Renault muss sparen, nicht erst seit der Corona-Krise. Deshalb streicht der französische Autobauer in den kommenden drei Jahren weltweit fast 15'000 Arbeitsplätze und will so rund zwei Milliarden Euro einsparen. Das teilte der Konzern, der derzeit noch 180'000 Mitarbeitende weltweit beschäftigt, in Paris mit. «Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht», sagte Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard.
Bereits 2019 hatte Renault Verluste eingefahren. Die Corona-Krise verschäft die Situation zusätzlich. Anfangs Woche hatten Renault und seine Allianzpartner Nissan und Mitsubishi eine neue Aufteilung der Märkte und der Entwicklungskompetenzen vorgestellt, mit der Allianz-weit die Kosten um rund 40 Prozent gesenkt werden sollen.
Das erfordert nun auch harte Einschnitte bei Renault. Wenig überraschend: Der Löwenanteil von 10'000 Stellen fällt im Ausland weg; in Frankreich werden es 4600 sein. Zudem versicherte Renault bereits, die wichtige Batterieproduktion für künftige Elektromodelle in Frankreich zu belassen. Ob sich die traditionell konfliktfreudigen Gewerkschaften in Frankreich davon werden beschwichtigen lassen, muss sich zeigen.
Werke und Modelle stehen auf der Kippe
Denn: Der Renault-Sparplan gibt detailliert die Richtung an. Die Produktion soll digitaler werden, Werksneubauten in Marokko und Rumänien werden ausgesetzt. Zudem steht die Zukunft des Werks in Dieppe (F) auf der Kippe, in dem derzeit der Sportwagen Alpine A110 gebaut wird. Die Erforschung und Umsetzung innovativer Systeme der Kreislaufwirtschaft soll im französischen Standort Flins konzentriert werden, womit auch das Werk in Choisy-le-Roi (F) in eine unsichere Zukunft schaut. Diese Massnahmen sollen 650 Mio. Euro an Einsparungen bringen.
Durch mehr Gleichteile in den Modellen sollen weitere 800 Millionen Euro eingespart werden. Renault wird in der Allianz künftig Klein- und Kompaktwagen, kleine Elektro-Modelle, Elektronik und Vernetzung und konventionelle Antriebe verantworten. Nissan und Mitsubishi werden sich daraus als sogenannte Follower mit möglichst geringem Kostenaufwand bedienen. Im Allianz-Strategieplan ist bereits ersichtlich: Familienvans (Scenic und Espace) und die Mittelklasse-Limousine Talisman werden wohl keinen Nachfolger bekommen.
Zusätzliche Staatshilfen nötig
Renault beziffert die Kosten für das Sparprogramm auf 1,2 Miliarden Euro. Für die Rückkehr zur Profitabilität ist Renault auch auf die Hilfe der französischen Regierung angewiesen, die 15 Prozent der Anteile hält. Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hat bereits ein acht Milliarden Euro schweres Hilfspaket für die französische Autobranche angekündigt. Zudem benötigt Renault staatliche Hilfen von rund fünf Milliarden Euro, über die derzeit verhandelt wird.
Am Vortag hatte Allianzpartner Nissan einen Stellenabbau in ähnlicher Grössenordnung, harte Kostenkürzungen, eine kleinere Modellpalette in Europa und die Streichung von 20 Prozent der Produktionskapazität angekündigt. Das Werk Barcelona (Spanien) soll dazu bis 2023 geschlossen werden. CEO Makoto Uchida entschuldigte sich für massive Fehler und will auf die Hälfte seines Fixgehalts verzichten.
Im Geschäftsjahr 2019/20 (Geschäftsjahre gehen in Japan von April bis März) fuhr Nissan einen Nettoverlust von 6,2 Miliarden US-Dollar ein. Derzeit zahlt Nissan bei jedem produzierten Auto 0,4 Prozent drauf, statt 2,7 Prozent zu erlösen wie im Vorjahr. Erst im zweiten Halbjahr 2021 erwartet Nissan eine Verbesserung.