Tempo heisst auf Englisch Speed. Und mit diesem Zusatz bezeichnete Bentley bisher immer die stärksten und schnellsten Versionen seines Luxus-Coupés Continental GT. Aber immer rollten diese erst als letzte Version im Lebenszyklus des edlen Vierplätzers an.
Doch die Zeiten ändern sich: Den riesigen W12-Motor, der seit über 20 Jahren den GT Speed vorantrieb, hat Bentley ausgemustert – zu viel Verbrauch und zukünftige Abgasgrenzwerte schaffte er auch nicht. Also steckt künftig der 4,0-Liter V8 mit zwei Turboladern aus dem Technikregal von Konzernmutter Volkswagen unter der langen Haube. Aber wie die Leistungslücke zum fetten Zwölfzylinder von einst füllen?
Acht Zylinder plus Strom
Die Lösung heisst natürlich: Strom. Und so rollt die rundum überarbeitet neue Generation auf der Plattform des Vorgängers – sozusagen eine Mega-Überarbeitung – jetzt als Speed mit Plug-in-Hybridantrieb an. Der Verbrenner steuert dabei 600 PS (441 kW) bei, ein Elektromotor im 8-Gang-Automatikgetriebe liefert weitere 190 PS (140 kW). Einfach addieren lassen sich die Daten nicht, weil nie beide Motoren zugleich mit voller Leistung unterwegs sind.
Insgesamt kommt der neue Continental GT Speed also auf 782 PS (575 kW). Also 32 PS mehr als BMWs Mega-SUV XM Label Red, das mit gleichem Antriebskonzept daherkommt: Bentleys neuer ist das stärkste Serienauto der Marke überhaupt. Rein elektrisch liegen neu 81 Kilometer Reichweite drin. Dank eines Batteriepakets von 25,9 Kilowattstunden sogar bis zu einer Spitze von 160 km/h. An der heimischen Wallbox lädt man ihn unter drei Stunden wieder voll.
Antrieb Plug-in-Hybrid, 4.0-l-V8-Biturbo-Benziner, 600 PS (441 kW), E-Motor 190 PS (140 kW), Systemleistung 782 PS (575 kW), 1000 Nm, 8-Gang-Doppelkupplung, Allradantrieb, Batterie 25,9 kWh (netto), Reichweite 81 km
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,3 s, Spitze 335 km/h
Masse L/B/H 4,90/1,97/1,40 m, Leergewicht 2459 kg, Laderaum 260 l
Umwelt k.A.
Preis k.A.
Antrieb Plug-in-Hybrid, 4.0-l-V8-Biturbo-Benziner, 600 PS (441 kW), E-Motor 190 PS (140 kW), Systemleistung 782 PS (575 kW), 1000 Nm, 8-Gang-Doppelkupplung, Allradantrieb, Batterie 25,9 kWh (netto), Reichweite 81 km
Fahrleistungen 0–100 km/h in 3,3 s, Spitze 335 km/h
Masse L/B/H 4,90/1,97/1,40 m, Leergewicht 2459 kg, Laderaum 260 l
Umwelt k.A.
Preis k.A.
Da wankt nichts
Und wie fährt sich all das? Blick durfte schon im getarnten Vorserienmodell auf die Rennstrecke. Weil das Gewicht dank der 200 Kilogramm schweren Batterie jetzt fast ausgeglichen auf beide Achsen verteilt ist, bleibt der 2,3 Tonnen schwere Luxusliner in Kurven ohne Untersteuern sauber in der Spur. Per 48-Volt-Bordsystem wird eine aktive Wankstabilisierung gespeist, die Seitenneigung der Karosserie eliminieren soll – damits den Passagieren bei der Kurvenhatz nicht schlecht wird. Allradantrieb sorgt für optimale Traktion, eine Allradlenkung für kinderleichtes Parkieren und mehr Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten, weil dann die Hinterachse parallel zu den Vorderrädern mitlenkt.
Auf dem Papier spurtet der Continental GT in nur 3,3 Sekunden von 0 auf Tempo 100 und wird bis 335 km/h schnell. Ausprobieren konnten wir Letzteres nicht. Bei knapp 260 km/h mussten wir voll auf die Bremse – zu kurz ist die Start-Ziel-Gerade der Castelloli-Rennstrecke bei Barcelona (E).
Viele LEDs sehen mehr
Zum Stromstoss für den Antrieb wurde auch die Optik überarbeitet: Vorbei ists mit dem klassischen Vieraugen-, pardon, Vier-Scheinwerfer-Gesicht von Bentley. Neu strahlen LED-Matrixscheinwerfer mit variabler Strassenausleuchtung nach vorne, darüber liegt wie eine grimmig zusammengekniffene Augenbraue der Strich des Tagfahrlichtes. Schliesslich soll man den neuen Antrieb auch von aussen erkennen können, sagt Robin Page, seit September Bentleys neuer Chefdesigner.
Im Interieur war ihm Reduktion wichtig, das richtige Mass von Tasten gegenüber der komplizierteren Bildschirmbedienung, aber auch die Handwerkskunst. Materialien, Verarbeitung, das Verstecken des unvermeidlichen Hartplastiks – darauf legt er besonderen Wert. Kunden mit Lust auf mehr können sich bei der hauseigenen Veredelungsabteilung namens Mulliner ihr Auto massschneidern lassen.
Warum noch kein Stromer?
Und warum hat Bentley nicht gleich den Schritt zum Elektro-Continental getan? Weil der einerseits zu gross für manchen Kunden geworden wäre. Und weil die dafür nötige grosse Elektroplattform im VW-Konzern noch in der Mache ist. Diesen Übergang soll nun Porsches Ex-Motorsportchef Frank Walliser managen, der kürzlich den zu Aston Martin abgewanderten Ex-CEO Adrian Hallmark abgelöst hat.
Los gehts mit dem neuen Continental GT Speed – und zeitgleich auf dem Cabriolet namens GTC Speed – im Laufe des dritten Quartals 2024. Die Preise stehen allerdings noch nicht fest. Und wenn gleich zu Anfang schon die Speed-Version startet, dürfte wohl auch noch eine weitere Variante darunter erscheinen.