Die Stars an der Monterey Car Week 2023
Traumboliden fürs dicke Portemonnaie

Aus dem einstigen Oldtimer-Nobeltreff in Pebble Beach (USA) ist mit der Monterey Car Week eine moderne Automesse geworden. Keine andere Veranstaltung in den USA zeigt mehr Neuheiten. Wir waren vor Ort und entdeckten fast nur Elektro-Supersportler.
Publiziert: 27.08.2023 um 05:10 Uhr
1/24
Statt in Messehallen werden die automobilen Neuheiten an der Monterey Car Week in Kalifornien in der Natur auf Wiesen und Golfplätzen dem Publikum präsentiert.
Foto: ZVG.
Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Vorbei sind die Zeiten, als Autohersteller in Nordamerika ihre wichtigsten Neuheiten an klassischen Automessen in Detroit, Chicago, New York oder Los Angeles präsentierten. Heute werden neue Modelle an der Monterey Car Week Mitte August an der US-Westküste in Pebble Beach enthüllt – entweder bei einem eigenen Event oder stilecht beim Luxushappening The Quail.

Dieses Jahr kommen in Kalifornien die grossen Stars aus Italien. Neben Maserati mit dem genau 62 Mal gebauten und nur für die Rennstrecke konzipierten MCXtrema sowie dem rein elektrischen und 761 PS starken GranTurismo Folgore (0–100 km/h in 2,7 s) haut auch Lamborghini mächtig auf die Pauke. Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann (58) enthüllt den nach einem erfolgreichen Stier benannte Lamborghini Lanzador – ein knapp fünf Meter langer Elektro-SUV mit 1360 PS/1000 kW. Der auf der neuen VW-Konzernplattform für elektrische SUVs aufgebaute, zweitürige Lanzador bietet unter anderem 4x4, Luftfahrwerk, Wankausgleich und Hinterradlenkung. Dazu gibts luxuriöse Platzverhältnisse für vier Personen, Gepäck und aus dem im Unterboden platzierten Akku genug Energie für mindestens 500 Kilometer Reichweite. Einziger Nachteil: Der erste Lambo-Elektro-SUV startet erst in fünf Jahren.

Noch nicht lanciert, schon ausverkauft

Ebenfalls noch nicht auf dem Markt, aber bereits ausverkauft ist der diese Woche in Monterey Weltpremiere feiernde Rimac Nevera Time Attack. Sein Name ist Programm: Der 1914 PS/1400 kW starke Elektro-Supersportler unterbot gerade mit der Fabelzeit von 7:05,298 Minuten auf der 20,832 Kilometer langen Nürburgring-Nordschleife den bisherigen Rekord für Elektroautos um fast 20 Sekunden. Allerdings hatte das jetzt entthronte Tesla Model S Plaid bei seiner Rekordfahrt mit 1020 PS/750 kW auch nur gut halb so viel Leistung. Gebaut wird vom Rimac Nevera Time Attack nur eine Kleinserie von zwölf Exemplaren – alle in markant schwarz-grünem Lack.

Dabei ist es gut möglich, dass der Rekord des Rimac-Boliden bald wieder attackiert wird – und zwar vom Pininfarina B95. Zum 95-jährigen Firmenjubiläum in zwei Jahren präsentieren die Italiener schon jetzt einen offenen Zweisitzer der Superlative. Optisch erinnert er an die italienischen Sportwagenkreationen aus den späten 1950er-Jahren. Der bekannte Elektroantrieb des Pininfarina Battista mit 1900 PS/1400 kW verspricht auch im offenen Sportler B95 atemberaubende Fahrleistungen, eine Spitze von bis zu 300 km/h – und könnte dem offenen Italiener vielleicht schon bald zum nächsten Rundenrekord auf dem Nürburgring verhelfen. Der Preis für die 2025 startende Kleinserie von zehn Fahrzeugen: umgerechnet schwindelerregende 4,4 Millionen Franken pro Stück.

Dagegen wirkt der Preis für das neue elektrische Luxuscoupé Rolls-Royce Spectre mit 425'400 Franken geradezu bescheiden. Es wird von total 584 PS (430 kW) starken E-Motoren angetrieben und von einem 102 Kilowattstunden (kWh) liefernden Akkupaket mit Energie versorgt. Ist es beim Rolls weniger die Leistung, die beeindruckt, begeistert der förmlich über die Strasse schwebende britische Stromer mit einer grandiosen Verarbeitung im Interieur und schier grenzenlosen Individualisierungsmöglichkeiten. Und hat man bei der Bestellung den einen oder anderen Extrawunsch, kostet auch der Spectre bald mal über eine halbe Million Franken.

