Neuer Astra: Testfahrt mit dem Schweizer Opel-Chef
Endlich in Freiheit

Ende Juni startet Opels neue Astra-Generation. Aber ist sie dann trotz Ukrainekrieg und Teileknappheit auch lieferbar? Wir drehten mit Opel-Schweiz-Chef Andreas Bückmann eine Runde und fragten nicht nur danach.
Publiziert: 08.05.2022 um 17:05 Uhr
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Ende Juni startet Opels neue Astra-Generation.
Foto: Valeriano Di Domenico
Andreas Faust

Das Duell geht in die nächste Runde: Erst Ende Juni rollt die sechste Generation des Opel Astra in die Schweiz – nächster Anlauf gegen den ewigen Konkurrenten VW Golf. Wir sitzen schon drin im Astra mit dem Opel-Schweiz-Chef: «Opel Manta gegen Golf GTI – das war in den 1980ern das grosse Ding», sagt Andreas Bückmann (53) und grinst. Aber die Zeiten hätten sich geändert.

Definitiv: VW ist längst auf dem Elektrotrip, und Opel hat unter dem Dach von Stellantis die Gängeleien der Ex-Mutter General Motors abgeschüttelt. «Schon nur das Design – da waren ja einige Autos nicht der Weisheit letzter Schluss», erinnert sich Bückmann. Jetzt habe Opel endlich die Freiheiten, die man brauche. Denn: «Es gibt keine schlechten Autos mehr – deshalb ist Design der Hauptgrund für die Kaufentscheidung», sagt Bückmann. In Zeiten, in denen alle Hersteller zu den gleichen Technologien der Zulieferer Zugang hätten, sei es das echte Unterscheidungsmerkmal.

Gradliniger im Design

Hat Opel denn genug Platz zwischen den vielen Stellantis-Marken? «Wir sind die deutsche Marke im Konzern», erklärt Bückmann. «Unsere Autos sind gradliniger, klarer gestaltet.» Er zeigt ins Cockpit. «Peugeot hat mehr Chrom, Riffelungen auf den Tasten, alles viel verspielter.» Dafür achte Opel besonders auf die Sitze. «Früher habe ich das Gütesiegel für Marketing gehalten – aber aus unseren Sitzen steige ich wirklich entspannter nach Langstrecken aus.» Und Opel sei konsequent: Ob Benzin, Diesel oder Strom – der Name bleibe bei Astra, statt Kunden mit neuen Bezeichnungen zu verwirren.

Auf zur Testfahrt dem Zürichsee entlang. Smartphone koppeln klappt auf Anhieb – los gehts. Der Plug-in-Hybrid mit 180 PS Systemleistung surrt ab Anfahren immer elektrisch los. Bis zu 60 Kilometer soll er stromernd schaffen; bei unserem mit 85 Prozent Batteriefüllung sinds noch 49. Und der Astra ist stur. Selbst im Hybridmodus verweigert der Benziner konsequent die Arbeit, egal wie heftig wir das Gaspedal treten. Über Land meldet er sich, aber in der Innenstadt fährt der Astra zuerst die Batterie leer. Mancher Pendler dürfte wochenlang keinen Tankwart sehen, wenn er konsequent an der Steckdose nachlädt.

Kein XXL-Touchscreen, dafür Übersicht

Super ist die Übersicht im Cockpit; die Displays wölben sich zum Fahrer – «hinter echtem Glas», sagt Bückmann – und Opel hat der Versuchung eines Tablet-grossen Touchscreens widerstanden. Dafür durften die Tasten und Regler für Klimaanlage und Radiolautstärke bleiben. Platz bleibt satt, auch wenn der Fond nicht ganz optimal für Grossgewachsene ist. Und in den Kofferraum passen 352 bis 1268 Liter Gepäck trotz der Hybridbatterie, die auch noch Raum einnimmt. Beim Fahrwerk ist der Astra straffer unterwegs als die Stellantis-Brüder Peugeot 308 und Citroën C4.

Hier poppt Opel auf

Beim Händler gibts ihn noch nicht, aber anschauen und samstags sogar Probe fahren kann man den neuen Opel Astra schon: In Opels Design-Pop-up am Zürcher Utoquai 55, der seit diesem Wochenende für zwei Monate täglich ausser sonntags geöffnet ist. Termine zum Herumkurven lassen sich online buchen.

Beim Händler gibts ihn noch nicht, aber anschauen und samstags sogar Probe fahren kann man den neuen Opel Astra schon: In Opels Design-Pop-up am Zürcher Utoquai 55, der seit diesem Wochenende für zwei Monate täglich ausser sonntags geöffnet ist. Termine zum Herumkurven lassen sich online buchen.

Ende Juni kommen die ersten Fahrzeuge in die Schweiz; für den 180-PS-Plug-in muss man dann mindestens 39'370 Franken zahlen. Aber wird auch ausgeliefert, trotz Teilemangel und Ukraine-Konflikt? «Die Zeiten des bis ins Detail selbst konfigurierten Autos neigen sich dem Ende zu», sagt Bückmann. Die Gesellschaft gehe derzeit über die Bücher punkto ihrer Bedürfnisse und deren Erfüllung. Beim Auto zähle Lieferbarkeit mehr als der massgeschneiderte Traumwagen. «Wie bei allen Herstellern gibts auch bei uns Lieferverzögerungen. Aber wir haben mit entsprechenden Schweizer Modell-Linien aus unserer Erfahrung typische Konfigurationen definiert, welche die Händler ab Lager werden liefern können.» Klar werde mancher Kunde auch selbst in die Optionsliste schauen wollen – aber eben mit dem Risiko, dass die Lieferung dann etwas länger dauert.

Ab 2028 solls nur noch elektrische Opel-Modelle geben – sind die Kunden dazu schon bereit? Bückmann zuckt die Schultern: «Ich persönlich finde den Schritt absolut richtig. Und CO₂-neutrale Mobilität ist ja auch der erklärte politische Wille – auch die Gesellschaft insgesamt will sie. Also müssen wir liefern.» Noch mache ihm die Ladeinfrastruktur Sorgen; vor allem Vermieter sähen noch nicht die Marktchancen, die Ladesäulen in der Tiefgarage für sie eröffnen könnten. Aber es bleiben ja noch sechs Jahre Zeit.

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