Viele hatten für den VW Passat und seine Verbrennungsmotoren schon das Requiem angestimmt. Voreilig. Denn das Erfolgsmodell für Firmenvertreter und Familien geht in die neunte Runde und startet im Herbst (Verkauf) beziehungsweise Frühling 2024 (Auslieferungen) neu. Mit Hybrid- und Plug-in-Hybridantrieben, als Benziner und Diesel, aber nur noch als Kombi. Die Limousine wird aus dem Programm gestrichen. Das dürfte allerdings vielen egal sein, denn die fristete bei uns sowieso nur ein Schattendasein.
Für die neue Passat-Generation bildet der weiterentwickelte Modulare Querbaukasten MQB Evo die Basis. Bei den Antrieben kommen unter anderem zwei Plug-in-Hybrid-Varianten mit Systemleistungen von 204 PS (150 kW) oder 272 PS (200 kW). Dank grösserem Akku (netto 19,7 kW statt 10,6 kWh) steigt die rein elektrische Reichweite von zuvor 61 auf neu rund 100 Kilometer. Auch die Ladeleistung des Onboardladers wurde von 3,6 auf angemessene 11 Kilowatt (kW) erhöht. So sind jetzt die Batterien in etwa 25 Minuten von 10 auf 80 Prozent geladen. Zusätzlich zum 1,5-Liter-Turbobenziner steuert ein E-Motor bis zu 116 PS (85 kW) bei.
Weiterhin auch als Benziner und Diesel
Zusätzlich zu den zwei Plug-ins gibts den neuen Passat auch als Mildhybrid mit 48-Volt-Modul und Riemen-Startergenerator mit 150 PS (110 kW) Leistung. Um weiterhin möglichst viele Bedürfnisse abzudecken, bietet VW-Importeurin Amag den Passat in der Schweiz auch als reinen Zweiliter-Benziner mit 265 PS (195 kW) an; dazu kommen für Vielfahrer drei Zweiliter-Diesel mit 122 PS (90 kW), 150 PS (110 kW) und 193 PS (142 kW).
Optional gibts die jeweiligen Top-Modelle auch mit 4x4, serienmässig sind Sechs- oder Siebengang-DSG-Getriebe. Und die manuelle Schaltung? Ist passé. Ein reiner Elektroantrieb ist nicht geplant – die Rolle eines Elektro-Passats übernimmt der kommende ID.7, den es wohl auch als Kombi geben wird.
Passend zu den neuen Antrieben hat VW auch das Fahrwerk umfassend modifiziert. Gegen Aufpreis gibts adaptive Dämpfer mit zwei Ventilen. Das Ein- und Ausfedern kann so jeweils unterschiedlich geregelt werden – und zwar bis zu 1000 Mal in der Sekunde. Das bedeutet: Auch im Komfort-Fahrprogramm können sich die Dämpfer verhärten, wenn es die Situation erfordert, etwa bei höherem Tempo oder einem Richtungswechsel.
Softwareprobleme definitiv beseitigt
Die Grenzen zwischen der Verbrenner-Architektur und dem Baukasten für die reinen Stromer sind bei VW inzwischen fliessend. Auch bei Fahrassistenten und Infotainment: Letzteres basiert beim neuen Passat auf der vierten Generation der VW-Infotainmentplattform MIB (Modularer Infotainment-Baukasten). Die leidigen Softwareprobleme, die noch die Markteinführung des VW Golf 8 verhagelt hatten, sollen definitiv der Vergangenheit angehören. Und die Bedienung wird dank Direktwahltasten wieder eingängiger.
Die Kommandozentrale bildet ein bis zu 15 Zoll grosser Touchscreen, die digitalen Instrumente werden auf einem 10,25 Zoll grossen Bildschirm angezeigt. Endlich kommt auch ein vollwertiges Head-up-Display mit Projektion in die Windschutzscheibe statt wie bisher auf einen klappbaren Billig-Plastikbildschirm. Fürs luftigere Raumgefühl wanderte der Automatikhebel an die Lenkradsäule.
Mehr Länge und deutlich mehr Platz
Am wichtigsten war den Passat-Kundinnen aber immer der Platz: Der neue wächst um 14,4 Zentimeter auf stattliche 4,92 Meter Länge. Auch beim Radstand gibts jetzt fünf Zentimeter mehr, was sich positiv auf die Beinfreiheit im Fond und aufs Kofferraumvolumen auswirkt. Der Laderaum bietet neu 690 Liter (+ 40 l) bis 1920 Liter (+ 140 l) mit umgeklappten Rücksitzlehnen.
Im Herbst beginnt der Verkauf, die ersten Auslieferungen gibts allerdings erst im ersten Quartal 2024. Die Preise in der Schweiz sind noch nicht fix definiert, dürften aber ungefähr ab 45'000 Franken starten, schätzt Blick.