Auf Züri-Tour im Opel Rocks-e
Die 24 Minuten vom Bellevue

Beim legendären Rennen von Le Mans drehen die Boliden 24 Stunden lang ihre Runden. Im Budget-Stromer Opel Rocks-e kurven wir 24 Minuten – immer rund ums Bellevue, den verkehrstechnisch chaotischsten Platz Zürichs.
Publiziert: 11.05.2022 um 11:45 Uhr
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Aktualisiert: 12.06.2024 um 08:15 Uhr
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Opels Rocks-e ist ein Elektroauto für die Innenstadt – eine Alternative mit richtigem Dach zu Scootern oder Renaults Twizy.
Foto: Valeriano Di Domenico
Andreas Faust

Bei Citroën heisst er Ami – Freund, bei Schwestermarke Opel soll er mit Blitz-Logo bald rocken: Der Rocks-e ist ein E-Auto für diejenigen, die eigentlich keins wollen, aber doch eins brauchen in der Stadt. Winzig genug auch für den kleinsten Parkplatz, mit zwei Sitzen, Mini-Stauraum und einem richtigen Dach über dem Kopf im Gegensatz zu Scootern oder Renaults Twizy.

Wir wollen mit ihm dorthin, wo Zürichs Verkehr am chaotischsten ist – ans Bellevue, wo Trams, Busse, Autos, verirrte Lastwagen, Velos und Fussgänger wild durcheinander wuseln. Beim legendären Autorennen von Le Mans drehen Boliden mit über 300 km/h 24 Stunden lang ihre Runden – ich soll für den Fotografen rund um den Platz kurven. Auf zu den 24 Minuten vom Bellevue!

Boxengasse

Einsteigen neben Opels Pop-up-Store am Utoquai 55. Erster Eindruck: Wo ist hier vorne? Aha, da, wo die LED-Scheinwerfer sind. Entriegelt wird per winzigem Schlüssel statt Fernbedienung. Die Fahrertür öffnet wie bei jedem Auto, die Beifahrertür gegenläufig. Anschnallen, Aussenspiegel manuell zurechtfummeln. Sitz und Lenkrad einstellen? Geht nicht, alles fest montiert.

Opel Rocks-e

Antrieb: Elektromotor, 8 PS (6 kW), 40 Nm@0/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Batterie 5,5 kWh (netto), Reichweite 75 km
Fahrleistungen: Spitze 45 km/h
Masse: L/B/H 2,41/1,39/1,52 m, Leergewicht 471 Kg, Laderaum 63 l im Beifahrer-Fussraum
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 11,9 kW/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: k.A.

Antrieb: Elektromotor, 8 PS (6 kW), 40 Nm@0/min, 1-Gang-Getriebe, Frontantrieb, Batterie 5,5 kWh (netto), Reichweite 75 km
Fahrleistungen: Spitze 45 km/h
Masse: L/B/H 2,41/1,39/1,52 m, Leergewicht 471 Kg, Laderaum 63 l im Beifahrer-Fussraum
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 11,9 kW/100 km, 0 g/km CO₂-Ausstoss lokal
Preis: k.A.

Zum Starten ein Dreh am Zündschlüssel, dann per Taste links unten am Sitz die Fahrtrichtung wählen. Der Rocks-e rollt los in die Dufourstrasse, hat noch 85 Prozent Strom in der 5,5-Kilowattstunden-Batterie. An der Ampel am Opernhaus warten wir auf den Start.

1. Runde

3-2-1 – Grün und Vollgas! Kein Vergleich zu erwachsenen Elektroautos, aber der Rock-e tritt brav an. Erstes Auto übrigens, bei dem man nach hinten besser raussieht als nach vorne. Dank der Sitzposition gefühlt auf der Rückbank ist das Lenken ungewohnt. Fotograf Valeriano gefällts, so viel Platz hätten seine langen Beine sonst nie. Gut, dass wir nicht Shoppen waren, sonst müssten sich seine Füsse den Platz mit den Taschen teilen. Ich setze ihn am Bellevue ab. Es regnet.