Monterey Car Week: Nicht alles ist elektrisch

Sie sind zwar deutlich in der Mehrheit, doch längst nicht alle Weltpremieren an der Monterey Car Week sind Stromer. So präsentiert Mercedes mit dem AMG GT neu als 2+2-Sitzer einen echten Porsche-911-Jäger. Der Bruder des offenen SL tritt mit einem Vierliter-V8 und bis zu 585 PS (430 kW) auch gegen den Aston Martin DB12 an, von dem hier in Monterey erstmals eine offene Volante-Version gezeigt wird. Bentley enthüllt sein Topmodell Bentayga EWB Mulliner, und Porsche lockt puristische Fahrdynamiker mit dem neuen 718 Spyder RS, während Ford mit dem 800 PS starken neuen Topmodell Mustang GTD auftrumpft. Und natürlich darf am Nobelanlass in Kalifornien auch Bugatti nicht fehlen. Die Marke enthüllt nach zweijähriger Bau- und Entwicklungszeit das Einzelstück Chiron Super Sport Golden Era – ein rollendes Gemälde mit diversen Handzeichnungen von Bugatti-Ikonen wie Type 41 Royale oder Type 57 SC Atlantic und dem in 3712 Einzelzeichnungen auf der Karosserie abgebildeten W16-Motor. Was der Chiron-Kunde für sein exklusives Einzelstück berappen muss, will Bugatti nicht verraten.

Mercedes AMG GT: Der Bruder des offenen SL startet im Oktober erstmals als 2+2-Sitzer mit Vierliter-V8-Benziner und bis 585 PS.
zvg.

Sie sind zwar deutlich in der Mehrheit, doch längst nicht alle Weltpremieren an der Monterey Car Week sind Stromer. So präsentiert Mercedes mit dem AMG GT neu als 2+2-Sitzer einen echten Porsche-911-Jäger. Der Bruder des offenen SL tritt mit einem Vierliter-V8 und bis zu 585 PS (430 kW) auch gegen den Aston Martin DB12 an, von dem hier in Monterey erstmals eine offene Volante-Version gezeigt wird. Bentley enthüllt sein Topmodell Bentayga EWB Mulliner, und Porsche lockt puristische Fahrdynamiker mit dem neuen 718 Spyder RS, während Ford mit dem 800 PS starken neuen Topmodell Mustang GTD auftrumpft. Und natürlich darf am Nobelanlass in Kalifornien auch Bugatti nicht fehlen. Die Marke enthüllt nach zweijähriger Bau- und Entwicklungszeit das Einzelstück Chiron Super Sport Golden Era – ein rollendes Gemälde mit diversen Handzeichnungen von Bugatti-Ikonen wie Type 41 Royale oder Type 57 SC Atlantic und dem in 3712 Einzelzeichnungen auf der Karosserie abgebildeten W16-Motor. Was der Chiron-Kunde für sein exklusives Einzelstück berappen muss, will Bugatti nicht verraten.

Noch fehlen die Chinesen in Pebble Beach

Gibts folglich nur strahlende Gesichter – und wird die Monterey Car Week jedes Jahr noch besser? Fakt ist: Sie wird zumindest Jahr für Jahr wichtiger, und kaum einer der internationalen Hersteller kann es sich leisten, hier zu fehlen – gerade, wenn er in Nordamerika glänzen will. Doch mit dem Wandel des The-Quail-Events zur Neuheitenshow und dem Concours d'Elegance in Pebble Beach verblassen frühere Kultevents wie Legends of Autobahn oder Concours d’LeMons – die Show für die grössten Klapperkisten.

Längst ist rund um die zahllosen Events an der Monterey Car Week in Pebble Beach der grosse Kommerz eingezogen. Und der teils schräge Charme einzelner Veranstaltungen bleibt so auf der Strecke. Fragt sich nur noch, wie lange es dauert, bis die chinesischen Autohersteller die Monterey Car Week für sich entdecken. Denn eine vergleichbare Veranstaltung von Alt und Neu, Teuer und Günstig, Elitär und Bodenständig gibts auf der ganzen Welt nicht.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?