Neuer Levante Hybrid: Wirds den Fans jetzt zu bunt?
Was ist bloss mit Maserati los?

Bei Maserati regt sich nicht nur farblich was: Mit dem Levante Hybrid wirds jetzt auch elektrisch. Aber Konzernmutter Stellantis plant schon viel weiter in die Zukunft der Nobelmarke.
Publiziert: 26.07.2021 um 04:25 Uhr
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Was ist bloss mit Maserati los? «Fuoriserie bicolor» nennt sich die neuste Idee der Maserati-Designer.
Foto: Zvg
Andreas Faust und Wolfgang Gomoll

Luxus in schreienden Farben: Eine Hälfte gelb, die andere blau – bei diesem Maserati Levante dürfte es manchem Fan der Marke zu bunt werden. Extravaganz ist schön und gut – und gehört zur Tradition des italienischen Sportwagenbauers. Aber müssen sich die Designer dazu gleich von den Einsatzfahrzeugen der Sanitätspolizei Bern inspirieren lassen?

Maserati hatte es zuletzt nicht leicht. Die Edel-Limousinen Ghibli und Quattroporte sind in den Grundzügen schon sieben bzw. acht Jahre alt; das Coupé Gran Turismo und das Gran Cabrio längst ausgelaufen. Und auch der als eine Art Rettungswagen gedachte Levante, erster SUV der Marke und 2017 lanciert, schaffte es nicht, das ehrgeizige Ziel der Konzernmutter Fiat zu knacken: die Maserati-Stückzahlen auf 50'000 Autos im Jahr zu pushen.

Neue Modelle, mehr Hochspannung

Aber jetzt solls wieder aufwärtsgehen. Seit Januar gehört auch Maserati wie alle ehemaligen Marken von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) zum neuen Stellantis-Konzern. Doch schon vorher wurde ein neuer Kurs abgesteckt – mit frischen Modellen und schrittweiser Elektrifizierung. Letztere startet jetzt mit dem Ghibli und eben dem Levante Hybrid im Schwedenfahnen-Look.

«Fuoriserie bicolor» nennt sich das zweifarbige Schauspiel, das auch an VWs Polo Harlekin oder den Peugeot 308 GTi erinnert. Doch viel wichtiger ist der milde Hybridantrieb unterm Blech. Wie im Ghibli kombinieren die Italiener einen Zweiliter-Benziner mit einem 48-Volt-Riemenstarter-Generator und einem elektrischen Verdichter, der die vier Brennräume mit Lufthochdruck versorgt. «Dieser Antriebsstrang war von Anfang an für den Levante gedacht», sagt Ingenieur Corrado Nizzola – obwohl der Levante als SUV gut 200 Kilogramm mehr als ein Ghibli auf die Waage bringt und alle Räder angetrieben sind.

Vier Zylinder plus E-Motor

Nur vier Zylinder statt V6 oder V8? Mit 330 PS und einem maximalen Drehmoment von 450 Newtonmetern gibt der fünf Meter lange SUV den freundlich-sportlichen Signore. Dazu passt die komfortable Abstimmung des Luftfeder-Fahrwerks, die sich im Sport-Modus noch angenehm strafft. Grundsätzlich ist Sport das Programm der Wahl, weil dann der elektrische Verdichter und der E-Motor konsequenter an einem Strang ziehen. Dann hängt der Levante gieriger am Gas, und der fauchende Vierzylinder gibt sein Bestes gegen über zwei Tonnen Leergewicht.

In sechs Sekunden erreicht der Levante Hybrid die 100 km/h-Marke und ist bis zu 240 km/h schnell. Im Normalfall schiebt die Hinterachse an. Per blitzschneller Lamellenkupplung, die innert 150 Millisekunden schliesst, engagiert sich je nach Querbeschleunigung auch die Vorderachse. Beim Verbrauch gibt Maserati einen Wert von 10,7 l/100 Kilometer gemäss WLTP-Messzyklus an. Wir kamen bei unseren Testfahrten auf 11,9 l/100 km.

Maserati Levante Hybrid

Motor 2.0-R4-Benziner mit elektrischem Verdichter, 330 PS (243 kW), 450 Nm@2250/min, Achtgang-Automat, Allradantrieb, 48-Volt-Bordsystem
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,0 s, Spitze 240 km/h
Masse L/B/H = 5,01/1,98/1,69 m, 2090 kg, Ladevolumen 580–1600 l
Verbrauch Werk 10,7 l/100 km, 243 g/km CO2, Energie k.A.
Preis ab 88'400 Fr.

Motor 2.0-R4-Benziner mit elektrischem Verdichter, 330 PS (243 kW), 450 Nm@2250/min, Achtgang-Automat, Allradantrieb, 48-Volt-Bordsystem
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,0 s, Spitze 240 km/h
Masse L/B/H = 5,01/1,98/1,69 m, 2090 kg, Ladevolumen 580–1600 l
Verbrauch Werk 10,7 l/100 km, 243 g/km CO2, Energie k.A.
Preis ab 88'400 Fr.

Aussen bunt, innen barock: Das Interieur brilliert mit Leder, Seiden-Sitzbahnen aus den Webstühlen der Edel-Modemarke Ermenegildo Zegna und endlich einem neuen Infotainment. Dessen 8,4 Zoll grosser Touchscreen ist zwar kleiner als bei der Konkurrenz, aber Grösseres passt eben auch nicht ins Levante-Cockpit. Dafür spielt er auf einem Google-Betriebssystem, das drahtlose Updates verarbeiten kann, spiegelt Smartphones und bietet sogar eigene Apps.

Der milde Hybrid ist neu der günstigste Levante und startet ab 88'400 Franken. Und er ist erst der Anfang: Der Mega-Maserati MC20 rollt demnächst zu den Händlern, und schon im September wirds erste Infos zum neuen SUV unterhalb des Levante namens Grecale geben. Und wenn Konzernmutter Stellantis ihre grosse Elektro-Offensive startet, wird eine der vier Stromer-Plattformen auch für Maserati konzipiert – irgendwann ist dann fertig mit V6 und V8. Die Zukunft der Marke mit dem Dreizack könnte so rosarot und grün werden. Nur bitte nicht auf einer Karosserie.

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