie und gibt Abermillionen aus, um alle A-Klassen mit dem selbst erfundenen, aber noch teuren Schleuderschutz ESP nachzurüsten. Was andere Kompakte wie den VW Golf bald zum Nachrüsten zwingt. So bleibt am Ende vom Skandal im Hinterkopf zurück, dass der Stern Sicherheit ernst nimmt. Perfekt gelöst!
Ford: Feuertote kommen uns billiger
Nur die Realität kann so unfassbare Kaltschnäuzigkeit erfinden: Beim US-Autobauer Ford weiss man vorab, dass der 1970er Pinto eine Todesfalle wird. Schon bei relativ leichten Auffahrunfällen platzt der Tank – und die Türen verklemmen! Aber im «Pinto Memo» rechnet Ford nach: 180 Verbrannte kosten uns 50, Änderungen am Auto aber 120 Millionen US-Dollar. Der Pinto kommt unverändert und in ihm mindestens 60 Menschen um. Erst Verurteilungen zu unerwartet hohen Entschädigungszahlungen bewegen Ford zu Änderungen am «viersitzigen Barbecue» (Spottname). Bis heute dient dieser Skandal in Uni-Vorlesungen zur Businessethik als Negativbeispiel. Lerneffekt? Null: Nach Pneuplatzern und Überschlägen beim 1990er Explorer streiten sich Ford und Firestone 200 Tote lang, wer Schuld hat, ehe man Millionen von Reifen austauscht.
Chevrolet: Unsicher bei jedem Tempo
Bis heute wird gestritten, ob Chevrolet die Warnungen der Ingenieure nicht ernst genug genommen hatte oder Verbraucherschützer Ralph Nader (88) übers Ziel hinausgeschossen war. Nader klagte im Buch «Unsafe at any speed» (dt. «Unsicher bei jedem Tempo») an, der 1959er Chevrolet Corvair mit Heckmotor neige zu sehr plötzlichem Ausbrechen des Hecks. Wie bei fast allen Heckmotor-Autos also – zumal denen damals noch alle heute möglichen Fahrassistenten fehlten. Doch Naders Buch plus arrogantes Abwiegeln der Chevrolet-Mutter General Motors killen bald den Corvair-Absatz: Trotz Fahrwerks-Änderungen im vierten Jahr läuft der Corvair dann 1969 aus.