Hyper-SUV Aznom Palladium aus Italien
So hässlich können 720'000 Franken sein

Spielt Geld keine Rolle, spielt Geschmack oft auch keine: Die italienische «Hyper-Limousine» Aznom Palladium ist nicht schön, aber wenigstens schön teuer – und ein Pick-up vom Typ Dodge Ram, auf 700'000 Euro aufgebrezelt.
Publiziert: 30.06.2022 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2022 um 17:30 Uhr
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Für jene, die schon alles haben: Der italienische Aznom Palladium ist nicht schön, aber wenigstens schön teuer.
Foto: Marco Zamponi-www.zamponi.net
Timothy Pfannkuchen

Ferrari, Lamborghini, Maserati – bei italienischen Exoten ist bereits ihr Name ein Ereignis: Der Klang verkörpert Grandezza. Aber Aznom? Tönt eher nach Niesanfall statt Italianità. Die Marke stammt aus dem italienischen Monza. Und Monza rückwärts gelesen ergibt – nein, kein Witz – eben Aznom. Da sind wir fast froh, heisst Ferrari aus Maranello heute Ferrari und nicht Ollenaram.

Aznam will nach oben. Nach ganz oben. Und baut die laut eigener Unbescheidenheit erste «Hyper-Limousine», den Palladium – einen XXL-SUV. Die Designer dieses Projekts seien «Erben einer Tradition, die italienische Autos auf der Welt berühmt gemacht haben», sagt Aznom-Gründer Marcello Meregalli (44), der im Aznom-Kerngeschäft Autos wie Fiats 500 innen mit feinem Leder und mehr veredelt. Wenn aus «berühmt» da mal nicht «berüchtigt» wird: Der Palladium ist echt kein Inbegriff filigraner italienischer Technik oder gar italienischen Designs zum Niederknien.

Ein Ami aus Italien

Ein V8 aus dem Stellantis-Regal treibt das Dickschiff an. Der Chrysler-5,7-Liter-«Hemi» hat jetzt zwei Turbos. Macht 710 PS (522 kW) und wohl – dazu gibts noch keine Zahlen – den Durst eines alten Seemanns. In 4,5 Sekunden gehts auf 100 km/h. Spitze: 210 km/h, was wir trotz Brembo-Bremsen beängstigend finden, wenn diese 2,65 Tonnen Einschüchterungsgeste im Rückspiegel auftauchen.

Nicht nur der Achtzylinder ist ein Ami: Wir versuchen uns (leider ergebnislos) vorzustellen, wie Aznom es schaffen will, angeblich noch komfortabler zu schweben als etwa Bentley Bentayga, Mercedes-Maybach GLS, Range Rover oder vor allem der Rolls-Royce Cullinan – denn der Palladium basiert auf dem Dodge-Pick-up Ram 1500, also auf Schwermetall der sehr amerikanischen Art. Bodenwellen werden da eher plattgeschlagen als glattgebügelt. Aber richten soll es im Palladium ein eigens entwickeltes Verstell-Fahrwerk.

Weg- statt Hingucker

Die Ram-Basis erklärt auch die – gelinde gesagt – unbekümmerte Ästhetik: Lieber würden wir darüber einen gnädigen Mantel des Schweigens legen. Doch so sieht es halt aus, wenn man einen US-Pick-up auf italienischen Luxus-SUV zu trimmen versucht. Allein diese Aussenspiegel: hübsch wie Segelohren. Mag ja sein, dass aus dem Autoland Italien mitunter eher Gutgemeintes statt Gutgemachtes (siehe Alfasud) kam. Aber schön waren die Autos doch wenigstens meistens.

Wobei: Klotzen-statt-Kleckern-Style ist schliesslich auch bei Rolls-Royce en vogue. Und Eigner des fast sechs Meter (exakt: 5,96 m) langen Wegguckers Palladium sehen den auf 285er-Walzen (22 Zoll) anrollenden Klotz meist von innen und können dort vor Scham tiefer im Leder versinken. Der Kofferraum öffnet wie eine Schublade. Und der Champagner-Kühler lässt sich per Touchscreen steuern. Wow, wie hat der Jetset es nur so lange ohne diese wichtige Cüpli-Innovation ausgehalten? Und ohne Display zum elektrischen Öffnen aller vier Türen?

Für Poser und Protzer

Schön ist er nicht, der Aznom – aber wenigstens schön teuer. Gut für unsere Innenstädte, dass Aznom nur zehn Palladium bauen und dann zu Preisen ab rund 700'000 Euro (umgerechnet fast 720'000 Fr.) an jene verscherbeln will, die in Dubai, Los Angeles (USA) oder London beim Posen einen goldfolierten Rolls-Royce oder rosa Bugatti ausstechen müssen. Reicht noch nicht?

Na dann: Ein Kunde soll 862 PS (634 kW) geordert und dafür 1,4 Millionen Franken überwiesen haben, um sich von den anderen Aznoms abzuheben. Aber wie es ist in dieser Welt der Wichtigen: Gegen einen Rolls-Royce Boat Tail – mit je 25 Millionen Franken Auto-Neupreis-Rekord – oder Bugatti La Voiture Noire hat auch dieser Palladium am Ende keine Chance.

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