Die Schweiz ist ein Kombiland. Oder vielmehr: Sie war es. Früher standen Mittelklasse-Modelle wie Audi A4, BMW 3er, Mercedes C-Klasse oder VW Passat als Kombi hoch im Kurs. Doch mit dem Hype um SUVs schwenkten die Schweizerinnen und Schweizer um. Und die Elektromobilität verstärkte diesen Trend noch. Doch derzeit geht der Trend zurück zum Kombi mit grosser Heckklappe: Die Hersteller integrieren die Batteriepakete so geschickt, dass sie nicht nur in Crossover, sondern auch in eine flache Kombi-Karosserie passen.
Chinesische Hersteller bewiesen als Erste, wie es geht: MG präsentierte bereits 2022 den E-Kombi MG5 und Nio ein Jahr später den ET5. Auch die Stellantis-Töchter Peugeot und Opel haben dieses Jahr nachgelegt: Die beiden Technik-Brüder e-308 SW und Astra Electric gibts als Limousine und Kombi. Nun springen weitere Hersteller auf den Zug auf. Hier einen Überblick über die kommenden Elektro-Kombis.
Audi A6 Avant E-Tron Concept
Besser spät als nie: Der Autobauer aus Ingolstadt (D) wird seinen Kombi der oberen Mittelklasse elektrifizieren – wegen grundlegender Probleme mit der neuen Software-Architektur des Konzerns aber frühestens Mitte 2024. So zeigt Audi mit der 2022 in Shanghai CHN vorgestellten Studie A6 Avant E-Tron erst einen Ausblick auf künftige Serienmodelle der neuen Technikplattform PPE. Diese nutzen vorher bereits Porsche Macan und Audi Q6 E-Tron.
Die seriennahe Studie hat etwa die Abmessungen des aktuellen A6 Avant – Kofferraumvolumen 565 bis 1680 Liter – und wird als Limousine und Kombi (Avant) zu haben sein. Der A6 Avant E-Tron Concept kommt mit Allrad, Luftfederung und zwei Elektromotoren, die insgesamt 350 kW (476 PS) leisten. Die 100-kWh-Batterie soll dank optimaler Aerodynamik und einem cW-Wert von 0,24 (Limousine 0,22) eine Reichweite von rund 700 Kilometer ermöglichen. Geladen wird aufgrund der von Porsche entwickelten 800-Volt-Technik mit bis zu 270 kW und so sind die Akkus in weniger als 25 Minuten von fünf auf 80 Prozent gefüllt.
VW ID.7 Tourer
Dass Audi-Konzernmutter VW beim batterieelektrischen Äquivalent zum Passat nicht auf einen Kombi verzichten würde, war klar. Also bekommt der ID.7 nächstes Jahr auch einen bei VW traditionell Variant genannten Kombi – oder Tourer. Warum die Namensänderung? Geheimnis der Marketingabteilung. Geheim sind auch noch die meisten Details zur Kombi-Version. Da sie aber auf der gleichen Plattform wie die Limousine aufbaut, dürften Batterie- und Antriebsdaten identisch bleiben.
In der Pro-Version der Limousine haben die Akkus eine Kapazität von 82 kWh (netto 77 kWh), was für eine Reichweite von bis zu 621 Kilometern reicht. Der Kombi soll einen nur um 0,01 höheren cW-Wert von 0,24 und damit nahezu gleich windschlüpfig sein – das hilft bei der Reichweite. Mit einer Leistung von 286 PS (210 kW) wird der heckgetriebene ID.7 Tourer in der Ausstattung Pro an den Start rollen. Mit bis zu 200 kW Ladeleistung sind die Akkus in 28 Minuten von fünf auch 80 Prozent geladen. Preise gibts natürlich noch keine – der aktuelle ID.7 startet ab 66’500 Franken. Sicher wird auch für beide ID.7-Varianten eine stärkere Version mit Allradantrieb kommen.
Mehr neue Kombi-Modelle
BMW i5 Touring
Einer der Konkurrenten des Audi A6 Avant ist der BMW 5er Touring. Doch eines macht BMW anders: Sie nutzen Plattformen, die sowohl klassische Verbrennungsmotoren als auch rein elektrische Antriebsstränge ermöglichen. Dieses Jahr hat BMW den neuen 5er inklusive zwei E-Varianten als i5 lanciert. Und ab Frühjahr solls den Kombi geben.
Mehr als eine Silhouette zeigt BMW noch nicht, aber der Touring dürfte bis zur B-Säule identisch mit der Limousine sein. Das gilt auch für die technischen Daten: Demnach wird die Basisversion BMW i5 eDrive40 einen Heckantrieb mit 340 PS (250 kW) und ein netto 81,2 kWh grosses Akkupaket bekommen. Die allradgetriebene Variante BMW i5 xDrive M60 mit gleicher Batterie leistet 601 PS (442 kW). Der heckgetriebene i5 kommt bis zu 582 Kilometer weit und startet bei 69’950 Franken. Den Allradler gibts ab 99’950 Franken und hat eine Reichweite von bis zu 510 Kilometer. Doch die Preise für die Kombis sind noch nicht bekannt.
Mercedes CLA
Noch stehen die Elektro-SUVs im Vordergrund – Mercedes wird als letzter der deutschen Edel-Hersteller mit einem elektrischen Kombi nachziehen. Als Überraschung gab Mercedes an der IAA 2023 in München (D) bekannt, dass der nächste CLA – dessen Verkauf als Limousine 2025 starten wird – auch als Kombi-Modell folgen soll.
Wie diese neue Modellfamilie auf neuer Mercedes-Konzernplattform (MMA) aussehen könnte, zeigte der deutsche Autobauer anhand eines Prototypen an der IAA: «Das Auto ist sehr seriennah und gibt einen Ausblick auf den Mercedes-Einstieg in die elektrische Welt», sagte Produktmanager Timo Kallenbach. Vorbild ist die Studie Mercedes Vision EQXX von 2022 – von der Flaschenhalsform der Karosserie bis zur Effizienz des Antriebsstrangs. Der neue CLA-Stromer soll im Normzyklus mehr als 750 Kilometer weit kommen und ab 2025 das neue Einsteigermodell werden.