Uwe Hochgeschurtz (59) kennt die Schweiz wie seine Westentasche. Von April 2014 bis Mai 2016 leitete er die Schweizer Dependance von Renault und führte 2021 kurzzeitig sogar die sogenannten DACH-Märkte, also Deutschland, Österreich und die Schweiz, beim französischen Autobauer. Im Juli 2021 dann der Karriere-Boost: Als Nachfolger von Michael Lohscheller amtiert er nun als CEO von Opel. Lohscheller hatte die Marke nach der Übernahme durch PSA stabilisiert, Hochgeschurtz muss sie nun im Stellantis-Konzern in die Zukunft führen.
Sie sind seit bald fünf Monaten Opel-Chef in Rüsselsheim. Wie lautet Ihr erstes Fazit?
Uwe Hochgeschurtz: Das waren mit die spannendsten und abwechslungsreichsten Monate meines Lebens. Zumal die Weltpremiere des neuen Astra direkt auf meinen ersten Arbeitstag gefallen ist. Die positive Resonanz auf unser jüngstes Familienmitglied hat mich sehr gefreut. Auch die Ankündigung, dass es ab 2023 davon eine rein batterieelektrische Variante geben wird, ist sehr gut angekommen.
Bei Opel gehts bergauf. Der Corsa verkauft sich sehr gut. Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Wie wollen Sie den wirtschaftlichen Aufschwung beibehalten?
Der Corsa war im Herbst das meistverkaufte Auto Deutschlands. Und unsere übrigen Modelle schlagen sich ebenfalls sehr erfolgreich. Auf unserem hart umkämpften Heimatmarkt Deutschland steigern wir jetzt schon seit 14 Monaten in Folge unseren Marktanteil. Insgesamt hat Opel in den vergangenen Jahren kontinuierlich beeindruckende wirtschaftliche Ergebnisse präsentiert. Insgesamt stehen wir damit so stark da wie schon sehr lange nicht mehr. Jetzt wollen wir unsere Marke weiter profilieren und emotionalisieren – und natürlich weiter profitabel wachsen.
Uwe Hochgeschurtz (59) ist in Köln geboren, hat Betriebswirtschaft in Deutschland (Wuppertal und Köln), England (Birmingham) und Frankreich (Paris Dauphine) studiert. Seine Karriere begann 1990 bei Ford. 2001 wechselte er ins Marketing der VW-Nutzfahrzeugsparte. 2004 kam der passionierte Radfahrer Hochgeschurtz zu Renault, wo er sich unter anderem um das Marketing kümmerte und als Managing Director auch den Import und Vertrieb in der Schweiz und Österreich verantwortete. Seit 1. September 2021 ist er nun Opel-Chef in Rüsselsheim (D).
Uwe Hochgeschurtz (59) ist in Köln geboren, hat Betriebswirtschaft in Deutschland (Wuppertal und Köln), England (Birmingham) und Frankreich (Paris Dauphine) studiert. Seine Karriere begann 1990 bei Ford. 2001 wechselte er ins Marketing der VW-Nutzfahrzeugsparte. 2004 kam der passionierte Radfahrer Hochgeschurtz zu Renault, wo er sich unter anderem um das Marketing kümmerte und als Managing Director auch den Import und Vertrieb in der Schweiz und Österreich verantwortete. Seit 1. September 2021 ist er nun Opel-Chef in Rüsselsheim (D).
Wie wollen Sie das schaffen?
Die Zeichen sind positiv, dass es weiter bergauf geht. Besonders mit Blick auf unsere Elektrifizierungs-Offensive. Schon heute bieten wir neun elektrifizierte Modelle an – inklusive unseres kompletten Transporter-Portfolios. Bis 2024 werden wir von jedem Modell eine elektrifizierte Version anbieten. Dieses Tempo bei der Elektrifizierung wird uns einen Vorteil verschaffen, und wir werden neue Kunden gewinnen.
