Als der erste Panamera 2009 startete, war dem damaligen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking (71) neben markentreuer Sportlichkeit eines besonders wichtig: Der 1,93 Meter grosse Hüne wollte im Fond von Porsches erster Luxus-Limousine gemütlich Platz nehmen können. Die Ingenieure des Sportwagenbauers lösten die Aufgabe akkurat, wenngleich das Design bei Ästhetikern keine Beifallsstürme auslöste. Jetzt steht die komplett neue, dritte Generation vor uns – und die ganz grossen Designsprünge bleiben aus. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir aber: Stossfänger vorne und hinten, Haube, Heckklappe, Kotflügel und Türen, die seitliche Fensterlinie – alles gestrafft und modernisiert.
Zudem ist das LED-Leuchtenband am Heck jetzt gerade durchgezogen, die Scheinwerfer – serienmässig Matrix-LED, gegen Aufpreis HD-Matrix-LED – eckiger. 5,05 Meter Länge, 1,94 Meter Breite und 1,42 Meter Höhe – die Abmessungen wie beim Vorgänger. Und auch die 15 Zentimeter längere Executive-Version bleibt weiter im Programm. Im Cockpit orientiert sich der neue Panamera am im Sommer gestarteten überarbeiteten Cayenne: Neben geschwungenen Digital-Instrumenten und mittigem 12,3-Zoll-Touchscreen bietet Porsche auf Wunsch neu auch einen 10,9 Zoll grossen Beifahrer-Screen an. Der Gangwahlhebel des Automatikgetriebes wandert rechts neben das Lenkrad.
Zwei Motorvarianten
Bei den Motoren wird es den dritten Panamera in der Schweiz zu Beginn in drei Varianten geben. Die Einstiegsversionen Panamera und Panamera 4 mit Heck- bzw. Allradantrieb werden vom nachgebesserten 2,9-Liter-Biturbo-V6 angetrieben, der neu 353 PS (+23 PS) und maximal 500 Nm (+50 Nm) leisten und die Sportlimousine in 5,1 Sekunden (Allrad 4,8 s) auf Tempo 100 beschleunigen. Die Spitze ist bei 272 km/h erreicht (Allrad 270 km/h). Später wird es den Sechszylindermotor auch als Plug-in-Hybrid-Variante geben.
Vorläufige Topversion ist aber der Panamera Turbo E-Hybrid. Der laut Porsche «umfangreich überarbeitete» 4,0-Liter-Biturbo-V8 wird dabei mit einem neuen, stärkeren Elektromotor kombiniert, der 190 PS leistet und im ebenfalls weiterentwickelten 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe untergebracht ist. Zusammen kommt das Plug-in-Hybrid-System auf eine Leistung von 680 PS und 930 Nm. Beim bisherigen Topmodell des Panamera, dem Turbo S E-Hybrid, waren es 680 PS und 850 Nm. Es ist davon auszugehen, dass Porsche den Nachfolger des Turbo-S-Dampfhammers zu einem späteren Zeitpunkt noch nachschiebt – dieser könnte dann wie im neuen Cayenne heftige 739 PS leisten.
Bis zu 91 km elektrisch
Von 0 auf 100 km/h reichen dem vorläufigen Top-Panamera 3,2 Sekunden, und erst bei 315 km/h ist theoretisch Schluss mit dem Vorwärtsdrang. Elektrisch kann der Turbo E-Hybrid dabei neu bis zu 91 Kilometer fahren, ehe die gewachsene 25,9-kWh-Batterie (bisher 17,9 kWh) geleert ist. Mit dem neuen 11-kW-Onboard-Lader dauert es dann rund zweieinhalb Stunden, bis es vollgeladen weitergehen kann. Dass der für Langstrecken prädestinierte Panamera aber nicht am Schnelllader zapfen kann (im Gegensatz etwa zu den neuen Skoda Kodiaq oder VW Tiguan), ist nicht mehr zeitgemäss – schon gar nicht in dieser Preisklasse.
Das neue Wunderfahrwerk
Highlight im neuen Panamera ist aber sowieso das neue Superfahrwerk namens Porsche Active Ride. Um den immerwährenden Konflikt zwischen Komfort und Agilität aufzulösen, kombinieren die Ingenieure eine Einkammer-Luftfeder mit hydraulischen Dämpfern, welche die Karosserie stets waagrecht halten und Unebenheiten geschmeidig ausgleichen. Um die gleichermassen blitzschnelle wie feinfühlige Regelung zu gewährleisten, befinden sich pro Rad eine separate Hydraulikpumpe und an jeder Achse ein Steuergerät. Das neue Wunderfahrwerk kann den Aufbau des Autos damit auch beim starken Beschleunigen oder Bremsen in der Horizontalen halten und Nick- und Wankbewegungen sogar überkompensieren – quasi wie ein Motorrad, das sich mit in die Kurve legt. Dieses feinfühlige Spiel mit der Zug- und Druckstufe macht eine 48-Volt-Wankstabilisierung überflüssig.
Dass man auf Knopfdruck Hindernisse speichern kann und das Fahrwerk per GPS beim nächsten Überfahren schon vorbereitet ist, erhöht den Komfort genauso wie die Tatsache, dass die Luftfedern die Karosserie beim Ein- und Aussteigen um 55 Millimeter nach oben stemmen. Für noch mehr Sportlichkeit sorgen die Hinterachslenkung und die bekannten Fahrprogramme. Allerdings ist das Porsche-Active-Ride-Fahrwerk zunächst nur für die Hybrid-Modelle als Option bestellbar. Serienmässig ist ein Zweikammer-Zweiventil-Luftfahrwerk mit Porsche Active Suspension Management (PASM) verbaut.
Bestellt werden kann Panamera Nummer drei ab sofort – die Auslieferungen beginnen im März 2024. Die Einstiegsversionen mit V6-Benziner starten ab 131'000 Franken bzw. ab 136'100 Franken für den Allradler. Das Topmodell Turbo E-Hybrid kostet fast 100'000 Franken mehr und geht ab 234'900 Franken los. Die Sport Turismo genannte Kombiversion wird Porsche beim dritten Panamera nicht weiter anbieten.