1. Die peinlichste Brücke
Demütigung für Stararchitekt Norman Foster: Nach nur zwei Tagen musste die 2010 erbaute Millennium Bridge in London (GB) für zwei Jahre schliessen. Die 22 Millionen Franken teure Fussgängerbrücke schwankte – und wie (siehe Video)! Passanten liefen unbewusst im Gleichtakt mit der Eigenschwingung mit (weshalb Soldaten auf Brücken oft Gleichschritt-Verbot haben). Reparaturkosten: sechs Millionen Franken.
2. Die robusteste Brücke
Die Pont du Gard ist gut 2000 Jahre alt! 275 Meter lang und 49 Meter hoch, war sie einst Aquädukt als Teil der gut 50 Kilometer langen Leitung, mit der römische Ingenieure Wasser nach Nîmes (F) leiteten. Ab dem Mittelalter diente sie dem Verkehr. Weder das Aushöhlen der Säulen zum Strassenbau noch (heute darauf verbotene) Autos noch die Hochwasser der Gard konnten sie jemals erschüttern.
3. Die überfüllteste Brücke
Ja, sie ist wunderschön. Ja, man sollte sie gesehen haben. Nein, romantische Heiratsanträge sollte man weder auf ihr noch in ihrer Nähe machen: Trotz massiver Einschränkungen für Touristen bleibt die 1591 erbaute Ponte di Rialto in der italienischen Lagunenstadt Venedig (I) notorisch überfüllt – als die globale Nummer-eins-Brücke für alle Selfie-stickenden Insta-People.
4. Die lehrreichste Brücke
Ein 90 Meter tiefes Bündner Tobel zwischen Schiers und Schuders überspannt eines der meist übersehenen Schweizer Bauwerke von Weltrang: Bauingenieur Robert Maillart (1872–1940) errichtete 1930 die 132 Meter lange Salginatobel-Brücke – schlank, elegant, aber kostensparend (180'000 Franken). Darum gilt sie global an den Unis als Lehrbeispiel und ist als «Weltmonument» geadelt.
5. Die zerstörerischste Brücke
Binnen elf Jahren krachten 150 Laster in die «11-foot-8»-Brücke (Highlights siehe Video), gefilmt von einem Anwohner (11foot8.com). An sich heisst die Eisenbahn-Unterführung Norfolk Southern Gregson Street Overpass, aber weil in Durham (USA) trotzdem oft Fahrzeuge mit über 3,56 Meter Höhe durch wollten, wurde sie ein Youtube-Hit. 2019 wurde die Brücke leicht erhöht, aber es kracht weiter.
6. Die Brücke mit der grössten Spannweite
Die Çanakkale-1915-Brücke könnte auch als die mit dem seltsamsten Namen gelten: Dieser erinnert an die Schlacht von Çanakkale im Jahr 1915 (bei uns als Schlacht von Gallipoli bekannt). Die Hängebrücke überspannt mit einer sechsspurigen Autobahn und 3869 Meter Gesamtlänge die Dardanellen. Das vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan (69) 2022 eröffnete Bauwerk gilt als ein Prestigeprojekt ähnlich dem Flughafen Instanbul und steckt voller Zahlen-Anspielungen: So erinnert die Pfeilerhöhe von 318 Meter an den 18. März 1915, als hier britische und französische Kriegsschiffe versenkt wurden. Und ihre Rekordspannweite von 2023 Metern verweist auf den 100. Geburtstag der modernen Türkei, die 1923 begründet wurde.
7. Die abgebrannte Brücke
Kein Brückenbrand löste weltweit derartiges Entsetzen aus: Am 18. August 1993 geriet (wohl durch eine Zigarette, die die Plane eines darunter vertäuten Boots entzündete) die 1365 erbaute Kapellbrücke in Brand. Nicht nur Luzerner standen weinend am Ufer. Seit 1994 ist sie wieder die zweitlängste überdachte Holzbrücke Europas. Die längste verbindet übrigens Stein AG mit Deutschland.
8. Der schönste Brückenneubau
Man könnte lange über Geschmack streiten, aber der schweizerisch-spanische Stararchitekt Santiago Calatrava (69) hat ein Händchen für Eleganz und Sichtstatik. Der Zürcher Bahnhof Stadelhofen machte ihn bekannt – und dann die 140 Meter hohe Puente del Alamillo (Bild) im spanischen Sevilla 1992 als erste Schrägseil-Brücke ohne Rückverankerung (also ohne «Gegenseil») weltberühmt.
9. Die einstürzende Brücke
Beim Ponte-Morandi-Einsturz (I) 2018 starben 43 Menschen (inzwischen wurde der Neubau eröffnet): Brückenstatik verträgt keine Wartungs-Schlamperei. Und keine Fehler: Kein Menschen-, aber ein Hundeleben forderte 1940 die Tacoma-Narrows-Brücke (USA), als sie kollabierte. Weil gefilmt, wurde dieses Unglück zum berühmtesten Brückeneinsturz.