GIMS-Absage überrascht nicht
Zu wenige Zusagen für Genfer Autosalon

Die Schweizer Autobranche reagiert gelassen auf die Absage des Genfer Autosalons. Während einige Marken sowieso nicht teilgenommen hätten, finde andere die Entscheidung richtig.
Publiziert: 19.08.2022 um 16:16 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2022 um 17:46 Uhr
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Der Genfer Autosalon findet zum vierten Mal in Folge nicht statt.
Foto: Keystone
Martin A. Bartholdi

Der Genfer Autosalon erhält zu wenig Rückhalt von den grossen Autobauern. Zu wenige Hersteller haben sich für die geplante Automesse im Februar 2023 angemeldet – deshalb wurde sie jetzt offiziell abgesagt. Mit Mercedes hat ein flächenmässig grosser Aussteller schon früh beschlossen, der Geneva International Motor Show (GIMS) nächstes Jahr fernzubleiben.

Der Stuttgarter Autobauer setzt in Zukunft nicht mehr nur auf Automessen, sondern auch auf andere Kommunikationswege. «Der Fokus liegt dabei auf einer dialog- und erlebnisorientierten Markenpräsenz», erklärt Mercedes auf Anfrage. Und diese Anforderung erfüllte das Konzept des Genfer Autosalons 2023 offensichtlich nicht, weshalb sich Mercedes gegen eine Teilnahme entschloss. Dazu sei auch der Zeitpunkt vom 14. bis 19. Februar 2023 schlecht gewählt gewesen, weil in den meisten Kantonen dann Sportferien seien.

Das sagen BMW und die Amag

BMW hatte für den Genfer Autosalon 2023 bisher weder zu- noch abgesagt. Aber auch die Münchner wollen sich in Zukunft nur noch auf ausgewählte Automessen fokussieren. «Auch bei uns geniessen inzwischen andere Veranstaltungen als klassische Automessen Priorität», heissts von einem BMW-Sprecher. So lassen sich neue Zielgruppen erreichen. «Daneben gewinnen die von der BMW Group selbst organisierten und durchgeführten Formate mehr und mehr an Bedeutung», erklärt der BMW-Sprecher. Ein Beispiel dafür ist der Schweizer Livestream «Visionary Dreams», der die letzten zwei Jahre im März durchgeführt wurde.

Mit Bedauern reagiert dagegen die grösste Schweizer Importeurin Amag mit ihren Marken Audi, Seat, Skoda und VW. Trotzdem sei der Entscheid richtig. «Es gab zu viele Unsicherheiten, und auch das geplante Datum war nicht optimal. Die Vernunft hat gegen das Herz gesiegt», so ein Amag-Sprecher. Die Marken des Volkswagen-Konzerns sollten am Genfer Salon teilnehmen. Entsprechende Gespräche waren laut Amag schon ziemlich fortgeschritten – und sind nun im Sand verlaufen.

Auch der drittgrösste Importeur der Schweiz, Astara (vertritt unter anderem Abarth, Alfa Romeo, Fiat, Hyundai, Jeep und Nissan) bedauert den Entscheid des Salons. «Zumal die GIMS einen festen Platz im Veranstaltungskalender der Schweiz mit langjähriger Tradition besitzt», ergänzt ein Astara-Sprecher. Doch auch hier stösst der Entscheid auf Verständnis. Zu einer allfälligen Teilnahme kann sich Astara nicht äussern. Diesen Entscheid hätten die einzelnen Marken unabhängig voneinander getroffen.

Erneute Absage wegen Corona

Die organisierende Stiftung «Comité permanent du Salon international de l'automobile de Genève» nannte verschiedene Gründe für ihre Absage der Ausgabe von 2023. Neben der unsicheren wirtschaftlichen und geopolitischen Lage gehörten auch weiterhin Risiken im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie dazu. GIMS-CEO Sandro Mesquita sagte: «In diesen unsicheren Zeiten sind viele Marken nicht in der Lage, sich für die Teilnahme an einer Messe in Europa im Winter zu verpflichten.» Momentan ist schwer abzuschätzen, wie sich die Corona-Lage im Winter entwickelt und ob wieder Massnahmen nötig sein werden.

Doch die Hersteller dürften nicht nur deswegen mit einer Zusage an den Autosalon Genf gezögert haben. Nach der ersten pandemiebedingten Absage 2020 tat sich die GIMS schwer damit, Standgebühren zurückzuerstatten. Präsident Maurice Turrettini sagte damals: «Das ist ein Fall von höherer Gewalt. Ich denke nicht, dass sie mit einer Schadenersatzklage Erfolg hätten.» Nachdem der Autosalon letztes Jahr nur durch den neuen Kooperationspartner und Investor Qatar Tourism vor der Insolvenz bewahrt werden konnte, ist es durchaus möglich, dass die 2020 angemeldeten Aussteller ihre Standgebühren und weitere Ausgaben abschreiben mussten.

Wie gehts weiter?

Die geplante neue Ausgabe des Salons in Katars Hauptstadt Doha soll im November 2023 wie geplant stattfinden. Aber: Die Organisatoren wollen alles daran setzen, dass die 90. Ausgabe des grössten Schweizer Publikum-Events 2024 endlich stattfinden kann – fünf Jahre nach dem letzten Salon 2019.

Ob die Hersteller nur wenige Monate nach Katar schon wieder beim selben Organisator ausstellen wollen, muss sich noch zeigen. Die Amag hofft jedenfalls, dass ein Salon zum gewohnten Zeitpunkt im März möglich sein wird. Für Astara wäre ein mögliches Ende der GIMS ein grosser Verlust für die Schweiz, weshalb sich der Importeur für eine weiter Durchführung einsetzt. Mercedes würde einen Salon 2024 begrüssen, macht eine Teilnahme jedoch von einem attraktiven und zeitgemässen Messekonzept abhängig.

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