Blick fährt den Elektro-Manta aus
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Star an der Langstrasse:Blick fährt den Elektro-Manta aus

Exklusive Fahrt in Opels Retro-Stromer Manta GSe ElektroMod
Hey Alter, Bock auf Elektro-Zukunft?

Mit einem elektrisch angetriebenen Manta begeistert Opel die Internet-Community. SonntagsBlick-Autoredaktor Andreas Engel durfte im GSe ElektroMod auf Probefahrt gehen. Destination: die Zürcher Langstrasse. Wie kommt die einstige Jugendikone bei der Generation Z an?
Publiziert: 31.10.2021 um 04:57 Uhr
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Der Opel Manta begeisterte die Jugend schon vor 50 Jahren. Nun haben ihn die Rüsselsheimer auf Elektroantrieb umgerüstet. Wir fragten uns: Wie kommt die Ikone bei der heutigen Jugend an?
Foto: Thomas Buchwalder
Andreas Engel

Ich gebe es zu: Als Kind war ich Manta-Fan. Dutzende Male habe ich mir die Filme um Opels Kultauto im TV reingezogen. Förmlich riechen konnte ich das Benzin, wenn Sebastian Rudolph alias Fred Grabowski («Manta – Der Film») und Til Schweiger alias Bertie («Manta, Manta») mit ihren Boliden durchs Bild donnerten. Wie im Film diskutierten wir damals auf dem Pausenplatz: Opel Manta oder VW Golf GTI – eine Philosophie-Frage.

Jetzt, 30 Jahre später, ist es so weit: Ich am Steuer meiner Jugendikone. Knallgelb steht er vor mir, ein Opel Manta A mit 1971er-Baujahr. Die Silhouette formschön wie am ersten Tag, aus dem Cockpit strömt der nostalgische Geruch längst vergangener Zeiten. Ein Traum für viele meiner Generation.

Altes Auto, neue Technik

Doch dieser Opel ist nur auf den ersten Blick ein «echter» Manta. Denn unter der schwarzen Haube hockt längst kein Reihen-Vierzylinder mehr – mit seinen 90 PS schon damals keine Höllenmaschine. Hinter dem umständlichen Namen Opel Manta GSe ElektroMod verbirgt sich ein altes Auto mit moderner und rein elektrischer Technik: Innerhalb nur eines Jahres stellte Opels Classic-Abteilung den Retrostromer auf die schicken 17-Zöller. Als vor Monaten die ersten Bilder im Netz veröffentlicht wurden, feierte die Community den Retro-Stromer ab wie lange keinen Opel davor. «Sakrileg!», riefen die einen. «Cleverer Schachzug!» die anderen.

Der Vizor ruft Zukunft

Dass es sich nicht ums 50-jährige Original handelt, erkennen Fans beim Blick auf die Front. Den Vizor genannten Grill hat Opel erstmals beim Mokka verbaut. Unterhalb der Tagfahrlichter glimmen moderne LED-Leuchten aus dem Zafira, die vier Leuchtringe hinten imitieren die ursprünglichen Lichter. Das Highlight liegt aber zwischen den Scheinwerfern: «Auf dem Display können wir kommunizieren», erklärt Nicolas Armanini, Cheftechniker von Opel Schweiz. Armanini zückt das Smartphone – Opel-Logo und GSe-Signet leuchten auf, und der Manta grüsst: «Hallo Zukunft!»

Hinter den schlanken Blechtürchen warten Sportsitze aus dem ausgedienten Adam S, das Digital-Cockpit stammt wieder aus dem aktuellen Mokka. Doch auch jede Menge Nostalgie schwingt mit: Das alte Sportlenkrad ist mit frischem Leder bezogen, die Scheinwerfer werden über den originalen Ziehhebel darunter eingeschaltet. Und über den Schieberegler, der einst die Heizung steuerte, kann heute die Rekuperation – die Energierückgewinnung beim Bremsen – aktiviert werden. Knapp 200 Kilometer schafft der Manta mit dem 31-kWh-Akku im Heck – für unsere Spritztour sollte das reichen.