Opel will bis 2028 eine rein elektrische Marke sein. Keine Angst, dass dies verfrüht ist und Sie sich so einigen Märkten verschliessen?
Jeder muss für sich entscheiden, welche Richtung er einschlägt. Wir sind überzeugt, dass es keine Alternative zum Elektrofahrzeug gibt und dass wir damit einen Grossteil des Marktes abdecken. Auf unseren internationalen Märkten ausserhalb Europas werden wir bei entsprechender Nachfrage weiterhin Modelle mit Verbrennungsmotor anbieten. Zudem haben wir gerade mit dem Opel Vivaro-e Hydrogen den ersten Brennstoffzellen-Transporter an einen Grosskunden übergeben.
Sind Brennstoffzellenfahrzeuge eine echte Alternative?
Absolut. Wobei sich diese Technik zunächst bei den Nutzfahrzeugen durchsetzen wird. Der Vivaro-e Hydrogen ist in drei Minuten aufgetankt und hat dann 350 Kilometer Reichweite – plus 50 Kilometer elektrische Reichweite aus der geladenen Batterie. Wir haben uns übrigens für unsere batterieelektrischen Fahrzeuge vorgenommen, dass wir in Zukunft in einer Minute für 30 Kilometer Strom laden.
Wie soll das gehen? Aktuell sind die elektrischen Opel nicht gerade für schnelle Ladezeiten bekannt.
Schon heute laden Sie einen Corsa-e oder Mokka-e an einer Schnellladesäule in 30 Minuten bis zu 80 Prozent auf. Wir sind mit unseren Ladezeiten schon heute wettbewerbsfähig, wenn Sie uns nicht gerade mit hochpreisigen Sportwagen vergleichen. Und mit den nächsten Modellgenerationen, die auf den neuen Stellantis-Plattformen basieren, werden wir führend bei Ladezeiten und Reichweite.
Wann?
Ab 2024. Dann werden wir die Technologien haben, um extrem schnell zu laden, und können noch grössere Reichweiten bieten. Ausserdem produzieren wir ab 2025 unsere eigenen Hochleistungsbatterien im Werk Kaiserslautern. An diesem Gemeinschaftsprojekt hat sich vor einigen Wochen auch Mercedes beteiligt. Mit dieser Gigafactory sind wir in Zukunft deutlich weniger abhängig von ausländischen Zulieferern.
Und der neue Opel Manta soll dann ab 2025 für Emotionen sorgen?
Genau, wir werden den Manta Mitte der Dekade zu neuem Leben erwecken. In einer neuen, attraktiven Form und rein elektrisch. Damit wird der Manta-e wieder ein Elektroauto von Opel sein, das jeden Kilometer Spass macht und bezahlbar sein wird. Damit treffen wir genau den Nerv der Menschen, wie man auch am Corsa-e und Mokka-e sieht.
Wie frei ist Opel im Stellantis-Konzern bei der Modellplanung?
Wir entwickeln und designen unsere Autos hier in Rüsselsheim. Da redet uns keiner rein. Aber mit dieser Freiheit gehen auch Pflichten einher. Wenn man sie hat, muss man auch sicherstellen, dass diese Fahrzeuge sich gut verkaufen. Natürlich nutzen wir dabei die Synergieeffekte unseres Stellantis-Konzerns, die sich bei den Technologien und dem Einkauf ergeben.
Sie könnten also auch eine Konzern-Plattform oder -Technologie ablehnen?
Natürlich könnten wir das. Ich spreche jede Woche mindestens zwei Mal mit unserem Konzernchef Carlos Tavares auch über solche Themen. Wir sind in unseren Entscheidungen sehr, sehr frei. Wenn wir aber eine Plattform nicht nutzen wollen, sondern eine grössere oder eine kleinere, dann müssen wir auch die Verantwortung dafür übernehmen und in der Lage sein, mit diesem Auto Geld zu verdienen.