Das ist der neue Familien-SUV von VW
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Allradler mit 299 PS:Das ist der neue Familien-SUV von VW

VW ID.4 GTX Dauertest-Zwischenbilanz
Dieser Stromer ist manchmal zu heiss

Nach 10'000 Kilometern mit dem elektrischen VW-SUV ID.4 GTX ziehen wir ein erstes Zwischenfazit im Ein-Jahres-Dauertest. Der GTX ist ein sportlicher Reisewagen. Nur manchmal gar zu heiss.
Publiziert: 26.06.2022 um 03:13 Uhr
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Nach 10'000 Kilometern zieht die Blick-Autoredaktion eine erste Zwischenbilanz im Ein-Jahres-Dauerlauf des VW ID.4 GTX.
Foto: Timothy Pfannkuchen
Timothy Pfannkuchen

Die beste aller Ehefrauen kocht. Nicht in der Küche oder innerlich – sondern auf dem Beifahrersitz und buchstäblich: «Unser» elektrischer Ein-Jahres-Dauertester VW ID.4 GTX ist kein Freund von Sommerhitze. Verlässt man den Fahrersitz, um etwa kurz was zu fragen, will er klug sein und schaltet sich ab. Womit verbliebene Insassen dann mangels Klimaanlage umgehend grilliert werden. Wie einst Zündung und Lüftung anlassen? Geht nur, wenn man daran denkt, «Sofort klimatisieren» im Display zu drücken. Oder die App nutzt. Sonst lüftet nichts – unangenehm bei 30 Grad.

Hinzu kam jüngst eine Art Hitzschlag bei Bergabfahrt mit gerade vollgeladenem Akku. «Ihr Fahrzeug wird zu heiss und deshalb automatisch klimatisiert» erscheint im Display. Ehe man «Nanu?» denken kann, beginnt die Heizung, Warmluft zu blasen, und sperrt die Klima-Bedienung. Einzige Lösung, um nicht selbst einen Hitzschlag zu bekommen: Fenster auf – wie früher. Immerhin verschwand der dreimal aufgetretene Effekt nach ein, zwei Minuten. VW sagt: Eine Sicherheits-Funktion, die den bergab gewonnenen, im vollen Akku nicht speicherbaren Strom abbaut, indem es Verbraucher zuschaltet – und eine Sache nur der älteren Software-Version. Ein aktuelles Update soll derlei künftig eliminieren.

Diese Assistenz macht Sinn

Sonst ist das sportlich gestylte Topmodell des ID.4 längst ein sehr beliebter Gefährte der Autoredaktion – und zwar auch auf Langstrecken. Zum Beispiel, weil seine Assistenzsysteme richtig was draufhaben. Ein Beispiel: Rechtzeitig vor Gemeinden beginnt der ID.4 selbst zu verzögern und gewinnt optimal Strom zurück, bis er am Ortsschild genau 50 km/h fährt – perfekt und, falls man das nicht haben will, per Antippen des Gaspedals simpel übersteuerbar.

VW ID.4 GTX 4Motion

Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm@1/min, 1-Stufen-Automat, 4x4, Akku 77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h, Laden AC/DC 11/125 kW, Reichweite WLTP 476 km, Test min/max/Schnitt 311/518/386 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, Gewicht 2381 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 23,2/20,0 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A
Preise ID.4 GTX ab 64'000 Fr., Testwagen inkl. Optionen 71'880 Fr., Basis-ID.4 (ID.4 Pro, 174 PS, 4x2) ab 52'400 Fr.

Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm@1/min, 1-Stufen-Automat, 4x4, Akku 77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h, Laden AC/DC 11/125 kW, Reichweite WLTP 476 km, Test min/max/Schnitt 311/518/386 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, Gewicht 2381 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Test 23,2/20,0 kWh/100 km = 0/0 g/km CO₂, Energie A
Preise ID.4 GTX ab 64'000 Fr., Testwagen inkl. Optionen 71'880 Fr., Basis-ID.4 (ID.4 Pro, 174 PS, 4x2) ab 52'400 Fr.

Auch sonst ist im GTX Entspannung angesagt. Der ungeheuer geräumige Fond, die bequemen Sitze, leiser Lauf, die überaus komfortable Federung und trotzdem richtig viel Fahrspass, etwa auf Passstrassen: alles perfekt – ganz im Gegensatz zum trotz Verbesserungen lahm aufstartenden Infotainment. Alles andere als träge ist der 299 PS (220 kW) deftige, sehr seidige Allradantrieb. Souveräne Fahrleistungen bei gerade mal drei, vier Franken Strom (beim Laden daheim) je 100 Kilometer – hier ist der GTX ein heisser Typ.

Meist über 370 Kilometer

Bleibt die Gretchenfrage aller Elektriker: Wie weit kommt der Familien-SUV? Meist über 370 Kilometer – zuverlässig und fast unabhängig von Topografie, Winterkälte oder Kühlen im Sommer. Gut so! In Zahlen: Bislang sind es minimal 311, maximal 518 und im Schnitt 386 Kilometer. Unsere anfängliche Kritik an der wie beim verwandten Skoda Enyaq für heutige E-Massstäbe betulichen Ladeleistung (AC/DC 11/125 kW) müssen wir wie schon im GTX-Dauertest-Auftaktbericht relativieren: Im Alltag passts.

Ebenso wie der ganze, ab 62'500 Franken anrollende GTX. Im GTX ist Stromern ganz normal, Elektro ist im Alltag gelandet. Wer von uns wieder in ein Verbrenner-Testauto wechselt, ist plötzlich genervt von Lärm und Anfahrschwäche, rauem Lauf und Schaltrucken, vom Verbrennen teuren Sprits und vom Rauspusten von Abgasen. Gespannt sind wir auf das Ergebnis des Software-Updates, das VW unserem ID.4 jetzt verpasst: Dann soll es zu schnellerem Infotainment auch mehr Ladeleistung geben.

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