Vergangenheit ist hochmodern: Rein elektrisch rollte beim Zurich Classic Car Award (ZCCA) der Gewinner des Spezialpreises der Jury über den roten Teppich: Der 102-jährige Detroit Electric steht für eine Ära, als in den USA fast 40 Prozent der Autos elektrisch liefen. Der von zwei Studenten an der Technischen Hochschule Brugg AG revidierte Stromer von 1918 kam elektrisch auf eigener Achse zum Zürcher Bürkliplatz. Reichweite schon damals: 80 Kilometer.
Mitten in der Zürcher City, auf dem in der Sommerhitze von vielen Bäumen angenehm beschatteten Bürkliplatz, fand der ZCCA bereits zum 16. Mal statt. Diesmal mit neuem Rekord bei der Teilnehmerzahl: Über 90 Oldtimer fanden ihren Weg zu einem der wenigen Klassik-Events des Jahres. Corona bremst 2020 auch die Oldtimer-Szene ein.
Bunte Oldie-Mischung
Zu Livemusik im Pavillon und Snacks an den Imbissständen waren die Oldies, typisch für diesen Event, bunt gemischt. Die Palette reichte vom braven 1953er Opel Olympia Rekord bis zum mondänen Einzelstück Aston Martin DB 2/4 Arnolt 1956 (Klassensieg Kategorie 1950er-Jahre) und vom 1936er Bugatti Type 57 bis zum 1983er Mitsubishi Lancer EX Turbo oder 2005er Smart Roadster-Coupé Brabus, die in der neuen Youngtimer-Klasse antraten. Der Sieg ging hier an den Bugatti EB110 GT, der zudem zum schönsten noch nie restaurierten Fahrzeug gekürt wurde.
Oldies als Wirtschaftsfaktor
Dabeisein ist wichtiger als gewinnen, aber am Ende stand seitens der Jury aus Kennern und Autoredaktoren (mit dabei auch ein BLICK-Autoredaktor) unter Vorsitz von Ulrich Safferling (56) natürlich die Ehrung der Sieger, auch in den beiden Sonderklassen 90 Jahre Pininfarina und 110 Jahre Alfa Romeo.
Oldtimer sind nur was zum Anschauen? Nein, Safferling betonte auch die wirtschaftliche Bedeutung der Szene: Laut einer aktuellen Studie sorgen Oldies in der Schweiz für 850 Millionen Franken Umsatz im Jahr, ob nun Käfer oder Ferrari.
Publikum wählte Mustang
Der Publikums-Pokal ging an einen 1965er Ford Mustang Fastback. Zu den Preisträgern zählten ausserdem ein 1972er Citroën SM (Klassensieg 1970er-Jahre), ein 1956er Alfa Romeo 1900 C Super Sprint (Gewinner der Sonderklasse Alfa Romeo) und – ein Knaller aus Schweizer Sicht – ein Prototyp von Monteverdi, dem Autobauer aus Binningen BL: Der 1968er Monteverdi 2000 GTI war lange im Monteverdi-Museum und fuhr zum ZCCA quasi als Weltpremiere erstmals wieder auf die Strasse – Klassensieg in der Kategorie 1960er-Jahre. Bei den Autos der 1950er-Jahre ging Rang drei an ein 1951er Bentley-Coupé – mit einem Aufbau von Graber aus Wichtrach BE.
Der «Best of Show» wurde schliesslich ein Ferrari 275 GTS von 1965. Übrigens: Am 26. und 27. September findet in Ascona TI die Schwester-Veranstaltung statt, der Ascona Classic Car Award (ACCA). Mehr Infos: www.swisscarconcours.ch.