Der erste war ein Biest. «Viel zu gefährlich!», sagte einst Rallye-Weltmeister Walter Röhrl (75) über den ersten Audi TT. Zu schmal sei der Grenzbereich – und in der Tat flogen bald nach der Lancierung 1998 einige der nagelneuen Audi-Sportcoupés ab: So bahnbrechend das Design des rundgeschliffenen Zweisitzers, so heikel war es für die Aerodynamik, weil bei hohem Tempo zu viel Auftrieb unter dem Heck dieses ausbrechen liess.
Aber kaum hatte Audi Besserung gelobt und elektronische Stabilitätskontrolle (ESP) und eine Spoilerkante fürs Heck nachgeliefert, wurde der TT zum Verkaufsknaller. Dabei galt die erste Studie 1995 bloss als Fingerübung des damaligen Audi-Designchefs Peter Schreyer (69). Aber das Publikum an der IAA in Frankfurt a. Main (D) jubelte und drei Jahre später ging der TT als Coupé an den Start; ein Jahr danach folgte der Roadster. Seit 2014 rollt die aktuelle dritte Generation über unsere Strassen – und jetzt aufs Abstellgleis. Nach acht Jahren ist Schluss und wenns einen Nachfolger geben sollte, dann dürfte der sicher rein elektrisch kommen.
400 extravagante PS
Doch zum Ende gibts noch einmal den ganz grossen Aufschlag. Den ersten TT gabs schon ab 150 PS (110 kW), den Schlussakkord setzt jetzt der 400 PS (294 kW) starke Audi TT RS Coupé Iconic Edition. Streng limitiert – gerade einmal 100 Stück werden gebaut. Sein irrer 2,5-Liter-Turbo ist der wohl extravaganteste Benziner, den man derzeit kaufen kann. Mit fünf Zylindern tönt er, als käme er ständig aus dem Takt, liefert das maximale Drehmoment von 480 Newtonmetern bis hinauf auf knapp 6000 Umdrehungen und verfügt über Hightech bis ins Detail – von der hohlen Kurbelwelle bis zum Magnesiumgehäuse. Im sportlichsten Fahrmodus knallts derart bei jedem Herunterschalten, als würden die Auspuffrohre Steine aus dem Asphalt saugen.
Alle 100 Fahrzeuge werden Nardo-Grau lackiert, in Anspielung auf die italienische Teststrecke, auf der die meisten RS-Modelle ihre Validierungstests absolvieren. Mattschwarz findet sich auf den 20-Zoll-Rädern im Sieben-Speichen-Design und den Bremssätteln und auf Frontsplitter, den mächtigen Oval-Endrohren und dem feststehenden Heckspoiler aus Kohlefaser. Im Innenraum dominiert es ebenfalls – Kontrastfarbe gibts nur auf den zweifarbigen Ledersitzen und beim gelb vernähten Alcantara.
Röhren im Fünftakt
Start zur Testrunde – 1-2-4-5-3, in dieser Reihenfolge zünden die Zylinder und sorgen für den ganz eigenen Ton. Das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ist in den ersten Gängen für schärferen Antritt kürzer übersetzt als sonst; der lang ausgelegte siebte Gang soll beim Spritsparen helfen. Der Allradantrieb kommt mit vier Fahrprogrammen von Komfort bis Individual, die auch in Gasannahme, Getriebe, Lenkung und Auspuffsound eingreifen. Gebremst wird mit acht Kolben je Rad und Karbon-Keramik-Scheiben. Den Start auf der Rennstrecke von Monteblanco nahe Sevilla (E) legen wir per Launch Control hin: Linker Fuss auf der Bremse, rechter Fuss voll aufs Gas, bis der Drehzahlmesser 3500 Touren zeigt. Jetzt das Bremspedal loslassen – und ab geht die Post. Wenns sein muss bis Tempo 280.
Antrieb 2,5-l-R5-Turbobenziner, 400 PS (294 kW), 480 Nm@1700–5850/min, 7-Gang-Doppelkupplung, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,7 s, Spitze 280 km/h
Masse L/B/H 4,20/1,83/1,35 m, Leergewicht 1515 kg, Laderaum 305 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 9,1 l /100 km, 207 g/km CO₂-Ausstoss, Energieeffizienz nicht bekannt
Preis längst schon ausverkauft
Antrieb 2,5-l-R5-Turbobenziner, 400 PS (294 kW), 480 Nm@1700–5850/min, 7-Gang-Doppelkupplung, Allradantrieb
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 3,7 s, Spitze 280 km/h
Masse L/B/H 4,20/1,83/1,35 m, Leergewicht 1515 kg, Laderaum 305 l
Umwelt WLTP-Verbrauch Werk 9,1 l /100 km, 207 g/km CO₂-Ausstoss, Energieeffizienz nicht bekannt
Preis längst schon ausverkauft
Auch ohne die eher sinnfreie Launch Control wäre der Audi TT RS ein Hammer auf der Rennstrecke. Die sogenannte Selective Torque Control (eine Funktion des ESP) kann die kurveninneren Räder leicht abbremsen, wenn der TT RS die Traktion zu verlieren droht – dann fühlt es sich an, als würde der Zweisitzer geradezu in die Kurve hereingezogen. Komfort sollte man vom Sportfahrwerk allerdings nicht erwarten.
Audis letztes TT-Sondermodell entstammt buchstäblich dem letzten Jahrhundert: So cool können Verbrenner sein – der 400-PS-Fünfzylinder schreit es geradezu heraus. Aber bald geht ihre Zeit zu Ende. Sollte künftig ein elektrischer Nachfolger kommen, dürfte der ebenso atemberaubend, aber viel leiser zu Werke gehen. Ein Spurt zum Garagisten ist allerdings zwecklos: Alle 100 Stück der Iconic Edition des TT sind längst ausverkauft – offenbar so schnell, dass es nicht einer in die Schweiz geschafft hat.