Das Sägen und Kreischen hallt auch Stunden nach der Fahrt weiter im Ohr. Vor unserem inneren Auge sind wir immer noch mittendrin im landsträsslichen Kurvengeschlängel der Schwäbischen Alb südlich von Stuttgart (D). Wir sitzen am Steuer einer echten Fahrspassmaschine – dem stärksten und schnellsten offenen Porsche 718 aller Zeiten.
Der 718 Spyder RS markiert den krönenden Abschluss der Boxster-Baureihe, die Porsche in dieser Form seit 2016 anbietet. Er ist quasi das offene Gegenstück zum letztes Jahr vorgestellten 718 Cayman GT4 RS und wird entsprechend vom gleichen Boxer-Saugmotor angetrieben, der schon im Mittelmotor-Monster 911 GT3 und dem Rennfahrzeug 911 GT3 Cup zum Einsatz kommt. Vier Liter Hubraum, sechs Zylinder, 500 PS bei 8400/min – so liest sich das auf dem Papier.
Antrieb: 4.0-B6–Benziner, 500 PS (368 kW), 450 Nm@6750/min, 7-Gang-Doppelkupplungsautomat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,4 s, Spitze 308 km/h
Masse: L/B/H 4,42/1,82/1,25 m, Gewicht 1410 kg, Laderaum vorn 125, hinten 120 l
Umwelt: Verbrauch WLTP 13,0 l/100 km = 294 g/km CO₂, Energie G
Preis: ab 190'700 Franken
Antrieb: 4.0-B6–Benziner, 500 PS (368 kW), 450 Nm@6750/min, 7-Gang-Doppelkupplungsautomat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,4 s, Spitze 308 km/h
Masse: L/B/H 4,42/1,82/1,25 m, Gewicht 1410 kg, Laderaum vorn 125, hinten 120 l
Umwelt: Verbrauch WLTP 13,0 l/100 km = 294 g/km CO₂, Energie G
Preis: ab 190'700 Franken
Schlürfen, Saugen, Sägen
In der Praxis wirds ohrenbetäubend. Das Rennaggregat orgelt die Drehzahlen so heftig hoch, dass das Trommelfell Samba tanzt – wer Emotionen will, ist im Spyder RS goldrichtig! Nach lustvollem Schlürfen und Saugen setzt das metallische Sägen ein, bevor wir kurz vor dem Drehzahlbegrenzer den nächsten Gang des knackig übersetzten 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes über die Schaltwippen reinhämmern.
Bereits nach 3,4 Sekunden ist die 100-km/h-Marke geknackt, weiter läuft der offene Renner bis maximal 308 km/h. Die Soundkulisse ist auch deshalb so gewaltig, weil die Ansaughutzen des Mittelmotors direkt im Nacken von Fahrer und Beifahrer hocken – ein Wahnsinn für alle Sinne!
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Lust auf Landstrassen
So herrlich die Sauger-Symphonie in den Ohren klingt, so präzise lässt sich der 718 Spyder RS via Alcantara-Lenkrad durch die weitläufige Landschaft Süddeutschlands dirigieren. Der Roadster klebt förmlich auf dem Asphalt, schwingt sich genussvoll in jede Kurve und schiebt auch genauso stoisch wieder heraus. Wo andere Sportwagen längst nervös mit dem Heck zuckeln, fährt der Spyder RS wie ein D-Zug auf Schienen.
Interessant: Obwohl seine Karosserie nochmals 30 Millimeter tiefer liegt als beim gewöhnlichen Boxster, ist die gesamte Fahrwerksabstimmung nicht knüppelhart ausgelegt. Grund: Im Vergleich zu 911 GT3 oder Cayman GT4 RS will der Über-Boxster nicht den nächsten Nordschleife-Rundenrekord brechen, sondern als puristischer Supercruiser vor allem auf der Landstrasse so richtig Laune machen – Mission gelungen.
Manuelle Dachmontage
Trotzdem hat Porsche auch im Spyder RS neue Bestmarken gesetzt. So wiegt der Top-Roadster trotz zusätzlicher Verstrebungen fünf Kilogramm weniger als der geschlossene Cayman GT4 RS. Möglich macht das Traumgewicht von nur 1410 Kilogramm das zweiteilige Leichtbau-Verdeck bestehend aus Sonnensegel und Wetterschott. Beide sind komplett abnehmbar und können einzeln oder zusammen im Heck verstaut werden.
Die manuelle Montage verlangt allerdings etwas Übung: Wer den mit Vollschalensitzen aus Sichtkarbon, schwarzem Leder und Alcantara-Oberflächen ausgestatteten Innenraum des Spyder RS vor dem nächsten Wolkenbruch schützen möchte, hält deshalb lieber früher als später am Strassenrand an.
Der Letzte seiner Art
Apropos früher: Dass die 718er-Baureihe allmählich dem Ende entgegenfährt, offenbart die angestaubte Grafik des mittlerweile mickrig wirkenden Infotainment-Bildschirms. Doch davon dürften sich wahre Fans auch bei Preisen ab 190'700 Franken nicht abschrecken lassen: Der stärkste und schnellste offene 718 aller Zeiten ist eines der Sportwagen-Highlights des Jahres und wird mit seinem hochdrehenden Super-Sauger der Letzte seiner Art sein – ab 2025 fahren 718 Boxster und 718 Cayman dann als reine Elektrosportler vor.