2. Runde

Neben dem Café Odeon wird gebaut, ein Mann mit Warnweste weist Lastwagen ein und winkt mich lächelnd weiter. Hoppla, wo kommt der Velofahrer plötzlich her? Der tote Winkel hinter den vorderen Dachsäulen ist riesig, auch weil ich so weit hinten sitze. Aber dieser Lenkeinschlag! Bei 7,20 Metern Wendekreis dreht sich das Auto scheinbar auf der Stelle.

3. Runde

Jetzt habe ich Streckenkenntnis und groove mich ein auf dem Rundkurs. Der Streckenposten – hallo, Warnwesten-Mann – hebt verwundert die Augenbraue, als ich schon wieder vorbeifahre. Gas, Bremse per Rekuperation und Einlenken – ich surfe auf der grünen Welle und bleibe dabei trockener als die meisten auf dem Platz. Nur nicht flüsterleise: Die Leichtbau-Karosserie surrt in der Frequenz des 8-PS-Motörchens mit.

4. Runde

Jetzt werde ich mutig: Am Limmatquai rechts ab auf die Quaibrücke, statt brav die Runde zu drehen. Gib alles, Rocks-e! Und wie gehts wieder zurück? Rechts abbiegen am Bürkliplatz bringt nichts, ich muss über den General-Guisan-Quai. Erst eine Wende nach links bringt mich auf den richtigen Kurs.

Jetzt auf die linke Spur einfädeln, aber mich lässt niemand rüber. Also Zwischenspurt zur Lücke voraus! Tritt aufs Gaspedal – und nichts passiert. Mit Tempo 45 fahre ich sowieso schon am Bodenblech-Limit. Eine mitleidige Seele lässt mich doch noch auf die Spur.

5. Runde

Wo ist eigentlich der Fotograf? Sprintet die Rämistrasse auf und ab auf der Suche nach dem besten Schuss. Kann man die Sonnenblende am Glasdach verschieben? Kaum berührt, fällt sie mir aufs Lenkrad. Offenbar nicht. Am nächsten Rotlicht fummle ich sie wieder in die Halterung. Winkewinke, Warnwesten-Mann. Er winkt zurück.

6. Runde

Ein Velofahrer lässt mich vor an der Engstelle am Odeon – wohl Sympathiebonus für das niedliche Auto. Zwei Mamis und ihre Chindsgi-Kinder gucken mir verdutzt nach. Tapfer kämpft das Gebläse gegen die Feuchtigkeit in der Kabine – keine Chance, die Scheiben bleiben beschlagen. In der Ablage vorm Lenkrad liegt ein Lederschwamm zum Wischen, aber mein Arm ist zu kurz. Also die seitlichen Klappfenster à la Citroën 2CV öffnen, auch wenns dann kühl wird.

Ein Parkiertest mit dem winzigen Rocks-e wäre interessant, bloss gibts am Bellevue keine Parkplätze. Valeriano springt an der roten Ampel wieder ins Auto.

Zieleinlauf

Finish am Opel-Store! Fotograf durchnässt, auch im Auto fühlts sich klamm an und die Batterie hat nur noch 71 Prozent Ladung. Aber ich habe 24 Minuten lang konstant gegrinst! Getriebe auf Neutral schalten, mechanische Handbremse ziehen und Auto per Schlüssel abschliessen – fast wie früher.

Siegerehrung

Rockt der Rocks-e? Im Prinzip ja – aber mit maximal 45 km/h bleiben in der Stadt kaum Spurtreserven. Doch bei flächendeckendem Tempo 30 wäre er voll mit dabei. Soll ja nicht mehr lange dauern in Zürich.

Aber: Während man in Deutschland schon mit 15 Jahren ans Rocks-Steuer darf, brauchts in der Schweiz zwingend den vollwertigen Führerausweis. Letztlich dürfte bei uns vor allem der tiefe Preis von ab 9190 Franken für den Rocks-e sprechen. Aber Fahranfänger dürften wohl eher zum Dritthand-Occasionsauto greifen.

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