Ja zu Europa: Neuer Plug-in-Hybrid für Mitsubishis Eclipse Cross
Sinneswandel dank Hochspannung

Klein ist schön – unter diesem Motto steht Mitsubishis im Frühjahr verkündete neue Strategie. Sie sieht mehr Aktivitäten in Asien, aber Stagnation in Europa vor. Doch intern regt sich Widerstand.
Publiziert: 27.09.2020 um 07:46 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2020 um 12:32 Uhr
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Dieses Bild ist schon historisch: Mitsubishis Rallye-Pajero an der Rallye Paris–Dakar 2005. Damals war die Marke Seriensieger bei der Langstreckenrallye durch die Wüste.
Andreas Faust

Ende Mai präsentierte die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi ihre neue Strategie. Schon die Inszenierung der Video-Pressekonferenz machte klar, wer Herr im Allianz-Haus ist: Renaults Management referierte aus einem hell erleuchteten Studio, Nissans Leitung thronte wie ein Zentralkomitee. Und Osamu Masuko (1949–2020) und Takao Kato (57), Präsident und CEO von Mitsubishi Motors? Sassen wie unbeteiligt im Finstern, beleuchtet nur von einem Scheinwerfer über ihnen, und hoben kaum mal den Kopf. Man musste Mitleid mit ihnen haben.

Zumal die Nachrichten schlecht waren: Absatzeinbruch, Corona, mangelnde Effizienz – die Allianz steckt in der Krise, will Kosten sparen, die Modellpalette straffen und markenübergreifend auf gemeinsame Technologie aufbauen. Ausserdem sollen sich Renault und Nissan auf ihre Kernregionen konzentrieren. Und Mitsubishi? Bleibt vor allem das Spielfeld Asien. Kein Wort zum Europageschäft. Bis auf den Hinweis, es werde bis auf weiteres hier keine neuen Modelle geben. Anfang August 2020 tritt Masuko zurück und verstirbt Ende Monat 71-jährig an Herzinsuffizienz. Kato wird sein Nachfolger. Spekulationen schiessen ins Kraut: Was wird aus Mitsubishi in Europa, wenn die bestehenden Modelle ihr Zyklusende erreicht haben?

In Asien eine Macht

Dabei liegen hinter Mitsubishi schon turbulente Jahrzehnte. Gegründet wird der Konzern als Reederei 1870, vor 150 Jahren; die Autosparte kommt 1970, also vor 50 Jahren, hinzu. In der asiatischen Wirtschaftskrise Ende der 90er-Jahre balanciert sie am Rande des Bankrotts. Mercedes-Mutter Daimler-Chrysler übernimmt erfolglos und lässt Mitsubishi drei Jahre später wieder fallen. Aber die Marke kämpft sich zurück, meistert die Finanzkrise von 2008 und arbeitet sich dank guter Marktanteile in Ost- und Südostasien mit Kleinwagen und dem Pick-up L200 beharrlich aus den Schuldenbergen heraus. Bis sie im April 2016 Schummeleien bei den Verbrauchswerten einiger Modelle für den japanischen Markt zugeben muss. Einbruch des Aktienkurses; Nissan greift zu, übernimmt 34 Prozent und bringt Mitsubishi in die Allianz mit Renault ein. Noch 2017 gibts einen Wachstumsplan für Europa, der jetzt schon gekippt scheint.

Doch SonntagsBlick weiss: Kato rechnet wieder mit Europa. Noch im laufenden Geschäftsjahr, das in Japan Ende März 2021 endet, wird der 2018 lancierte Kompakt-SUV Eclipse Cross überarbeitet und erhält einen neuen Plug-in-Hybridantrieb. Und der soll dann doch auch nach Europa kommen.

Deutlich besser als der Gesamtmarkt

Treibende Kraft hinter Katos Sinneswandel soll der seit drei Jahren amtierende deutsche Mitsubishi-Chef Kolja Rebstock sein. Unter ihm hat Mitsubishi beim nördlichen Nachbarn seine Verkäufe mehr als verdoppelt – auf 54'000 Fahrzeuge 2019. Eine Erfolgsgeschichte, die Rebstock nicht gefährden will. Auch in der Schweiz ist die Marke selbst in diesem Krisenjahr 2020 stabiler unterwegs als viele andere: nur 13,3 Prozent Minus bei einem Gesamtmarkt-Minus von 35,6 Prozent bis Ende August. Erfolgsgarant ist laut Marketingleiter Erich Hunold der Kleinwagen Space Star – er macht mehr als die Hälfte der rund 2300 Verkäufe aus. «Das Auto ist preislich attraktiv, und die Konkurrenten in diesem Segment werden weniger.»

Plug-in-Hybride helfen beim CO2

Der Eclipse Cross als zweiter Plug-in-Hybrid neben dem technisch ausgeklügelten Outlander würde nicht nur bei den Verkäufen, sondern auch bei der Einhaltung der jüngst verschärften CO2-Grenzwerte helfen. Darüber hinaus täte aber eine stringente Modellplanung not. Zuletzt hatte Mitsubishi immer wieder mit Concept Cars neue SUVs angekündigt, aber mit dem Eclipse Cross erst eines davon für Europa umgesetzt. Ausserdem bedient sich die Marke noch nicht bei der Technik der Allianz, um die Entwicklungskosten zu drücken. Aber ein erster Schritt Richtung europäische Zukunft scheint gemacht.

Scheitern könnte Katos Umschwenken wohl nur noch an japanischen Traditionen. Die Revision einer Entscheidung muss in Japan gut begründet werden. Und Respekt vor Amt und Würden gebietet dort ein paar Monate Karenz, bevor ein neuer CEO Ideen und Massnahmen seines Vorgängers – und erst recht eines Verstorbenen – hinterfragt.

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