Eine Million Besucher, 10'000 Journalisten aus über 100 Ländern: Wenn man auf die Webseite des heute startenden Pariser Autosalons schaut, könnte man meinen, am global wichtigsten Auto-Event zu sein. Doch die Zahlen sind vier Jahre alt; gehören zum letzten «Mondial de l’Auto». Also vor der Pandemie, den Lieferproblemen und dem Ukraine-Krieg. Der mit Renault auch eine der französischen Marken schwer gebeutelt hat. Dennoch lässt sich der Renault-CEO nicht unterkriegen: «Wir lieben Motorshows», sagt Luca de Meo (55) und lässt in Paris seine Marken Alpine, Dacia und Renault gross auffahren.
Bei Alpine gibt das Concept Car Alpenglow einen Ausblick auf die künftige Designlinie der Renault-Sporttochter, die bald schon auf E-Antriebe umschwenken soll. Mit der bekannten Offroad-Studie Manifesto fokussiert Dacia auf den Spass- statt wie bisher auf den Sparfaktor. Und Renault holt eine Marken-Ikone aus der Versenkung: 4Ever Trophy heisst die Studie eines vollelektrischen B-SUVs, der dem legendären Renault 4 wie aus dem Gesicht geschnitten sein soll. Fast jedenfalls, denn ausser der Rechteck-Front mit runden Scheinwerfern und dem hintersten Seitenfenster wirkt er wie aufgepumpt und weit weg vom einstigen Vorbild. Mit dem dreimotorigen Renault 5 Turbo 3E gibts auch die Studie einer Sportversion des 2024 startenden elektrischen Renault 5 und Zoe-Nachfolgers: «Den würde ich tatsächlich gerne bauen», sagt de Meo.
Renault trumpft auf, Stellantis stapelt tief
Und sonst? Die Stellantis-Konzernmarke Peugeot zeigt ihren längst enthüllten Crossover 408 erstmals vor Publikum – aber kein Concept Car, obwohl schon eins parat sein soll, um die Marke komplett neu zu erfinden. «Wir zeigen es nicht hier, weil wir ungeteilte Aufmerksamkeit wollen», sagt CEO Linda Jackson (63) und nennt damit einen Grund für die Krise der Motorshows. Peugeots US-Schwester Jeep präsentiert nochmals den künftigen Einsteiger-Jeep Avenger mit 156 PS starkem E-Antrieb – den markentypischen 4x4 trägt aber bislang nur ein Concept Car. DS zeigt bloss das aktuelle Modellprogramm – und Citroën fehlt wie alle anderen europäischen Autobauer. Kein Problem für den Stellantis-CEO: «Erfolg misst sich nicht an der Teilnahme an Motorshows», sagt Carlos Tavares (64) trocken.
Eine Überraschung gibts aber doch noch – die neue Marke Hopium mit ihrem Machina Concept. Vor drei Jahren vom französischen Rennfahrer Olivier Lombard (31) gegründet, will das rein französische Unternehmen 2025 mit der Serienversion einer Wasserstoff-Nobellimousine starten. Mit zehn Kilo Wasserstoff im Tank soll sie bis zu 1000 Kilometer weit kommen. Die neue Fabrik in der französischen Normandie soll 20'000 Autos im Jahr bauen – Stückpreis: ab 120'000 Euro. Los gehts in Frankreich, Deutschland und der Schweiz. Ebenfalls auf Wasserstoff setzt das unaussprechliche marokkanische Start-up Namx mit seinem SUV, der per im Heck eingesteckten Patronen betankt wird. Das Design liefert mit Pininfarina ein europäisches Styling-Schwergewicht.