Neues Logo, elektrifizierte Modelle: Bei Dacia beginnt ein neues Zeitalter
Günstig wird Grün

Der Renault-Konzern steckt im Umbruch, und auch die Budget-Tochter Dacia stellt sich neu auf. Erstes sichtbares Zeichen ist ein neues Logo, aber der Wandel geht viel tiefer, erklärt die Schweizer Dacia-Chefin Claudia Meyer.
Publiziert: 24.06.2022 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2022 um 17:58 Uhr
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Dacia wird Grün – Khaki-Grün. So nennt Renaults Budget-Tochter ihre frisch eingeführte neue Hausfarbe (v. l.: Dacia-Modelle Jogger, Sandero Stepway, Duster, Spring und Sandero).
Andreas Faust

Dacia wird Grün – Khaki-Grün. So nennt Renaults Budget-Tochter ihre frisch eingeführte neue Hausfarbe. Man könnte auch sagen: Petrol-Grün. Aber das wäre natürlich die völlig falsche Symbolik. Schliesslich ist auch Dacia Teil des grossen Umbruchs hin zur Elektromobilität, den der Konzern gerade vollzieht.

Der Startschuss fiel diese Woche: Wer ab sofort einen neuen Dacia bestellt, bekommt ihn ab dem vierten Quartal mit neuem Logo und frischem Schriftzug geliefert. Selbst intern wurde schon über den Flaschenöffner gespottet; das bisherige Emblem, das aus dem Wappen in der Front der ersten Dacia-Modelle abgeleitet war. Neu werden die Vokale getilgt – übrig bleiben ein fettes D und C, die so kombiniert werden, dass sie wie ein Netzwerksymbol aus der IT-Technologie wirken. Dazu gibts neue Design-Details, ein paar technische Anpassungen und künftig nur noch zwei Ausstattungslevels. Ebenfalls neu ist eine App, mit der sich Dacias per Augmented Reality konfigurieren lassen. Und eine Limitierung auf 180 km/h Spitze für alle Modelle. Was faktisch nichts ändert, da nur der Duster überhaupt so schnell ist.

Käufererwartungen ändern sich

Dacia reiht sich damit ein unter jene Marken, die in den letzten Monaten ebenfalls ihre Logos plattgemacht haben – sprich: vom Dreidimensionalen auf die digital auf Bildschirmen besser darstellbare Zweidimensionalität geändert haben. «Dass wir auf einen Schlag unser optisches Erscheinungsbild auf allen Modellen umstellen, ist schon besonders», sagt Claudia Meyer (53), Chefin von Dacia Schweiz. Bei vielen Marken mache ein Modell beim neuen Logo den Anfang – danach dauere es dann Monate, bis die gesamte Palette auf neustem Stand sei. «Eine neue Corporate Identity ist nicht günstig – mit unserem Ansatz hoffen wir, die Investition auch in Aufmerksamkeit umsetzen zu können.»

Im letzten Jahr verkaufte Dacia europaweit rund 537'000 Fahrzeuge; die Marke ist zudem Nummer drei bei den Privatkundenverkäufen in Europa. Mit der frischen Optik hofft Meyer auf weitere Käuferkreise. «In der Vergangenheit haben sich unsere Kunden oft zwischen einer jungen Occasion oder einem neuen Dacia entschieden», sagt sie. «2008 kam jeder Zweite vom Gebrauchtwagenmarkt, heute ist es weniger als jeder Dritte.» Jetzt spüre sie zudem, dass in Zeiten von Corona-Pandemie, Lieferproblemen bei vielen Konsumgütern und der geopolitischen Lage die Kundschaft ihre Ansprüche überdenken. Müssen es beim neuen Auto immer überbordende Funktionen sein? «Wir rüsten unsere Modelle mit dem für die Kunden Wesentlichen und Sinnvollen aus, das auch in ihre Budgetvorstellung passt», erklärt Meyer. Dabei helfe, dass viele Funktionen heute über Software statt teure Bauteile realisiert werden könnten.

Kleinere Stückzahlen, aber null Rabatte

Ausserdem spiele der Umbruch im gesamten Neuwagenmarkt Dacia in die Hände. «Lange Zeit zählten bei vielen Marken nur hohe Stückzahlen, zu deren Erreichung enorme Preisnachlässe gewährt wurden», sagt Meyer. Dacia habe hier aber nie partizipiert. «Jetzt ist der Markt ehrlicher geworden.» Weil die Rabatte vom Tisch seien, komme ein Teil des Marktes jetzt neu zu Dacia. Dabei würden auch die Werke im rumänischen Pitesti und im marokkanischen Tanger mit effizienter Auslastung und tiefen Produktionskosten helfen.

