Oldtimerspektakel trotz Dauerregen
Schaulaufen am Comersee

Die norditalienische Region am Comersee entwickelt sich zum europäischen Oldtimer-Hotspot mit gleich mehreren Events an einem Wochenende. Den glanzvollsten gabs in einem Luxushotel – SonntagsBlick war vor Ort.
Publiziert: 28.05.2023 um 11:21 Uhr
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Der Concorsa d'Eleganza auf dem Gelände der imposanten Villa d'Este ...
Foto: ZVG.
Stefan Grundhoff

Der Concorso d’Eleganza auf dem Gelände der imposanten Villa d’Este ist seit Jahren die schönste und exklusivste Auto- und Oldtimer-Veranstaltung Europas – nicht nur der spektakulären Fahrzeuge, sondern auch des einzigartigen Ambientes am Comersee wegen. Doch einst nur von den zwei Veranstaltern BMW und dem Hotelbetreiber der Villa d’Este getragen, gibts inzwischen am vorletzten Mai-Wochenende zwischen Cernobbio und Como – ganz nach dem Vorbild der Monterey Car Week in Pebble Beach (USA) – viel mehr zu sehen. So enthüllte Hyundai schon am Auffahrts-Donnerstag exklusiv das Konzept einer Neuinterpretation des 1974 von Giorgio Giugiaro (84) kreierten Pony Coupés. Und einen Tag später liess BMW seine Fans mit der nicht minder spektakulären Touring-Coupé-Studie, der Wiederauferstehung des legendären «Turnschuhs» Z3 Coupé, träumen.

Wer sich wirklich für Autos begeistert und nicht zum parallel am Nürburgring (D) stattfindenden 24-Stunden-Rennen unterwegs war, kam am letzten Auffahrts-Wochenende ums Autofestival am Comersee nur schwer herum. Selbst wenn es uns die norditalienische Urlaubsgegend diesmal mit kühlen Temperaturen und Dauerregen schwerer als sonst machte. Dennoch war die Liste exklusiver Oldtimer und ihrer Eigner für den Höhepunkt, die Prämierung beim Concorso d’Eleganza, lang. Und die Warteschlangen der zur öffentlichen Party angereisten Besucherinnen und Besucher in der benachbarten Villa Erba trotz Regen imposant. Und wer danach nicht komplett durchnässt war, liess sich an der mächtig gewachsenen Zweitveranstaltung Fuori Concorso verzaubern, bei der es diesmal ums Thema Aerodynamik und das 75-Jahre-Jubiläum von Porsche ging.

Zum Jubiläum viele frühere Le-Mans-Renner

Neuwagen und Studien trotzten also genauso der Dauernässe wie die millionenschweren Oldtimer in ihren verschiedenen Klassen, die den Hotelpark der Villa d’Este jedes Jahr im Mai zu einer Insel der automobilen Glückseligkeit werden lassen. Alvis Speed 25 C von 1937, das elegante Delahaye 145 Coupé Chapron oder der nicht nur von seiner Bezeichnung perfekt passende Rolls-Royce 20 HP Allweather Tourer Windowers mit seinem 3,2 Liter grossen Reihensechszylinder von 1925 – sie alle bekam man bei einer normalen Oldtimerveranstaltung genauso wenig zu sehen wie den Lancia Florida Coupé Pinin Farina von 1955, oder die einstigen Le-Mans-Rennwagen Mercedes 300 SL Coupé, Ferrari 250 GTO von 1962 oder der Porsche 936/77 aus dem Jahre 1976 mit Spyder Sports Prototyp-Karosserie.

Best of Show: Duesenberg SJ Gurney Nutting Speedster

Beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este werden die schönsten Oldtimer von einer internationalen Jury jedes Jahr in acht unterschiedlichen Klassen prämiert. Dieses Jahr erhielt ein US-Supercar von 1935 mit deutschen Wurzeln als Gesamtsieger den prestigeträchtigen Titel «Best of Show». Der prämierte Duesenberg SJ Gurney Nutting Speedster des US-Unternehmers William Lyon (48) ist ein Einzelstück – wie jeder Duesenberg. Der offene Zweisitzer mit Kompressormotor leistet 320 PS und kann über 220 km/h schnell fahren. Einst gebaut für einen indischen Maharadscha im kalifornischen Exil, wurde das Fahrzeug 1959 wiederentdeckt und vom Vater des heutigen Besitzers gekauft. Die Marke Duesenberg haben die nach Amerika ausgewanderten deutschen Brüdern August und Fred Duesenberg vor 110 Jahren gegründet. Ihre handgefertigten Autos galten in den 1920er- und 30er-Jahren als hip. Hollywood-Stars fuhren ebenso Duesenberg wie die Unterweltgrössen an der US-Ostküste. «It’s a Duesy» war damals ein Alltagsspruch für alles, was unübertreffbar grossartig war. Doch die effizientere Massenproduktion nach Vorbild von Ford machte der Marke schliesslich 1937 den Garaus.

Best of Show 2023: Duesenberg SJ Gurney Nutting Speedster aus dem Jahre 1935.
zvg.

Beim Concorso d’Eleganza Villa d’Este werden die schönsten Oldtimer von einer internationalen Jury jedes Jahr in acht unterschiedlichen Klassen prämiert. Dieses Jahr erhielt ein US-Supercar von 1935 mit deutschen Wurzeln als Gesamtsieger den prestigeträchtigen Titel «Best of Show». Der prämierte Duesenberg SJ Gurney Nutting Speedster des US-Unternehmers William Lyon (48) ist ein Einzelstück – wie jeder Duesenberg. Der offene Zweisitzer mit Kompressormotor leistet 320 PS und kann über 220 km/h schnell fahren. Einst gebaut für einen indischen Maharadscha im kalifornischen Exil, wurde das Fahrzeug 1959 wiederentdeckt und vom Vater des heutigen Besitzers gekauft. Die Marke Duesenberg haben die nach Amerika ausgewanderten deutschen Brüdern August und Fred Duesenberg vor 110 Jahren gegründet. Ihre handgefertigten Autos galten in den 1920er- und 30er-Jahren als hip. Hollywood-Stars fuhren ebenso Duesenberg wie die Unterweltgrössen an der US-Ostküste. «It’s a Duesy» war damals ein Alltagsspruch für alles, was unübertreffbar grossartig war. Doch die effizientere Massenproduktion nach Vorbild von Ford machte der Marke schliesslich 1937 den Garaus.

Nicht überraschend war, dass im 100. Jubiläumsjahr des legendären 24-Stunden-Rennens von Le Mans diese bekannteste Rennveranstaltung der Welt auch dem Concorso am Comersee ihren Stempel aufdrückte. Selbst beim öffentlichen Fantreff bei der Villa Erba konnten die Besucherinnen und Besucher zahllose seltene Le-Mans-Boliden aus den vergangenen Jahrzehnten bestaunen. Stilecht gabs Pommes vom Take-Away Kaviarhäppchen für 36 Euro – die schmeckten auch bei Regen. Gleich daneben ging die Versteigerung von RM Sotheby’s mit sehenswerten Klassikern und Sportwagen – natürlich bevorzugt aus italienischer Produktion – über die Bühne. Als einer der Stars wechselte zum Beispiel der elegante Ferrari 400 Superamerica SWB für umgerechnet 3,1 Millionen Franken seinen Eigentümer. Auch hier wandelt also das Autofestival am Comersee längst auf den Spuren der Monterey Autoweek mit dem Höhepunkt des Concorso d’Eleganza in Pebble Beach. Mitte August wirds wieder so weit sein.


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