Fehlende Zukunftspläne
Tesla wird von der Normalität eingeholt

Das Flair eines Start-ups bei Tesla ist weg. Der US-Elektro-Pionier ist inzwischen ein fast normaler Autobauer. Damit verliert Tesla auch einiges von seinem Sex-Appeal.
Publiziert: 27.03.2023 um 04:21 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2023 um 10:31 Uhr
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Tesla-Boss Elon Musk kann am Investoren-Tag in Texas die hohen Erwartungen nicht erfüllen.
Foto: zVg
Wolfgang Gomoll

Bei Tesla läuft vieles anders, als bei traditionellen Autoherstellern. Und dennoch wird der amerikanische Elektroauto-Pionier diesen immer ähnlicher – auch wenn das Tesla-Boss Elon Musk (51) nicht gerne hört. Er nennt seine Jahrespressekonferenz «Investor Day» oder auch mal «Battery Day», aber am Ende erzählt auch er nur, wie gut es seiner Firma läuft und wohin der Weg in den nächsten Jahren führen soll.

Tesla besitzt einen Coolness-Faktor, von dem viele Autohersteller nur träumen können. Doch auch die Tesla-Coolness verliert langsam ihren Glanz. Die Autos verkaufen sich inzwischen so gut, dass das Unternehmen seit einigen Jahren Gewinne schreibt. Gerade das Model 3 und Model Y sind inzwischen auf unseren Strassen allgegenwärtig. In den letzten zwei Jahren grüsste jeweils ein Tesla-Modell von der Spitze der Schweizer Verkaufshitparade – 2021 das Model 3, letztes Jahr das Model Y.

Warten auf Masterplan 3

Trotz dieser zunehmenden Normalität fiebert die Fangemeinde des US-Elektro-Bauers jeweils auf die «Tesla-Days» hin und giert nach mit viel Tamtam verkündeten Neuigkeiten. Und Musk will seine Jünger nicht enttäuschen und versprach im Vorfeld des aktuellen Investoren-Tags «eine Botschaft voller Hoffnung und Optimismus». Gerüchten nach wollte er seinen Masterplan 3 verkünden.

Doch dieser Ausblick auf die kommenden Jahre bleibt Musk an der Veranstaltung in Texas (USA) schuldig. Und auch die versprochene Hoffnung in seiner Botschaft sucht man vergebens. Auf der Bühne stehen zwar zwei zugedeckte Autos, doch keines wird enthüllt. Musk kündet zwar den Baby-Tesla, Model Q an, der in Mexiko gebaut wird und ab 25'000 Dollar kosten soll. Doch wann das neue Einstiegsmodell auf den Markt kommen wird, bleibt der umtriebige Milliardär schuldig. Vielleicht auch besser so, warten wir doch noch immer auf die schon vor Urzeiten versprochenen Roadster und Cybertruck.

Neue Antriebs- und Ladetechnologie

Immerhin kündigt Musk eine neue Antriebseinheit an: Sie soll mit jeder Form der Batteriechemie kombiniert werden können, rund 1000 Dollar billiger sein, mit 75 Prozent weniger Siliziumkarbid (SiC)-Chips auskommen und deren Elektromotoren keine seltenen Erden mehr benötigen. Kleine Technik-Verbesserungen also, wie wir sie auch von anderen Herstellern kennen, wenn sie keine neuen Modelle vorstellen können.

Schliesslich verliert Elon Musk noch einige Worte zum Ökosystem rund ums Elektroauto und wie erneuerbare Energien am effizientesten genutzt werden können. Tesla setzt auf lokale Energiespeicher wie seine Powerwall und will bis 2025 Autos entwickeln, die per Vehicle-to-Grid (V2G) ins Stromnetz eingebunden werden können. Obwohl Musk selber kaum einen Sinn darin sieht: «Ich glaube nicht, dass sehr viele Leute das bidirektionale Laden nutzen werden, es sei denn, sie haben eine Powerwall. Denn wenn sie ihr Auto ausstecken, bleibt ihr Haus dunkel. Und das ist extrem unpraktisch.»

Enttäuschte Investoren

Unter dem Strich ist der diesjährige Investor Day also eine ziemlich gewöhnliche Musk-Show ohne Überraschungen. Tesla ist in der Normalität der Auto-Branche angekommen. Entsprechend enttäuscht zeigen sich die Investoren und die Tesla-Aktie gibt bereits nach, statt wie erhofft nach oben zu schnellen.

Dass Tesla seinen kreativen Ideen-Reichtum allerdings noch nicht restlos verloren hat, beweist der Autobauer in Europa. Weil Transportschiffe für Autos gerade knapp sind, hat die Elektro-Marke eine Fähre der Reederei TT-Line mit Platz für 450 Fahrzeuge gechartert, um so fertige Stromer von Belgien nach Skandinavien zu verschiffen. Nach der Fahrt in der vergangenen Woche, ist für nächste Woche ein weiterer Transport geplant, bevor TT-Line die Fähre für den Osterreise-Verkehr wieder selber benötigt.

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