Erster Fahrbericht Opel Rocks-e
Was kann dieser Elektro-Würfel?

Mit dem unkonventionellen Rocks-e will Opel junge Autofahrerinnen und Autofahrer fürs moderne Stadtauto begeistern. Mit Erfolg? Wir gingen mit dem Opel Rocks-e in Frankfurt (D) auf Stadttour.
Publiziert: 12.11.2021 um 16:07 Uhr
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Der Opel Rocks-e ist von seinem baugleichen Zwilling ...
Foto: Christian Bitmmann
Wolfgang Gomoll und Raoul Schwinnen

Statt Citroën Ami jetzt Opel Rocks-e. Der Elektro-Würfel soll nun für Opel statt Citroën die Werbetrommel rühren (siehe Box unten) und jungen Autofahrerinnen und Autofahrern die Marke und das Fahren in der Stadt schmackhaft machen. «Mit diesem Fahrzeug wollen wir junge Menschen an unsere Marke heranführen», sagt Rocks-e-Produktmanager Keanu Eftekhari. Er spricht absichtlich nicht von Auto, sondern von «einem Fahrzeug». Schliesslich darf man in Deutschland den Rocks-e mit der Führerscheinklasse AM bewegen – also ab 15 Jahren. In der Schweiz dagegen dürfte der Rocks-e nur mit dem normalen Führerausweis zu fahren sein, folglich erst ab 18 Jahren. «Was die Attraktivität bei uns natürlich deutlich einschränken würde», so Opel-Schweiz-Sprecher Lukas Hasselberg.

Plagiat oder unorganisierte Markenplanung?

Wir schreiben das Jahr 1922: Citroën präsentiert den neuen 5 CV. Das Auto wird zum Erfolg. Gut kopiert ist besser als schlecht entworfen, dachten sich die Opel-Manager, und lancierten zwei Jahre später den verdächtig ähnlichen Opel 4/12. Aufgrund seiner grünen Farbe erhielt dieser Opel den Spitznamen «Laubfrosch» und verkaufte sich ebenfalls blendend. Citroën wehrte sich vor Gericht gegen das «freche Opel-Plagiat», die Klage wurde aber mit dem Verweis auf den unterschiedlichen Kühlergrill und die andere Farbe abgelehnt.

Zurück in die Gegenwart: Bereits letztes Jahr präsentierte Citroën den Ami, einen Elektro-Würfel, der den Stadtverkehr revolutionieren sollte. Doch jetzt kommt der kleine E-Cityflitzer nicht mit Citroëns Doppel-Rhombus an der Front, sondern mit dem Opel-Blitz. Also wieder ein frecher Konzeptklau? Natürlich nicht! Opel und Citroën sind inzwischen unter einem Konzerndach vereint. Und der Wirrwarr ist wohl nur auf eine wenig organisierte Markenplanung der Stellantis-Strategen zurückzuführen.

Opel 4/12 «Laubfrosch»: Plagiat oder nicht? Nicht, entschied vor 100 Jahren ein Gericht. Grund: unterschiedlicher Kühlergrill und andere Farbe.

Wir schreiben das Jahr 1922: Citroën präsentiert den neuen 5 CV. Das Auto wird zum Erfolg. Gut kopiert ist besser als schlecht entworfen, dachten sich die Opel-Manager, und lancierten zwei Jahre später den verdächtig ähnlichen Opel 4/12. Aufgrund seiner grünen Farbe erhielt dieser Opel den Spitznamen «Laubfrosch» und verkaufte sich ebenfalls blendend. Citroën wehrte sich vor Gericht gegen das «freche Opel-Plagiat», die Klage wurde aber mit dem Verweis auf den unterschiedlichen Kühlergrill und die andere Farbe abgelehnt.

Zurück in die Gegenwart: Bereits letztes Jahr präsentierte Citroën den Ami, einen Elektro-Würfel, der den Stadtverkehr revolutionieren sollte. Doch jetzt kommt der kleine E-Cityflitzer nicht mit Citroëns Doppel-Rhombus an der Front, sondern mit dem Opel-Blitz. Also wieder ein frecher Konzeptklau? Natürlich nicht! Opel und Citroën sind inzwischen unter einem Konzerndach vereint. Und der Wirrwarr ist wohl nur auf eine wenig organisierte Markenplanung der Stellantis-Strategen zurückzuführen.

Das Elektro-Vierrad konkurriert – zumindest in Deutschland und in weiteren europäischen Ländern – also nicht in erster Linie konventionelle Kleinwagen, sondern andere Beförderungsmittel für die City wie etwa E-Roller. «Der Vorteil des Rocks-e ist, dass er wetterfest ist», argumentiert Eftekhari. Na ja. Aus Gewichts- und Reichweitengründen gibts keine Heizung. Das Gebläse zum Entfrosten der Windschutzscheibe schafft im Winter nur ein Plus von sechs Grad im Vergleich zur Aussentemperatur.

