Früher mussten Autos für jede Anpassung und Optimierung in die Werkstatt. Oder man griff zum Schraubenzieher und baute das neue Radio, den Audio-Verstärker oder die coolen Nebelscheinwerfer selbst ein. In der schönen neuen Autowelt genügen für Upgrades Updates der Software – wie beim Smartphone oder Laptop. Dann gibts im Handumdrehen mehr Ladeleistung beim Elektroauto, eine Vorheizung der Batterie oder eine neue App im Infotainment.
Auch der VW ID.4 GTX der Blick-Redaktion – Dauertester für ein Jahr – musste kürzlich zum Update. Verständlich: Bei manchen neueren VWs und auch Modellen der Schwestermarken hakt es zum Beispiel beim Infotainment. Problem erkannt, signalisierte kürzlich der neue VW-Chef Thomas Schäfer und kündigte schnelle Nachbesserungen an. Doch kaum war unser ID.4 wieder zurück, war die Verwirrung gross: Hats geklappt – oder nicht? Schon im Sommer hätte er neue Software bekommen sollen, aber der Eingriff wurde verschoben. Jetzt gabs den zweiten Versuch beim Winterpneu-Termin – oder doch nicht?
Update oder kein Update?
Der Werkstattbericht der Amag sagt: Es hat funktioniert! Neu fahre der Dauertester mit der Software-Version 2.4 statt der bisherigen 2.3. Aber als wir im Infotainment in den Systeminformationen nachschauen, steht dort 2.3. Und die Liste der Software-Änderungen, die man ebenfalls abrufen kann, ist leer! Und: Das Auto kann nichts Neues – jedenfalls stellen wir nicht fest, dass sich auf der Benutzeroberfläche irgendetwas verändert hätte. Also doch kein Update?
Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm@1/min, 1-Stufen-Automat, 4x4, Akku 77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h, Laden AC/DC 11/125 kW, Reichweite WLTP 476 km, Test min/max/Schnitt 311/518/386 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, Gewicht 2381 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 23,2/20,0 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A
Preise ID.4 GTX ab 64'000 Fr., Testwagen inkl. Optionen 71'880 Fr., Basis-ID.4 (ID.4 Pro, 174 PS, 4x2) ab 52'400 Fr.
Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm@1/min, 1-Stufen-Automat, 4x4, Akku 77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h, Laden AC/DC 11/125 kW, Reichweite WLTP 476 km, Test min/max/Schnitt 311/518/386 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, Gewicht 2381 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 23,2/20,0 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A
Preise ID.4 GTX ab 64'000 Fr., Testwagen inkl. Optionen 71'880 Fr., Basis-ID.4 (ID.4 Pro, 174 PS, 4x2) ab 52'400 Fr.
Die Lösung stecke wie so oft im Kleingedruckten, sagt VW-Pressesprecher Christian Frey von der Amag. Es stimme: Nach dem Update für 2.4 zeigen VWs ID-Modelle noch immer an, dass Software 2.3 auf ihren Systemen die Musik spiele. Aber entscheidend sei die Zeile vier der Systeminformationen: Bei Version 2.3 stehe dort der Code «0910», bei 2.4 die «0912» – so wie nun auch bei unserem Dauertester.
Neue Funktionen könne man in der Tat nicht finden: Die Software 2.4 sei vor allem ein Systemupdate im Hintergrund. Bisher musste unser Dauertester für frische Software noch zum Garagisten. Neu könne er sie jetzt «over the air» einspielen, also berührungslos über das Mobilfunknetz – wie beim Smartphone. Ausserdem verbessere sie das Temperaturmanagement der Batterie, könne also mehr Reichweite bringen.
Der grosse Sprung kommt erst noch
Sorry, VW, da lagen wir also daneben. Trotzdem: Die Angabe 2.3 im Infotainment stiftet Verwirrung – sicher auch bei manchem VW-Kunden. Und in der Tat waren die Updates bei VWs ID-Modellen bisher nicht so ganz einfach: Für die Software 2.4 musste auch die 12-Volt-Batterie (hat nichts mit dem Fahrakku zu tun) durch eine mit höherer Kapazität ersetzt werden, sonst wäre der Autoelektronik während des langen Updates der Strom ausgegangen. Und dann ist 2.4 nur die Vorstufe zum wirklich grossen Schritt mit der Version 3.0.
Die sollte ab dem zweiten Quartal 2022 neue Funktionen wie mehr Ladeleistung (neu 135 statt nur 125 kW), Überarbeitungen von Routenplaner, Head-up-Display und den Ladeanzeigen und sogar zwei neue Assistenzsysteme für automatisierten Spurwechsel und das selbsttätige Einparkieren bringen. Schade – die beiden letzteren brauchen Sensorik, die in schon ausgelieferten Autos nicht eingebaut ist. Und: Das Update verzögerte sich werksseitig um vier bis fünf Monate.
Software ist der Schlüssel
«Eine unbefriedigende Situation», sagt Frey dazu. Zumal die Software bei VW künftig die entscheidende Rolle bei der Entwicklung neuer Modelle spielen soll. Mittelfristig soll sie gar deutlich zum Umsatz beitragen, wenn Kundinnen noch nach dem Kauf des Autos einfach per App und Update neue Funktionen dauerhaft oder auf Zeit hinzukaufen können.
Irgendwann soll jetzt auch unser Dauertester ID.4 GTX «over the air» sein Update auf Software 3.0 erhalten. Und wir sind gespannt, ob's damit noch vor dem Testabschluss im Dezember klappt.