Alexandre de Senarclens wird neuer Stiftungsratspräsident
Genfer Anwalt will den Autosalon reanimieren

Seit der pandemiebedingten Absage 2020 gab es keine Geneva International Motorshow mehr. Vor einer nächsten Austragung 2024 will nun der Genfer Anwalt Alexandre de Senarclens die Schau wieder in Schwung bringen.
Publiziert: 16.06.2023 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2023 um 20:33 Uhr
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Einst war sie die Lieblingsmesse der Autoindustrie: Doch die letzten vier Ausgaben der Geneva International Motorshow GIMS mussten ausfallen.
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Im Jahr 2020 war alles parat für eine grosse Auto-Show: Ein neuer Salondirektor, ein neues Konzept und vor allem mehr Aktivitäten für das Publikum sollten die Geneva International Motorshow (Gims) – früher der Genfer Autosalon – wieder zum Magneten für Autointeressierte machen. Doch dann kamen die Corona-Pandemie und das Veranstaltungsverbot des Bundesrates: Absage der Messe kurz vor Start, Streit mit den Ausstellern über die Messekosten, wirtschaftliche Schieflage.

Seitdem kam die Gims nicht mehr auf die Beine. Die Pandemie und die wirtschaftliche Situation der Autobranche mit Lieferproblemen, Produktionsausfällen und Chipmangel bremste die Schau aus. Aber auch die fortschreitende Digitalisierung liess die Aussteller-Liebe zu Genf erkalten: Längst kann die Autobranche ihre Neuheiten auch online präsentieren. Im letzten Oktober wurde so auch die für 2023 geplante Ausgabe abgesagt.

Neuer Präsident ist gut vernetzt

Doch jetzt stellt sich die Gims neu auf: Mit Alexandre de Senarclens (49) übernimmt ein neuer Stiftungsratspräsident die Leitung des «Comité permanent du Salon international de l'automobile». Der Genfer Anwalt ist national und international gut vernetzt und verfügt als Grossrat und Ex-Präsident der Genfer FDP-Sektion bis 2015 auch über die nötigen Kontakte in die Genfer Politik. Er tritt die Nachfolge des Juristen Maurice Turrettini an, der zwölf Jahre der Trägerstiftung des Autosalons vorstand. Ums Operative kümmert sich weiterhin Salondirektor Sandro Mesquita (48), der seit 2020 dabei ist.

Und wie gehts weiter? Nach den finanziellen Problemen mit rund 15 Mio. Franken Defizit rettete 2021 als Investor Katar Tourismus die Gims-Stiftung vor dem Aus und erwarb die Rechte für fünf Austragungen der GIMS Katar innerhalb von zehn Jahren. Vom 5. bis 14. Oktober dieses Jahres soll die erste im Umfeld des F1-Grand-Prix im arabischen Fürstentum stattfinden und dürfte mehr Auto-Spielplatz für Wohlsituierte als klassische Motorshow werden. Für 2024 ist dann wieder eine Genfer Schau geplant – allerdings mit vom 26. Februar bis 3. März gegenüber der Vor-Pandemie-Zeit verkürzter Dauer. Noch offen ist allerdings das mögliche Wechselspiel mit der klassischen GIMS in Genf.

Katar soll von Genf profitieren

«Das Gims-Team ist voll motiviert, zwei Automobil-Shows zu organisieren, eine in Doha diesen Herbst und diejenige in Genf Ende Februar 2024», sagt Alexandre de Senarclens. Aber welche Messe hat Priorität – Genf oder Katar? «Beide Veranstaltungen haben sich zum Ziel gesetzt, Weltpremieren und technologische Neuheiten zu präsentieren und einen Sektor aufzuwerten, der sich im Wandel befindet. Die Bedingungen, die den Erfolg des Genfer Salons ausmachen, seine internationale Positionierung, der Sinn für Gastfreundschaft, seine geografische zentrale Lage, seine Professionalität und seine wirtschaftliche Neutralität sind die Grundlage für die Gims in Doha», erklärt de Senarclens. Sprich: Katar hofft auf das positive Image des Genfer Salons als Motor für die eigene Autoshow.

Aber hat nach vier Absagen in Folge eine Gims in Genf 2024 überhaupt noch eine Chance? De Senarclens glaubt fest daran: «Das ist der Grund, warum ich mich bereiterklärt habe, den Vorsitz der Stiftung des Internationalen Automobilsalons Genf zu übernehmen.» Marken und Auto-Importeure wüssten, dass der Genfer Salon ein Schaufenster von Weltrang sei: «Und als Genfer Politiker ist es mir eine Ehre, alle Beteiligten durch eine beeindruckende nächste Ausgabe zu vereinen.»

Neues, flexibles Konzept

Die braucht aber ein frisches Konzept. De Senarclens ist überzeugt, dass die Gims auch für Genf dabei auf dem richtigen Weg ist: «Die Automobilindustrie befindet sich im Umbruch und wir glauben, dass der Salon in Genf eine einzigartige Plattform für einen neuen Aufschwung ist.» Das neue Konzept mit modularen Ständen und Fokus auf Innovationen, böte dafür eine Flexibilität, die mit Spannung erwartet und bereits jetzt geschätzt werde.

Bleibt abzuwarten, wie potenzielle Aussteller auf das neue Konzept reagieren. Bereits in den letzten Jahren hatte Salondirektor Mesquita Neuerungen für die Messe präsentiert, war aber bei zahlreichen Marken auf taube Ohren gestossen. Denn in der Pandemie haben viele Hersteller auf eigene Events und digitale Kanäle zur Verbreitung ihrer News umgestellt – ohne dabei wie an einer Messe mit den Auftritten anderer konkurrieren zu müssen.

Einen nächsten Fingerzeig auf die Zukunft der Automessen dürfte die IAA Mobility in München (D) im September geben. Wenn es ihr gelingt, mehr Marken und mehr Publikum als noch vor zwei Jahren aufs Messegelände zu locken, wäre das ein positives Zeichen.

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