Die finanzielle Stabilität ist notwendig. Denn der längst angestossene Übergang zur Elektromobilität und die dazu bereits eingegangenen Verpflichtungen müssen bezahlt werden. Dacia ist fester Bestandteil der Renaulution, wie sie CEO Luca de Meo (55) nennt: Im Januar 2021 verkündet, soll das Konzept den gesamten Renault-Konzern neu aufstellen. Mit sieben rein elektrischen Modellen bis 2025, rund 20 Prozent Umsatz aus Services und Dienstleistungen bis 2030 und einer rein elektrischen Modellpalette in Europa im gleichen Jahr. Schon 2025 will de Meo eine Konzernmarge von fünf Prozent erzielen.

Dacia wird technisch aufgewertet

Dazu soll auch Dacia beitragen – und werde massiv vom Umbruch profitieren, so Meyer, die in der Schweiz auch Renault leitet. Mit neuen elektrischen Generationen der Massenmodelle R4 und R5 würden Elektroantriebe in grossen Stückzahlen lanciert und damit auch für Dacia erschwinglich.

Lange rollte die Marke technisch hinter der Konzernmutter her und trug jene Antriebe auf, die bei Renault längst ihr Geld verdient hatten. Ganz ähnlich zur zweiten Ex-Ostblock-Marke Skoda, die im VW-Konzern eine ähnliche Rolle spielte. Diese fährt aber längst gleichauf und gar elektrisch. Diesen Weg hat auch Dacia längst eingeschlagen und soll ihn bei der Elektrifizierung nun einschlagen.

Französischer Charme à la Ostblock

Am Anfang waren die alten Römer: Im Jahr 1952 als Autowerk Pitesti in Rumänien gegründet, firmierte der LKW-Zulieferer ab 1967 als Dacia – nach der einstigen römischen Provinz Dakien. Doch die Strippen im Hintergrund zog der französische Autobauer Renault, dessen Modelle Renault 8 und 12 als Dacia 1100 (Bild) und 1300 in Lizenz gebaut wurden und dank West-Technik im kommunistischen Ostblock beliebt waren. Nach dessen Zusammenbruch spannte die Marke zunächst mit Peugeot zusammen, doch 1999 kaufte Renault die Anteilsmehrheit. Heute ist Dacia eine 100-prozentige Renault-Tochter.

BROSSARD, Yannick

Am Anfang waren die alten Römer: Im Jahr 1952 als Autowerk Pitesti in Rumänien gegründet, firmierte der LKW-Zulieferer ab 1967 als Dacia – nach der einstigen römischen Provinz Dakien. Doch die Strippen im Hintergrund zog der französische Autobauer Renault, dessen Modelle Renault 8 und 12 als Dacia 1100 (Bild) und 1300 in Lizenz gebaut wurden und dank West-Technik im kommunistischen Ostblock beliebt waren. Nach dessen Zusammenbruch spannte die Marke zunächst mit Peugeot zusammen, doch 1999 kaufte Renault die Anteilsmehrheit. Heute ist Dacia eine 100-prozentige Renault-Tochter.

Mit dem Spring hat die Marke bereits einen Stromer im Programm. Im kommenden Jahr startet mit dem Crossover Jogger der Einstieg in die Hybridtechnologie; die neue Generation des SUV Duster wird später folgen. Und Anfang 2025 kommt dann das neue Markenflaggschiff auf Basis des Concept Cars Bigster mit rein elektrischen Versionen. Keine Angst vor Imageverlust, wenn sich Dacia mit der Elektrifizierung noch Zeit lässt? «Nein, die meisten Elektroautos sind heute noch Zweitwagen – und dafür haben viele unserer Kunden nicht das Budget», sagt Meyer. Dacia könne es sich daher leisten, bei der E-Mobilität nicht ganz vorne mit dabei zu sein. Wird mit der Elektrifizierung auch höher eingepreist? «Wir werden unsere Preise immer vernünftig gestalten – sonst begäben wir uns in ein neues Konkurrenzumfeld und würden loyale Kunden verlieren. Wir bleiben auf den Gesamtmarkt gesehen in unserer Preisliga.»

Einen möglichen Erfolgsfaktor für die Zukunft hat Dacia allerdings eingebüsst. Erst letzten September war Miles Nürnberger (46) als neuer Designchef zur Marke gestossen, nachdem er vorher drei Jahre den britischen Sportwagenbauer Aston Martin als Verantwortlicher in Form gebracht hatte. Im Mai kehrte er allerdings schon wieder zum alten Arbeitgeber zurück. Skepsis gegenüber der Renaulution? Nein – Familiensache: Seine Frau arbeitet ebenfalls bei Aston.

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