Hing Maserati zuletzt am Tropf der ehemaligen Fiat-Konzernschwester Ferrari und musste Technik für teures Geld übernehmen, wird die Marke mit dem Dreizack künftig wieder eigenständiger. Für die Initialzündung sorgt der neue Supersportler MC20, der gegen Porsche 911 Turbo S, McLaren 720S oder Ferrari Roma antritt. Dazu lanciert Maserati bis 2025 fünf weitere Modelle wie den SUV Grecale auf Alfa-Stelvio-Basis, neue GranTurismo-/GranCabrio-Varianten sowie Nachfolger von Quattroporte und Levante – alle auch mit elektrifiziertem Antrieb.
Optimistisch versprach Mike Manley (57), letzter CEO von Fiat-Chrysler vor der Fusion mit PSA zu Stellantis Anfang 2021: «2020 war das letzte Jahr, in dem Maserati Verluste geschrieben hat. Jetzt geht es nur noch aufwärts.» Für die neue Eigenständigkeit spricht auch der Motor des MC20. Der doppelt aufgeladene Dreiliter-V6 wurde in Eigenregie entwickelt und entspricht dem V12 aus dem MC12, allerdings bei halbiertem Hubraum. Dennoch leistet der «Nettuno» (Neptun) getaufte Motor im MC20 630 PS und 730 Nm.
Mehr Power bei weniger Verbrauch
Das Besondere am neuen Motor ist die sogenannte Maserati Twin Combustion (MTC), eine Vorkammer-Einspritzung plus Doppelzündung, ähnlich wie in der Formel 1. Bei hoher Last wird nur das Gemisch in der Vorkammer über dem eigentlichen Brennraum entzündet. Diese Flammen bringen dann durch mehrere Düsen auch das Gemisch in der Hauptkammer zur Explosion. Bei niedriger Last zündet erst die Kerze im grossen Brennraum und erst dann das Vorzimmer. So schafft Maserati die Emissionsvorgaben trotz der hohen PS-Leistung und reduziert den Verbrauch um rund 30 Prozent. Dazu kommt, dass der Motor deutlich kompakter ist und perfekt ins Mittelmotor-Konzept des MC20 passt.
Doch wie fährt sich der Supersportler? Ohne grosse Verrenkungen gleiten wir in die bequemen Sitzschalen und finden schnell die ideale Position. Nichts von spartanischer Enge. Das Cockpit überflutet uns nicht mit viel Infotainment – ein 10,25-Zoll-Bildschirm und ein gleich grosser Monitor für Instrumente reichen. Die Gestaltung dieser Instrumente war aber noch nie die grosse Stärke der Italiener.
In 2,9 Sekunden auf Tempo 100
Per Knopfdruck wecken wir den Sechszylinder. Anders als bei Ferrari wählen wir im MC20 den Fahrmodus nicht am Lenkrad, sondern per Drehknopf auf der Mittelkonsole. Im «GT»-Reisemodus gibt der Maserati-Sportler den Gentleman und bügelt Querfugen komfortabel weg. Richtig zur Sache gehts in «Sport» und «Corsa». Dann sprintet der 1475-Kilo-Zweisitzer in 2,9 Sekunden auf 100 km/h und wird 326 km/h schnell. Bei solchen Tempi hilft eine ausgefeilte Aerodynamik, die ohne auffällige Spoiler auskommt und den MC20 bei Tempo 300 mit 180 Kilo auf den Asphalt presst. Die Gangwechsel des Achtgang-Doppelkupplungs-Automaten gehen angenehm geschmeidig vonstatten.
Spider und reine E-Variante folgen
Dank ausgeglichener Achslast-Verteilung von 50:50 Prozent und Mittelmotor-Konzept bleibt der Hecktriebler in engen Kurven und schnellen Links-rechts-Kombinationen lange neutral. Wenn man es übertreibt, meldet sich das Heck, zuckt freundlich und unterstützt Querdynamik. Die als Brake-by-Wire ausgelegte Karbon-Keramik Bremse packt kräftig zu, fühlt sich aber etwas synthetisch an.
Der jetzt erhältliche Maserati MC20 kostet ab 221’950 Franken und wird später auch als offener Spider und mit rein elektrischem Antrieb erhältlich sein.