Porsche will so schnell wie möglich elektrisch werden: In den kommenden zwei Jahren werden beim deutschen Sportwagenbauer die Hälfte aller Verkäufe bereits auf elektrifizierte Autos entfallen und bis 2030 sollen dann mehr als 80 Prozent der Porsche-Neuzulassungen batterieelektrische Autos sein.
Der Sportler Taycan war Porsches elektrisches Erstlingswerk. Die neue vollelektrische Generation des Macan steht auf derselben Plattform und bildet den neuen Kern des Modellportfolios. Wir konnten den neuen Kompakt-Stromer, noch leicht getarnt, bereits ausprobieren.
Selbe Plattform, andere Leistungen
Die J1-Plattform, auf der Taycan und Audi E-tron GT basieren, wurde ebenso wie die 800-Volt-PPE-Architektur gemeinsam mit Audi entwickelt. So bringt die VW-Tochter auf gleicher Plattform ihren Q6 E-tron fast zeitgleich wie Porsche seine neue Macan-Generation auf den Markt. Die Plattform lässt aber beiden Marken in Sachen Radstand, Leistung und Bodenfreiheit viele Möglichkeiten.
So kommt das Spitzenmodell des neuen Macan EV mit einem 450 kW (612 PS) und mehr als 1000 Nm starken Antriebsstrang. Ganz so viel Leistung dürfte es beim Audi Q6 E-Tron nicht werden – etwas Respektabstand zur Sportschwester im Konzern soll gewahrt bleiben. Mit dieser Leistung spurtet das Macan-Topmodell in weniger als vier Sekunden von 0 auf Tempo 100 und die Spitze wird erst jenseits von 250 km/h abgeregelt.
Mit seiner 100-kWh-Batterie sollen mehr als 500 Kilometer Reichweite bis zum nächsten Ladestopp drinliegen. Dort kann der Akku mit einer maximalen Ladeleistung von 270 Kilowatt wieder vollgetankt werden.
Echte Porsche-DNA
Während die Teams von Audi und Porsche die ersten drei Jahre gemeinsam entwickelten, geht es jetzt jeweils im Alleingang in die finale Testphase der endgültigen Prototypenabstimmung: «Wir müssen als Marke Porsche sicherstellen, dass unsere Autos das beste Handling auf dem Markt haben», so Ingo Albers, verantwortlich für die Fahrwerksentwicklung.
So soll ein neuer Zweiventil-Stossdämpfer dafür sorgen, dass sich die Abstimmung in den einzelnen Fahrmodi deutlicher voreinander unterscheidet. Ausserdem lässt sich die Bodenfreiheit dank der Luftfederung regulieren – etwas höher für mehr Komfort, etwas tiefer für bessere Aerodynamik und damit mehr Reichweite. Ebenfalls gibts jetzt eine Hinterachslenkung im neuen Elektro-Macan.
Auf ersten Testfahrten an der kalifornischen Küste beeindruckt der neue Macan gerade bei flotter Gangart: Er lenkt präzise und schnell auch in engste Kurven und die Wankkontrolle funktioniert dabei ausgezeichnet. All diese Dynamik wird aufgrund des niedrigen Schwerpunktes durch die Batterie im Unterboden ohne eine zusätzliche aktive Wankstabilisierung erreicht.
Doch nicht so flüsterleise
Elektroautos sind leise und geben teilweise einen ausserirdisch klingenden Ton von sich? Nicht der neue Macan: «Wir bei Porsche bilden lieber den Klang eines Sportwagens nach, als den eines Space-Shuttles. Wir sind nämlich nicht das geworden, was wir sind, weil wir zum Mond geflogen sind», erklärt Michael Klaus, verantwortlich für den Bereich Akustik. So klingt der Kompakt-SUV ähnlich wie der Taycan: Mit viel Bass und maskulinen Frequenzen.
Nur mit Elektroantrieb wäre es schwierig, den Status des Macan als aktuell meistverkaufter Porsche aufrechtzuerhalten. Deshalb wird die aktuelle Benziner-Version, die auf dem Audi Q5 basiert, weiterhin parallel angeboten. Dennoch zeigt unsere Fahrt im Prototypen des Elektro-Macan, dass er nahezu bereit für den Marktstart in der ersten Hälfte des kommenden Jahres ist. Weitere technische Details oder gar schon Verkaufspreise wollte uns Porsche bei unserer Vorabfahrt noch nicht verraten. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass sich der neue Elektro-Macan über seinem Verbrenner-Pendant einsortieren wird, das es aktuell ab 79'600 Franken zu kaufen gibt.