Mehr geht nicht. Seit seiner Lancierung 2016 ist Bugattis Chiron das ultimative Serienauto – mit 16 Zylindern, je nach Version bis zu 1600 PS und bis zu 440 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die schafft er allerdings nur mit Spezialschlüssel und wenn die äusseren Bedingungen passen.
Trotzdem ist bald Schluss. Nach 17 Jahren ist der riesige Acht-Liter-Benziner mit vier Turboladern, der ähnlich schon den Vorgänger Veyron antrieb, ein Anachronismus – die Zukunft wird schliesslich auch bei Bugatti hybrid und rein elektrisch. Aber das Motorenmonster tritt mit einem Paukenschlag ab: An der Monterey Car Week im kalifornischen Pebble Beach – dem weltweit wichtigsten Event für exklusive Edel-Boliden – enthüllte Bugatti jetzt den neuen W16 Mistral. W16 steht für die W-Anordnung der Zylinder, und Mistral ist ein scharfer Wind in Südfrankreich.
Wind und Hitze
Und es dürfte stürmisch werden im offenen Zweisitzer. Technisch basiert er auf dem Chiron 300+, der vor drei Jahren mit 1600 PS eine Weltrekord-Geschwindigkeit von 490,484 km/h oder umgerechnet 304,773 Meilen hinlegte. Damit der Frischluft-Orkan nicht beim Fahren stört, wurde ein Grossteil der Aussenhaut neu gestylt – mit breiterem und tieferem Frontgrill, neu gerundeter Frontscheibe, die wie ein Visier wirkt, und einem neuen Heck für optimierte Aerodynamik.
Denn bei jeder Chiron-Version gabs immer zwei grosse Herausforderungen: Wohin mit dem Fahrtwind bei hohem Tempo? Und wie den Hitzetod des riesigen Motors verhindern? Zwischen den neuen x-förmigen Rückleuchten zischt nun die heisse Luft der Ölkühler heraus. Und auch die jetzt vertikal ausgerichteten Scheinwerfer, durch die Luft durch die Radkästen strömt, tragen dazu bei, den Luftwiderstand zu senken.
Ettore Bugattis Lieblingsfarben
Für den Lack liess sich das Designerteam um Chef Achim Anscheidt (53) vom 1934 gebauten Type 57 Roadster Grand Raid Usine in knalligem Schwarz-Gelb inspirieren – der Lieblingsfarben des Firmengründers Ettore Bugatti (1881–1947). Seine privaten Fahrzeuge liess er meist in dieser Farbkombination lackieren. Heisst für den Mistral: schwarze Karosserie und viel Knallgelb im Interieur. Dazu gibts Titan, aus Alu gefräste Lüftungsdüsen und viel Leder. Der Schalthebel trägt Holz und einen bernsteinfarbenen Einsatz mit der Skulptur eines tanzenden Elefanten – eine passende Metapher für dieses Mega-Cabriolet.
Ein Klappdach liess sich beim besten Willen nicht mehr unterbringen. Deshalb muss man das Dach manuell abnehmen und unterwegs die Daumen drücken für gutes Wetter. Bei einem eventuellen Überschlag schützen die Lufteinlässe hinter den Kopfstützen: Sie bestehen aus Karbonfasern und können das gesamte Gewicht des Autos tragen.
Der allerletzte Bugatti mit W16-Motor wird natürlich eine exklusive Angelegenheit. Wer jetzt mit dem Bankberater telefonieren will: Zwecklos, alle Mistral sind schon verkauft. Nur 99 werden gebaut, zum Stückpreis von umgerechnet 4,85 Millionen Franken ohne Steuern – plus einer fürs Werksmuseum. Dieser wird wohl ein besonders exklusives Exemplar werden. Denn Bugatti dürfte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen für einen Rekordversuch: schnellstes Cabrio aller Zeiten.