Motor vorne, Antrieb hinten

Ich drehe den zierlichen Zündschlüssel – Stille. «Vorne haben wir zwei gekoppelte Elektro-Maschinen verbaut, deren Kraft über die Antriebswelle an die Hinterachse geleitet wird – wie im Original», sagt Nicolas Armanini. Noch immer ragt der Knüppel des einstigen Vierganggetriebes aus dem Mitteltunnel. «Den brauche ich wohl nicht, oder?», frage ich. «Doch, im Gegensatz zu den meisten E-Autos wird im Manta GSe noch von Hand geschaltet!», erwidert Armanini. Ich gucke skeptisch, er beruhigt: «E-Auto mit Handschaltung – tönt komisch, macht aber richtig Laune, du wirst sehen!»

Das Wichtigste sei, nicht aufs Gaspedal zu stehen, solange die Kupplung durchgetreten ist. «Sonst geht das Getriebe kaputt – zu viel Kraft.» Also ersten Gang rein, Kupplung und Bremse lösen und Strom geben. Munter saust der Manta los – 147 PS und 255 Nm Drehmoment liegen direkt an. Von einer solchen Leistung konnten einstige Manta-Fahrer nur träumen! Wie bei einem Verbrenner höre ich den Schaltpunkt kommen – Kupplung durchtreten, zweiter Gang rein, vorsichtig lösen – und zack! Ich könnte aber auch direkt im vierten Gang losfahren, wobei der Manta dann deutlich träger startet, weil der E-Motor erst mal auf Touren kommen muss.

Servolenkung? Fehlanzeige!

Fahrdaten gibt Opel nicht preis. Mein Gefühl sagt: Schneller als die 12,6 Sekunden des Originals bis Tempo 100 ist der Elektro-Manta allemal. Doch vor allem die Atmosphäre sorgt für Fahrspass: vibrierende Antriebswellen, dazu schnatternde Zahnräder, wenn der Rückwärtsgang eingelegt ist. Rangieren braucht Muskelkraft. Denn: Servolenkung? Fehlanzeige. Und hart ist der Elektro-Manta. Bretthart, passend zur coolen Optik. Ob der GSe auch bei der Generation Z noch punkten kann?

Wir cruisen da hin, wo ein cooles Auto noch etwas gilt: Zürich, Langstrasse. Fette SUVs reihen sich an aufgemotzte Coupés; funkelnde Supersportler rollen den Boulevard entlang. Und bei jeder Grünphase röhrt das Orchester der Hochleistungsverbrenner. Doch an diesem Abend stehlen wir allen die Show. Flüsterleise gleiten wir die berühmteste Ausgehmeile der Schweiz runter.

Der GSe trifft den Zeitgeist

Halt vor dem Roland, einschlägig bekanntes Sexkino. Und wir bleiben nicht lange allein. «Wow, ist der cool!», rufen ein paar Jugendliche schon von weitem und zücken die Phones zum Selfie. «Oh, ein Manta, so einen hatte ich auch mal», raunt mir ein älterer Herr von der Seite zu. «Der ist aber rein elektrisch, ein Einzelstück», entgegne ich. «Aha, und wie viel kostet der?» – «Unbezahlbar», mischt sich Nicolas Armanini in die Diskussion ein.

Ignorieren kann den Manta niemand. Ich hätte viel Geld verdienen können, hätte ich ihn für Probefahrten verliehen. Geht natürlich nicht. Doch mit dem ElektroMod scheint Opel den Zeitgeist getroffen zu haben. Was als Marketing-Gag begann, soll daher Realität werden: Bis Mitte des Jahrzehnts wird es einen neuen Serien-Manta geben – natürlich rein elektrisch. Die nächste Jugendikone? Gut möglich.

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