Vielleicht liegts einfach am Trottoir, dass SUVs boomen: Früher hoppelte jeder Kompakte über den Randstein, ohne sich gleich den Spoiler abzufahren. Heute liegen alle tiefer, also brauchts für genug urbane (Boden-)Freiheit einen SUV. Oder eben einen Crossover, sprich einen Fast-SUV im Abenteuer-Look.
Aber nicht deshalb gesellt Kia zur Familie des Golf-Gegners Ceed nach Schrägheck, Kombi und dem Lifestyle-Coupé-Kombi ProCeed die City-SUV-Ausgabe XCeed. Braucht man's? Nein. Will man's? Ja! Sagt der Kunde. Denn solche Kompakt-Crossover boomen derzeit, und mit dem X im Namen macht der schicke Ceed auf einmal die Nachbarn neidisch.
Gleiche Tür, mehr Style
Nur die Vordertüren sind baugleich: Der XCeed wirkt coupéhaft, muskulöser, frecher – und teurer, als er ist. Form statt Funktion? Jein. Die Beinfreiheit ist tadellos, am Kopf wirds grossen Passagieren hinten knapp – mit gleichem Radstand kann eben auch Hyundai-Tochter Kia nicht zaubern, gefühlt ists wie im ProCeed. Und wie so oft ist die Sicht nach hinten sehr bescheiden. Aber: Im Agglo-Alltag passts, zumal es dank Längenwachstum (zum Schrägheck-Ceed sinds plus über acht Zentimeter und somit 4,40 Meter) gute 426 bis 1378 Liter Laderaum gibt. Und Voll-LED-Lichter rundum hat der Nachbar auch noch nicht.
Perfekte Verarbeitung
Drinnen siehts aus, als habe man den Ceed gründlich geliftet: Das grössere Infotainment (10,25 Zoll) samt eSim-Karte gefällt mit voller Konnektivität samt Apple CarPlay und Android Auto. Zwei Bluetooth-Geräte sind gleichzeitig koppelbar, das Display lässt sich nach Wunsch konfigurieren, und zudem gibts Online-Services wie den Wetterbericht. Gutes Aussehen, aber leider kein freies Konfigurieren bieten die volldigitalen Instrumente. Dafür gibts viele Komfort- und Assistenz-Features von Sitzbelüftung bis Kollisionswarner und wirklich exzellente Qualität.
Geschmeidig unterwegs
Auch unterwegs erlaubt sich der XCeed keine Fehler. Das beginnt mit der angenehm leicht erhöhten, aber doch kuschelig geborgenen Sitzposition: Er ist genau so viel SUV, dass man alle SUV-Vorteile (wie Trottoirklettern) ohne SUV-Nachteile (wie Unhandlichkeit) hat. Ihm fehlt jede Schwere, er wedelt behände durch die City, nimmt Kurven mit exakter Lenkung mühelos – und mit Fahrspass. Ein Sportler? Das nun nicht gerade, aber dafür rollt er sehr sanft und überaus leise dahin. Ein echt geschmeidiger Typ, an den man sich in Minuten gerne gewöhnt. Man spürt, dass dieser vermeintliche Südkoreaner in Europa für Europa entwickelt worden ist.
Die goldene Mitte
Zur Wahl stehen Einliter-Dreizylinder-Turbobenziner mit 120 PS, Vierzylinder-Turbobenziner mit 140 (1,4-Liter) und 204 PS (1,6-Liter) und ein 1,6-Liter-Turbodiesel mit 136 PS sowie Sechsgang-Schaltung oder Siebengang-Doppelkupplungs-Automat mit, sehr seltsam, nur optionalen Lenkradpaddels. Unser Tipp ist der harmonische 1,4-Liter mit 140 PS samt Automat (9,4 s von 0 bis 100 km/h, Normwert 5,9 l/100 km): Tritt kräftig an, dreht schön hoch, lärmt nie und hat gefühlt unwesentlich weniger «Pfupf» als der 1,6-Liter-Benziner. Dessen 204 PS (7,5 s, 6,5 l/100 km) stehen prima im Futter, zerren aber auch mal in der Lenkung. Die Schaltung ist knackig, der DKG-Automat stimmig und sanft. Was es halt nicht gibt, ist Allrad- statt Frontantrieb. Aber 2020 folgen dafür ein Plug-in-Hybrid mit gut 60 Kilometer E-Reichweite sowie der Mildhybrid des nicht raketengleichen, aber kultivierten Diesels.
Unser Urteil: Der kann richtig was! Als goldene Mitte aus Kompaktwagen und SUV sowie dank guten Aussehens und ausgewogenem Fahrgefühl könnte der XCeed künftig ein sehr deutliches Wort mitreden gegen BMW X2, Mazda CX-30, Mercedes GLA, Toyota C-HR und Co., wenn er Ende September ab 23'950 Franken (stets samt sieben Jahren Garantie) loslegt.