Rennsport Reunion 7
Zu Besuch im Porsche-Mekka

Über 90’000 Porsche-Fans pilgerten am vergangenen Wochenende zur Rennsport Reunion im kalifornischen Laguna Seca. Die Atmosphäre an der siebten Auflage dieses Treffens war einzigartig – ebenso die präsentierten Fahrzeuge.
Publiziert: 08.10.2023 um 04:37 Uhr
1/20
Über 90'000 motorsportbegeisterte Fans treffen sich am vergangenen Wochenende zur siebten Ausgabe der Rennsport Reunion auf der Rennstrecke Laguna Seca in Kalifornien (USA).
Foto: Porsche
RMS_Portrait_AUTOR_931.JPG
Lorenzo FulviRedaktor Auto&Mobilität

Porsche, so weit das Auge reicht: Fünf Jahre nach der letzten Austragung treffen sich am letzten Wochenende über 90’000 motorsportbegeisterte Fans auf der Strecke WeatherTech Raceway Laguna Seca in Kalifornien (USA) zur siebten Rennsport Reunion. Vom ersten Porsche 356 über verschiedenste Rennwagen wie 952 oder 962 bis hin zu den allerneuesten GT3-Modellen gibt es alles zu sehen, was die Herzen der Porsche-Fans schneller schlagen lässt.

Ein Paradies für Porsche-Freunde

Unser Party-Besuch beginnt am Freitagmorgen: Schon bei der Anfahrt wird klar, dass sich an diesem Wochenende alles um Porsche dreht. An der Hügelspitze angekommen, überblicken wir das gesamte Gelände. Unzählige Porsche aus allen Zeitepochen und mit diversen Formen und Farben verteilen sich über das staubige Gebiet in der Nähe von Monterey. «Hier zu sein, ist ein Muss für jeden Porschefan. Es ist weltweit das beste Treffen», ruft uns ein Besucher zu, der mit seinem alten 911er angereist ist.

Ein Duftmix aus Abgasen, verbranntem Gummi sowie Burgern und Pommes liegt in der Luft, als wir durch den Paddock schlendern. Links und rechts in den Boxen der Rennteams schrauben die Fahrer alle selbst an ihren Autos. Akustisch wird die Szenerie immer wieder von auf der Rennstrecke vorbei donnernden Rennwagen untermalt. Wir stellen fest: Hier ist das Paradies für jeden Rennsportfreund. Das Alter der Besucherinnen und Besucher reicht vom Kleinkind mit Nuggi und Ohrenschützern bis hin zum zahnlosen Grossvater, der beim Anblick der vielen historischen Boliden begeistert mit vielen Weisst-du-noch-Geschichten aufwartet.

Die Fans kommen in Scharen

Auch auf den Besucherparkplätzen dominiert die Marke Porsche. Noch nie zuvor haben wir eine ähnliche Dichte und Vielfalt an 911ern, 356ern oder weiteren Porsche-Modellen wie 914, 928 oder 944 aus allen Baureihen und -jahren gesehen. Witzig: Die Parkplätze sind nach Modell und Baujahr geordnet. Abgesehen von «normalen» 911ern entdecken wir auch spannendere und exklusivere Modelle wie diverse 918 Spyder, Carrera GT und einige 911 Speedster.

Am Samstagmorgen kommen die Leute in Scharen: 55’000 Besuchende sind es nur an diesem einen Tag – ausverkauft! Und das trotz Ticketpreisen von 160 Dollar und einer am Vormittag vorüberziehenden Regenfront. Die Porschefans beweisen ihre Liebe zur deutschen Sportwagenmarke aber auch, indem sie sich ohne Murren bis zu drei Stunden beim Porscheshop anstellen, um die neusten Fanutensilien zu ergattern.

Stell-dich-ein der Legenden

Ebenfalls lange Wartezeiten nehmen die Fans bei den Autogrammstunden der verschiedenen, ehemaligen und aktiven Rennfahrer in Kauf. Wir stellen uns bei Derek Bell (81) an, der mit Porsche zwischen 1981 und 1987 viermal den Langstreckenklassiker von Le Mans gewinnen konnte. «Es ist absolut fantastisch und schön zu sehen, dass so viele Gleichgesinnte zusammenkommen», sagt der Brite begeistert. Dann entdecken wir den früheren deutschen Rennfahrer Jochen Mass (77). Er fuhr für Porsche zwischen 1978 und 1987 nicht weniger als siebenmal in Le Mans – unter anderem mit den Modellen 936, 956 und 962C. «Das ist der unglaublichste Anlass weltweit», zeigt sich auch Mass begeistert. «Es ist ähnlich wie beim Festival of Speed im britischen Goodwood, aber mit einem ganz anderen Charakter», versucht er den Anlass einzuordnen. «Hier betritt man die Welt einer Marke, die in ihrem 75-jährigen Bestehen eine unglaubliche Historie aufgebaut hat.»

Auch Mark Webber (47), der von 2014 bis 2016 für Porsche die Langstrecken-WM fuhr, ist beim Porsche-Klassentreffen dabei. «Mit der Zuverlässigkeit der Porsche Renn- und Strassenfahrzeuge kann keine andere Marke mithalten», ist der Australier überzeugt. «Der beste Beweis dafür sind all die vielen alten, hier noch herumfahrenden Porsche.»

Motorsport von alt bis neu

Aber nicht nur an den Boxen treffen wir auf Legenden. Legendäre Autos wie der Porsche 917 K in der Gulf-Racing-Lackierung oder verschiedene Porsche 935 donnern zum Gaudi des Publikums im Renntempo über die Piste. Alte 911, RSR oder 924 liefern sich im sogenannten Weissach-Cup spannende Rennen und spektakuläre Überholmanöver. Gerade in der bekannten Corkscrew-Kurve (Korkenzieherkurve) den Berg runter ist das nicht immer ganz ungefährlich.

Neben viel Historie hat es aber auch Platz für neue Autos. So feiert der Porsche GT3 R Rennsport Weltpremiere und absolviert erste Runden auf der Rennstrecke. Der auf 77 Stück limitierte und über eine Million Franken teure Bolide sieht nicht nur spektakulär aus, sondern klingt auch so. Weitere Rennautos ohne offizielle Strassenzulassung wie der 919 Hybrid, der mit V8-Motor ausgestattete 963 und der vollelektrische GT4 e-Performance drehen ihre Hot-Laps.

Freude und Spektakel herrscht aber auch beim abschliessenden Traktorrennen, zu dem 23 alte Porsche-Traktoren antreten. Mit einem typischen Le-Mans-Start sprinten die Fahrer über die Start-Ziel-Gerade zu ihren Traktoren und tuckern dann los. Das Fahrerfeld ist illuster: So zeigen unter anderem die Porsche-Werksfahrer Felipe Nasr (31), Matt Campbell (28) und Nick Tandy (38) ihr Können. Eine riesige Abgaswolke umhüllt das Fahrzeugfeld, gefolgt von beissendem Dieselgeruch. Zeitgerecht? Natürlich nicht. Aber wir finden, alle fünf Jahre darf es am Rennsport Reunion auch Platz für solchen Unsinn geben.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?