Der Renault 4 hat einst Wüsten durchquert, Berge erklommen und zugleich die klassenlose Mobilität für französische Bourgeoisie und ländliche Hippie-Kommunen ermöglicht. Zum 60. Geburtstag geht die Legende auf Rädern nun in die Luft: Mit dem Air4 hat Renault gemeinsam mit dem Designzentrum The Arsenale ein futuristisches Show-Vehikel geschaffen, das statt auf Reifen auf vier Doppelpropeller setzt. Als Quadrocopter verlässt der Air4 mit Elektropower die Strassen und steht so wie einst sein Urahne für Unabhängigkeit und Freiheit.
«Um den 60. Geburtstag des R4 gebührend zu feiern, wollten wir zum Abschluss des Jubiläumsjahrs etwas Unkonventionelles schaffen», erklärt Renault-Marketing-Direktor Arnaud Belloni. «Die fliegende Air4-Studie ist ein augenzwinkernder Ausblick, wie die Ikone in weiteren 60 Jahren aussehen könnte.» Das ist allerdings gar nicht so unmöglich. Denn kürzlich kündigte Renault-Chef Luca de Meo (54) ein mögliches Comeback des R4 als reines Elektroauto an. Die Neuauflage des einstigen Budget-Autos, damals grosser Konkurrent des Citroën 2CV Döschwo, dürfte sich die Plattform mit dem ebenfalls als Stromer neu kommenden R5 teilen, damit wohl knapp 140 PS leisten und rund 400 Kilometer Reichweite haben.
Komplett aus Kohlefaser
Doch zurück zum Air4. Dieser ist ein komplett aus Kohlefaser gefertigtes, flugfähiges Vehikel. Die vier Doppelpropeller an den Ecken umschliessen die zentral positionierte Kabine mit der typischen R4-Silhouette. Zugang zum Interieur erhält der «Fahrer», indem er das komplette, an der Front fixierte Chassis anhebt.
Höchste Karosseriesteifigkeit war Voraussetzung, um Schub und Steigungskräften standzuhalten. Das erforderte intensive Tests. Gestützt auf generative Designtechniken und künstliche Intelligenz KI benötigten die Entwickler für Simulationen mehrere Terabyte an Daten, um das Konzept zu verfeinern, bevor die ersten Flugversuche erfolgten.
In der Luft 26 Meter pro Sekunde schnell
Power zieht der rein elektrische Air4 aus Lithium-Polymer-Akkus und erreicht dank kräftiger E-Motoren eine horizontale Höchstgeschwindigkeit von 26 Metern pro Sekunde bei einer Neigung von 45 Grad während des Flugs. Das entspricht knapp 94 km/h. Der Quadrocopter kann bis auf eine Höhe von 700 Meter steigen, die Startgeschwindigkeit ist aus Sicherheitsgründen auf vier Meter pro Sekunde begrenzt.
Natürlich hofft Renault-Chef Luca de Meo, dass die von ihm in Aussicht gestellte mögliche Neuauflage eines rein elektrischen R4 punkto Absatzzahlen dereinst ebenso fulminant abheben wird wie die Jubiläumsstudie Air4.