Baugleich mit Citroën-Zwilling Ami

Technisch ist der Opel Rocks-e baugleich mit dem bereits früher präsentierten Citroën Ami. Lediglich beim Design brachte Opel mit ein paar Plastik-Applikationen und Farbtupfern eine eigene Note ein. Folglich hat auch der Rocks-e eine rein elektrische Nennleistung von 6 kW/8 PS (9 kW/12 PS beim Beschleunigen) und ist maximal 45 km/h schnell. Mit vollem 5,5-kWh-Akku kommt man bis zu 75 Kilometer weit (WLTP). Zum Laden der leeren Batterie reicht eine 220-Volt-Haushalts-Steckdose – das dauert 3,5 Stunden. Schade, dass sich das Ladekabel nicht wie bei einem Staubsauger von selbst einzieht, sondern von Hand in den Stauraum hinter der Beifahrertür hineingestopft werden muss. Im Sommer mit etwas Übung kein grosser Akt, im Winter bei Minusgraden ziemlich nervig. Und warum lässt sich die Batterie wie beispielsweise bei einem E-Bike zum Laden nicht einfach ausbauen? Nicht jeder hat eine Steckdose vor dem Haus oder in der Garage.

Auf unserer Stadttour in Frankfurt (D) fallen wir mit dem Opel Rocks-e auf. Fast an jeder Ecke drehen sich die Leute um und fragen, was das für ein lustiges Gefährt sei. Das liegt auch daran, dass wir in einem Glaskubus sitzen. So übersichtlich das lichtdurchflutete Aquarium samt Glasdeckel ist – wenn die Sonne in einem ungünstigen Winkel einfällt, ist das Display nur noch schwer abzulesen. Und im Sommer dürfte es ziemlich warm werden. Für Durchlüftung sorgen zwar Klappfenster, die aber je nach Einstellung der Aussenspiegel mit diesen kollidieren. Zudem sind die Spiegel klein und können nur von Hand justiert werden. Dafür hat der 471 Kilogramm leichte E-Würfel modernste LED-Scheinwerfer, die die Strasse prima ausleuchten und für Aufmerksamkeit sorgen.

30 Zentimeter kürzer als ein Smart

Mit nur 2,41 Metern ist der Rocks-e rund 30 Zentimeter kürzer als der aktuelle Smart Fortwo. Die Parkplatzsuche verliert so jeden Schrecken, zur Not stellt man den Rocks-e einfach quer in die Lücke. Auf den dicht befahrenen Strassen Frankfurts reicht uns die Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Allerdings ist das Vierrad mit 1,39 Metern halt doch deutlich breiter als ein Roller, und so müssen wir uns im Stau dennoch überall hinten anstellen und können nicht wie die Zweiräder an der Blechschlange vorbeizirkeln.

Auch der Komfort entspricht mehr dem eines Autoscooters als eines Autos. Das Fahrwerk kommt ohne Dämmung und Stossdämpfer aus. So rumpelt der E-Würfel über die Strassen, untermalt von einem sirrenden E-Motorgeräusch, sodass wir das Gefühl haben, in einem Sportwagen zu sitzen. Dennoch hat der Rocks-e auch seine praktische Seite: Die Einkäufe aus dem Supermarkt lassen sich in der Fahrgastzelle verstauen. Für Taschen gibts gar einen Haken. Navigiert wird per Smartphone, das über USB-Anschluss mit Strom versorgt wird. Die beiden besser ausgestatteten Modelle TeKno und Klub kann man auch mit der Rocks-e App verknüpfen.

Haben Schweizer das Nachsehen?

Ab Mitte November steht der Opel Rocks-e in Deutschland bei den Händlern. Zum Start ist nur die TeKno-Version für 8790 Euro (circa 9500 Franken) erhältlich. Im März 2022 folgen dann weitere Varianten. Opel bietet in Deutschland aktuell kein Leasing an, sondern eine Finanzierung, die 48 Monate läuft. Zu Beginn zahlt man beispielsweise beim Basismodell (kostet 7990 Euro) 2595 Euro an, danach 49 Euro pro Monat und letztendlich die Schlussrate von 3753 Euro. Für die Schweiz gibts aber noch gar keine Preisvorstellungen. Und auch zu allfälligen Finanzierungsprogrammen hat man sich beim Importeur noch keine Gedanken gemacht. Die Einführung des Rocks-e in die Schweiz dürfte – wenn überhaupt – sowieso erst gegen Frühsommer 2022 erfolgen.

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