TCS-Untersuchung zeigt
E-Autos kommen im Winter 25 Prozent weniger weit

Im Winter verlieren Elektroautos teils massiv an Reichweite. Das lässt sich physikalisch nicht verhindern, variiert aber auch stark von Hersteller zu Hersteller, wie der TCS zusammen mit dem norwegischen Automobilclub NAF ermittelt hat.
Publiziert: 21.03.2023 um 06:50 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2023 um 06:54 Uhr
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Der TCS hat mit dem norwegischen Automobilclub NAF untersucht, wie viel Reichweite 28 Elektroautos im Winter verlieren.
Foto: TOMM W. CHRISTIANSEN
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

Batterien von Elektroautos sind ein bisschen wie wir Menschen. Sie frieren nicht gerne, aber sie mögen es auch nicht zu heiss. Beides führt dazu, dass der Akku weniger gut arbeitet, was sich negativ auf die Reichweite auswirkt.

Tiefe Temperaturen setzen den Energiespeichern im Unterboden der Elektroautos aber deutlich mehr zu als heisse. Das liegt zum einen an der Heizung, die ebenfalls Strom aus dem Akku bezieht. Zum anderen schränkt die Kälte auch die physikalischen Prozesse innerhalb der Batteriezellen ein, was die Leistungsfähigkeit verringert.

28 Stromer im Test

Was heisst das nun für die Besitzer von Elektroautos und ihren Alltag? Der TCS hat zusammen mit dem norwegischen Automobilclub NAF 28 E-Autos einem Reichweitentest unterzogen, um zu ermitteln, wie viel weniger weit die Fahrzeuge bei winterlichen Verhältnissen kommen. Dabei verloren die Stromer durchschnittlich 25 Prozent der vom Hersteller angegebenen Labor-Reichweite aus dem offiziellen WLTP-Zyklus. Im Sommer hatten TCS und NAF schon den gleichen Test durchgeführt. Damals kamen die Stromer deutlich weiter: Ihre reale Reichweite lag nur rund fünf Prozent unter der Werksangabe.

Neuer Winter-Rekord

TCS und NAF haben die 28 E-Autos am 1. Februar 2023 von Oslo aus auf eine 485 Kilometer lange Strecke geschickt. Bei 0 bis -19 Grad fuhren sie durch die Stadt, auf der Autobahn und über Landstrassen einen Bergpass hoch und auf der anderen Seite wieder runter. Doch über die Passhöhe schaffte es mit dem Tesla Model S Dual Motor nur ein Stromer. Den restlichen 27 Modellen ging schon vorher der Strom aus.

Die Batterie des Model S war nach 530 Kilometern komplett leer gefahren. So weit hat es laut TCS und NAF noch kein Elektroauto im Winter geschafft. Auf Platz zwei landete mit dem Model X Plaid nach 444 Kilometern ein weiterer Tesla. Der dritte Podestplatz geht mit 434 Kilometern an den BMW i4 eDrive40.

Die geringste Reichweite hatte ein in der Schweiz nicht erhältlicher Stromer aus China. Der Hongqi E-HS9 kam nur 303 Kilometer weit. Die geringste Winter-Reichweite der bei uns erhältlichen Stromer hatte der VW ID. Buzz Pro mit 310 Kilometern.

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Wer ist am ehrlichsten?

In Relation zur versprochenen Reichweite schneidet ebenfalls das Tesla Model S am besten ab. Die US-Limousine verliert nur 16,4 Prozent Reichweite im Winter. Auf Platz zwei folgt der Kia EV6 GT (-17,7 Prozent) vor dem Tesla Model X Plaid (-18,23 Prozent). Am unteren Ende der Rangliste finden sich der Toyota bZ4X mit 35,8 Prozent Reichweitenverlust im Winter noch hinter dem Skoda Enyaq Coupé RS mit 33,7 Prozent sowie dem Mercedes EQE 300 mit 33,4 Prozent Verlust. Über alle getesteten Autos gesehen hat der chinesische Maxus Euniq6 am besten abgeschnitten (nur 10,5 Prozent Reichweitenverlust), der Toyota bZ4x verliert auch unter Berücksichtigung der getesteten Chinesen am meisten Reichweite aller 28 Stromer.

Weitere winterliche Erkenntnisse

Ausserdem haben TCS und NAF den Verbrauch und das Neuwagenpreis-Reichweiten-Verhältnis ermittelt. Auch hier ist Tesla vorne mit dabei. Das Model Y hat mit 16,6 Kilowattstunden auf 100 Kilometer (kWh/100 km) den geringsten Verbrauch und landet beim Preis-Ranking mit 126 Franken pro Kilometer Reichweite auf Rang vier. Auch der Kia Niro EV überzeugt in beiden Kategorien mit Podestplätzen. Er hat mit 17,2 kWh/100 km den zweittiefsten Verbrauch und mit 123 Fr. das drittbeste Preis-Reichweiten-Verhältnis. Am meisten Reichweite für den Preis bietet die chinesischen Stromer. Unter den in der Schweiz erhältlichen Modellen ist der chinesische JAC e-JS4 mit 106 Franken am günstigsten. Am teuersten ist der BMW i7 mit 403 Franken für jeden Kilometer Reichweite.

Wichtiger Zusatz: Die Reichweiten aus dem Wintertest werden im gewöhnlichen E-Autofahrer-Alltag kaum erreicht. Denn die Experten haben die Batterie jeweils komplett leer gefahren, was man im Alltag tunlichst vermeiden sollte, um die Zellen nicht zu schädigen – Stichwort Tiefenentladung. Abgesehen davon beeinflussen neben der Aussentemperatur auch viele weitere Faktoren die Reichweite, wie Fahrstil, Verkehr oder Topografie die Reichweite.

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