Nur zu gerne schwärmen wir bei Autos von der «guten alten Zeit». Doch bei aller Liebe zu unseren liebevoll verhätschelten Oldies: Was war damals denn ausser dem subjektiven Charakter der Autos objektiv besser, was schlechter? Wir vergleichen in zehn Kategorien Autos von vor rund fünf Jahrzehnten mit jenen von heute.
1. Preis: Hyundai statt Audi
Vor gut 50 Jahren gab es für 12'150 Franken den A6-Vorläufer Audi 100. Heute guckt man für diesen Preis in die Röhre: Hyundais i10 als derzeit günstigstes Modell der Schweiz startet erst ab 13'990 Franken. Und bei Audi? Kostet der A6 heute mindestens stolze 66'850 Franken – allerdings als Kombi, weil die Limousine gestrichen wurde. Und die 12'150 Franken von damals reichen gerade mal für drei A6-Optionen: Dynamikpaket, 21-Zoll-Räder und S-Line-Optik für die Karosserie.
2. Spitze: Swift verbläst Elfer
Wer vor über fünf Jahrzehnten die linke Spur dominieren wollte, legte sich einen Porsche 911er zu. Dessen Budget-Basisversion hiess damals, heute vergessen, 912 – und stürmte auf damals beinahe verwegen wirkende 185 km/h Spitze. Heute läuft der kleine Suzuki Swift Hybrid schon in der Basis nur 5 km/h lahmer.
3. Sprint: Polo schlägt BMW
Als es noch keinen M5 gab, war beim 5er-Urahn «Neue Klasse» von BMW der 2000 tii mit 130 PS das absolute Power-Flaggschiff: Die Sportlimousine spurtete in nur 10,8 Sekunden auf Tempo 100. Heute hält schon ein 95-PS-Kleinwagen mit: Der letztes Jahr geliftete VW Polo braucht ebenfalls 10,8 Sekunden.
4. Breite: Renault ist Luxus
Erblickte man vor fünf Dekaden die Mercedes S-Klasse (1965–1972, Baureihe W 108/109) im Rückspiegel, erschrak man fast: Der Inbegriff von Luxus machte sich einschüchternd breit, 1,80 Meter waren Überholprestige pur. Heute ist der beliebte kleine «City-SUV» Renault Captur so breit. Ohne Spiegel.
5. Leistung: Heute fliegen alle
Tauchte ein Opel GT – Werbeslogan «Nur Fliegen ist schöner» – auf, sah die Flunder für das bürgerliche Budget zwar schneller aus, als sie war. Aber 60 bis 90 PS waren vor 50 Jahren allemal flotte bis fetzige Power. Heute haben schon Kleinwagen mehr. Beispiel: Der Hyundai i20 hat 100, 120 oder 204 PS.
6. Gewicht: Leicht ist von gestern
Als Kleinwagen noch klein waren, brachte es der Ur-Mini auf gerade mal 615 Kilo Gewicht. Heute gibt es kein einziges Auto mehr, das ähnlich Diät hält. Allenfalls der sehr puristische Schweizer Elektro-Roadster Kyburz eRod – kein Auto, sondern Kleinmotorfahrzeug – kommt bei so tiefen Zahlen mit: trotz Akku nur 600 Kilo.
7. Kofferraum: Wie reichte das?
Der Smart ist der Inbegriff von wenig Kofferraum: Gerade mal 260 Liter passen in den nur noch als elektrischer EQ lieferbaren Fortwo. Vor gut 50 Jahren wären wir mit dem Smart-Kofferraum trotzdem locker zu fünft nach Rimini (I) in die Ferien gefahren – denn genau das taten wir im Ford-Focus-Vorgänger Escort mit nur zehn Litern mehr.
8. Bodenfreiheit: Es ging ohne SUV
Als es noch keine SUVs gab, hat sie irgendwie auch niemand vermisst – weil wir statt Allrad Übung hatten und statt Spoilern stets genug Bodenfreiheit für Trottoirs und Feldwege. Der «Döschwo» Citroën 2CV packte mit 17 Zentimetern einst jeden Holperpfad. Heute muss man dafür den Citroën C3 in SUV-Version Aircross kaufen.
9. Länge: Skoda in der Oberliga
Noch heute sieht man dem Volvo 164 an, dass er seinerzeit eine echte Oberklasse-Limousine war – und im Format entsprechend stattlich: 4,70 Meter Länge machten Eindruck. Heute misst schon der brave Skoda Octavia Combi 4,69 Meter, also nur gerade einen Zentimeter weniger. Nur leider wachsen ja die Parkplätze nicht mit.
10. Verbrauch: Opa war durstig
Hand aufs Herz: So viel charismatischer sie früher waren, umso durstiger waren Autos auch. Wer vor 50 Jahren Peugeots Mittelklasse fuhr, kam im 404 als Benziner auf offizielle 10,4, im Diesel auf 7,8 Liter pro 100 Kilometer. Wohlgemerkt für nicht einmal je 70 PS. Im 404-Nachfolger 508 sind es nur 6,6 bzw. 5,2 l/100 km für je 130 PS.