«Houston, wir haben ein Problem!» Der Funkspruch aus dem Cockpit der Saturn-V-Rakete im April 1970 ans Nasa-Kontrollzentrum in Texas (USA) ist weltbekannt. Für die Astronauten der Apollo-13-Mission Richtung Mond gings damals um Leben und Tod. Bei unserem Langzeittest des ID.4 GTX ist die Situation weit weniger dramatisch. Der Elektro-SUV in cooler rot-schwarzer Doppellackierung ist auch nach knapp zwölf Monaten auf dem Markt die Elektro-Rakete unter den VW-Stromern. Maximal 299 PS leisten die beiden E-Motoren an Vorder- und Hinterachse zusammen – genug, um den meisten anderen Verkehrsteilnehmern an der Ampel locker davonzufliegen.
Doch so gerne wir im flüsterleisen Raumgleiter über den Asphalt schweben – ganz reibungslos verlief der Dauertest bisher nicht: Weder das Software-Update auf VWs Betriebssystem 2.4 im Frühjahr noch das Update auf die neuste Software-Version 3.0 Anfang November haben funktioniert. Nach den mehrtägigen Werkstattaufenthalten ohne Ergebnis senden wir einen Hilferuf: Wolfsburg, wir haben ein Problem. Ein Software-Problem!
ID.4 noch ohne Updates
Wir fragen nach bei VW-Pressesprecher Christian Frey von Importeur Amag. Auch bei ihm macht sich Ernüchterung breit: «Die aktuelle Situation ist für uns als Importeur, aber auch für unsere Kunden in der Schweiz unbefriedigend. Laut Volkswagen in Wolfsburg soll in den nächsten Wochen das Update 3.0 ‹Over the air› in verschiedenen Wellen in ganz Europa, auch bei uns, umgesetzt werden.» Über die Gründe der Verzögerung lässt sich nur mutmassen. Offiziell heissts, das Update auf die Software 3.0 sei Anfang November «noch nicht 100-prozentig ready» gewesen – man wollte kein Risiko eingehen. Doch ein Blick in die Systeminfos unseres ID.4 zeigt: Auch die Version 2.4, die längst bereitliegt, wurde beim letzten Werkstattbesuch nicht aufgespielt.
Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm@1/min, 1-Stufen-Automat, 4x4, Akku 77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h, Laden AC/DC 11/125 kW, Reichweite WLTP 476 km, Test min/max/Schnitt 311/518/386 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, Gewicht 2381 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 23,2/20,0 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A
Preise ID.4 GTX ab 64'000 Fr., Testwagen inkl. Optionen 71'880 Fr., Basis-ID.4 (ID.4 Pro, 174 PS, 4x2) ab 52'400 Fr.
Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm@1/min, 1-Stufen-Automat, 4x4, Akku 77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h, Laden AC/DC 11/125 kW, Reichweite WLTP 476 km, Test min/max/Schnitt 311/518/386 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, Gewicht 2381 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 23,2/20,0 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A
Preise ID.4 GTX ab 64'000 Fr., Testwagen inkl. Optionen 71'880 Fr., Basis-ID.4 (ID.4 Pro, 174 PS, 4x2) ab 52'400 Fr.
Die nicht erfolgten Updates haben direkte Konsequenzen für den Testbetrieb: Denn mit der Software 3.0 wäre zum einen die DC-Schnellladeleistung von bisher maximal 125 auf immerhin 135 Kilowatt angehoben worden – eine Verbesserung, die dem ID.4 GTX besonders auf langen Autobahnetappen zugutekommen würde. Auch der bisher nur mässig überzeugende E-Routenplaner fürs Navi, der die Ladestopps auf Langstrecken optimal berechnet, hätte vom Update profitiert. Ausserdem hätte das Update die Sprachbedienung optimiert und neue Anzeigen für das Head-up-Display mit Augmented-Reality-Funktionen bereitgestellt.
Wolfsburg muss nachlegen
Unser Zwischenfazit nach 15'000 Kilometern: Punkto Software muss Wolfsburg dringend nachlegen. Auch, um die Probleme mit dem nach wie vor langsam reagierenden Infotainmentsystem und immer wieder ausfallenden Assistenzsystemen endlich in den Griff zu kriegen. Denn so sehr der VW ID.4 GTX mit hervorragenden Fahreigenschaften überzeugt; ohne gute Software hat es heute jedes moderne Auto schwer (Auch interessant: Wie Software die ganze Autobranche umkrempelt).