Ist Porsche eine fast 75-jährige Sportwagen-Marke oder nicht doch eher eine hippe Tech-Company? Wer letzte Woche der Jahres-Pressekonferenz zuhörte, konnte sich nicht mehr sicher sein. Klar, die Sportwagen laufen super: Über 300'000 Porsches wurden 2021 verkauft, rund elf Prozent mehr als 2020. Und 33,1 Mrd. Euro Umsatz und 5,3 Mrd. Gewinn machen 16 Prozent Rendite – wohl ein Rekord in der Autobranche.
Aber danach sprach Finanz- und IT-Vorstand Lutz Meschke über Software und Digitalisierung. Über das Bugatti-Joint-Venture mit Rimac. Über einen frisch übernommenen E-Bike-Hersteller und andere Start-up-Beteiligungen. Über per künstliche Intelligenz generierte, real wirkende Influencer, die für den Aufbau des Markenimages die Zukunft seien. Und was, bitte, ist mit den Autos?
Krawall statt Summen
Bevor Porsche dank Vordenker Meschke komplett umgekrempelt wird, gibt es jetzt aber nochmals einen irren Sportwagen – im besten Sinne einen wie früher. Im 718 Cayman GT4 RS steckt alles, was die Fans lieben: Ein Vierliter-Boxer ohne Turbos, der über 8000 Touren hinaus jubelt. Rennsport-Technik. Krawalliges Röhren gleich hinter den Sitzlehnen. Quasi der letzte Aufschrei, bevor bei Porsche alle Baureihen nur noch elektrisch summen.
Antrieb: 4.0-B6–Benziner, 500 PS (368 kW), 450 Nm@6750/min, 7-Gang-Doppelkupplungsautomat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,4 s, Spitze 315 km/h
Masse: L/B/H 4,46/1,82/1,27 m, Gewicht 1415 kg, Laderaum vorn 125, hinten 136 l
Umwelt: Verbrauch WLTP 12,3 l/100 km = 281 g/km CO₂, Energie G
Preis: ab 176’900 Franken
Antrieb: 4.0-B6–Benziner, 500 PS (368 kW), 450 Nm@6750/min, 7-Gang-Doppelkupplungsautomat, Hinterradantrieb
Fahrleistungen: 0–100 km/h in 3,4 s, Spitze 315 km/h
Masse: L/B/H 4,46/1,82/1,27 m, Gewicht 1415 kg, Laderaum vorn 125, hinten 136 l
Umwelt: Verbrauch WLTP 12,3 l/100 km = 281 g/km CO₂, Energie G
Preis: ab 176’900 Franken
Schon der Cayman GT4 wurde gefeiert wie lange kein Porsche. Das Rezept blieb gleich: Gewicht runter, Leistung rauf und obendrauf ein Kohlefaser-Heckflügel. Dazu gibts Lufteinlässe hinter den Seitenfenstern, Radhaus-Entlüftungen mit Lamellen, Lufteinlässe auf der Motorhaube und neuen Frontsplitter. Im Rennmodus drückt es den GT4 RS 25 Prozent stärker auf den Asphalt als den GT4. Wer drauf zahlt – geht immer bei Porsche–, erleichtert den RS weiter mit Kohlefaser an Motorhaube, Lufteinlässen und Spiegeln, 20-Zoll-Magnesium-Felgen und Titan-Auspuff. Bei 1415 Kilo Gewicht muss jedes PS bloss 2,83 Kilo schleppen.
Der 4,0-Liter-Sechszylinder mit 500 PS passt knapp ins Motorabteil hinter den Sitzen. Im Prinzip der gleiche wie im 911 GT3, bloss umgedreht eingebaut. Beim Spurt rasen die Tachoziffern nur so: in 3,4 Sekunden bis 100, in 10,9 Sekunden bis 200 km/h und 315 km/h Spitze – Wahnsinn. Dazu gibts eine um drei Zentimeter abgesenkte Karosserie, mehr Spur vorne und hinten, Siebengang-Doppelkupplung und ein aktives Fahrwerks-Management.
Röhren macht süchtig
Testrunde auf der Rennstrecke von Estoril (P): Die Gasannahme ist irre direkt, die ersten Gänge sind kurz übersetzt für giftigen Antritt. Richtig ab geht es jenseits der 4500 Touren – typisch Saugmotor. Rot wird es im Drehzahlmesser erst jenseits der 8400 – unter ohrenbetäubendem Röhren, das süchtig macht: Immer wieder will mans hören. Mit dank Mittelmotor ausbalanciertem Gewicht, viel Abtrieb und dem Sperrdifferenzial folgt der GT4 RS der Ideallinie wie auf Schienen, er fährt sich total narrensicher. Nach drei Runden fühlt man sich selbstsicher wie ein Pseudo-Schumi. Ayrton-Senna-Parabolika heisst die berühmteste Kurve in Estoril – so wäre der brasilianische Formel-1-Star hier sicher auch durchgefahren, denkt man da glatt. Aber nicht übertreiben und nie die elektronische Stabilitätskontrolle rausnehmen!
Bei 176'900 Franken startet der Über-Cayman. Dafür gäbe es auch ein 911 Carrera S Cabrio mit mehr Platz, 50 PS weniger und Frischluft-Zufuhr. Aber wohl weniger Suchtpotenzial. Ob es einen Porsche wie den GT4 RS künftig noch geben wird? Der nächste Macan wird elektrisch, der 911 beim nächsten Facelift wohl hybridisiert – und für den aktuellen 718 ist 2025 fertig, dann wird auch er zum Stromer. Aber Porsche forscht an synthetischem, CO₂-neutralem Sprit aus regenerativem Strom. Der soll Hundertausende alter Porsche in die Klimaneutralität retten. Hoffentlich fallen auch ein paar Liter für Autos wie den 718 Cayman GT4 RS ab.