Seit Samstag macht die radikalislamische Hamas wieder von sich reden. Die Terror-Milizen haben Israel mit Raketen angegriffen, Zivilisten getötet und entführt. Doch wer steckt hinter der Extremisten-Palästinenserorganisation?
Mohammed Deif
Die Nummer eins beim Militär der Hamas ist der 58-jährige Mohammed Deif. Er ist der Chef der Al-Kassam-Brigaden. Am Samstag sagte der Kommandant, die Hamas habe beschlossen, israelischen «Verbrechen» ein Ende zu setzen. Er führt die Militäroperation «Al-Aksa-Flut» – wie Hamas den Angriff nennt – an.
Deif gilt schon seit vielen Jahren als Nummer eins der Topterroristen auf Israels Abschussliste. Ihm wird die Beteiligung an zahlreichen blutigen Anschlägen auf Israelis vorgeworfen.
Insgesamt mindestens siebenmal soll Israel bereits versucht haben, ihn zu töten. Doch sämtliche Anschläge scheiterten, berichtet die «Times of Israel». Im Jahr 2002 verlor Deif aber ein Auge. Bei weiteren Angriffen Israels in den Folgejahren verlor er dann noch einen Arm und beide Beine.
Im August 2014 kamen während des letzten Gaza-Kriegs bei einem Luftangriff Israels im Gazastreifen seine Frau sowie zwei seiner Kinder ums Leben. Die Hamas verkündete direkt anschliessend, Deif habe überlebt. Ihn zu fassen ist offenbar gar nicht so einfach, er gilt als «Phantom».
Jahia Sinwar
Die Hamas ist nicht nur die grösste militante islamistische Gruppe der Palästinenser, sondern auch eine der beiden grossen politischen Parteien. Im Gazastreifen hat sie das alleinige Sagen. Der dortige politische Kopf und Herrscher ist Jahia Sinwar (61).
Sinwar wuchs in einem Flüchtlingslager in Chan Yunis, im Süden des Gazastreifens, auf. Als er in jungen Jahren in einem israelischen Gefängnis sass, knüpfte er Kontakte zu anderen Militanten. Seither gilt er als radikaler Ideologe.
Er sässe bis zum Ende seiner Tage in Haft, wäre er nicht bei einem umstrittenen Gefangenenaustausch von 1027 Palästinensern gegen den israelischen Soldaten Gilad Schalit (37) 2011 frei gekommen. Sinwar war zu viermal lebenslanger Haft verurteilt worden, weil er sich 1994 an der Entführung und Ermordung des 19-jährigen Soldaten Nachschon Wachsmann beteiligt hatte.
Bei der Hamas war Sinwar zunächst im Sicherheitsdienst tätig. Mittlerweile ist er der zweitmächtigste Mann der Organisation.
Auch ihn will Israel tot sehen. «Jahia Sinwar ist der Kommandant der Kampagne, und er ist ein toter Mann», sagte der israelische Armee-Sprecher Daniel Hagari kürzlich.
Sinwar würde sogar freiwillig für Palästina sterben, wie er vor fünf Jahren betonte. «Wir sind bereit, zu sterben. Und Zehntausende sind bereit, es mit uns zu tun.»
Bisher ist es Israel nicht gelungen, Sinwar auszuschalten. Nach einem solchen gescheiterten Versuch verkündete der Palästinenser öffentlich, er würde zu Fuss eine Stunde durch Gaza-Stadt laufen. Israels Armee soll doch versuchen, ihn zu erwischen. Bei seinem Spaziergang machte er Selfies mit den Anwohnern.
Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, dürfte Sinwar gemeinsam mit Deif am Angriffsplan getüftelt haben.
Ismail Hanija
Noch höher in der Hamas-Hierarchie als der Gaza-Chef Sinwar steht Ismail Hanija (61). Er wurde 2017 zum Hamas-Oberhaupt gewählt.
Nach Beginn der Angriffe am Samstag kündigte der Politbürochef Bedrohliches an: «Dieser Sturm, der vom Gazastreifen ausging, wird sich auf das Westjordanland und alle Orte ausserhalb des Landes ausbreiten, an denen sich Angehörige unseres Volkes und unserer Nation aufhalten.»
Er selbst lebt aber nicht in Gaza, sondern in Katar und in der Türkei. Die USA haben den 13-fachen Vater 2018 auf die Liste globaler Terroristen gesetzt. Hanija pflegt enge Beziehungen zum Iran und weigert sich, Israel als Staat anzuerkennen.
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