Nach dem Schwarzen Pilz kommt nun der Gelbe Pilz! Und er bereitet indischen Ärzten derzeit grosse Sorgen. Dieser wurde nun nämlich bei Covid-Patienten entdeckt. Offenbar zum ersten Mal bei Menschen überhaupt.
Indien leidet seit Wochen unter einer rasanten Ausbreitung des Coronavirus, Engpässen bei der Sauerstoff- und Medikamentenversorgung – und mittlerweile auch noch unter den Infektionen namens Mukormykose (Schwarzer Pilz) und Mucor septicus, auch Gelber Pilz genannt, als Komplikationen bei Covid-19-Patienten.
«Ich habe ihn zum ersten Mal bei Menschen gefunden»
Der Gelbe Pilz wurde nun von Ärzten in einem Spital im Bezirk Ghaziabad im Bundesstaat Uttar Pradesh nahe Delhi festgestellt. Ein 45-jähriger Mann hatte eine dreifache Pilzinfektion von Schwarzem, Weissem und Gelbem Pilz bekommen, schreibt «The Sun».
«Gelber Pilz kommt normalerweise bei Reptilien vor. Ich habe ihn zum ersten Mal bei Menschen gefunden», sagte der behandelnde Arzt der lokalen Nachrichtenagentur Ani. Der Gelbe Pilz sei nach der Einschätzung der Mediziner deutlich gefährlicher als der Schwarze und der Weisse Pilz.
Gelber Pilz befällt Organe
Während beim Schwarzen Pilz die Patienten an Zahn- und Brustschmerzen sowie Atemnot leiden und Verfärbungen bei der Nase sich breitmachen, sehen die Symptome beim Gelben Pilzen anders aus.
Die Infektion breitet sich von innen aus und befällt die Organe. Patienten seien zuerst träge und haben einen verminderten Appetit. Es kommt zu einem Gewichtsverlust. Der 45-jährige Mann in Ghaziabad habe ausserdem Nasenbluten gehabt, sei inkontinent gewesen und seine Augen seien angeschwollen, sagt der Sohn des Betroffenen.
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Luftbefeuchter und Sauerstofftanks Schuld?
Eigentlich ist auch der Schwarze Pilz eher selten. Während der heftigen zweiten Corona-Welle kommt die Krankheit nun aber tausendfach in Indien vor. Durch die Infektion abgestorbenes Gewebe muss abgetragen werden. Die Ärzte in Indien mussten Patienten bereits die Nase, Augen oder den Kiefer entfernen, damit der Pilz nicht ins Gehirn vordringt.
Die Pilzinfektionen werden durch Schimmelpilze, die in Erde und verwesendem organischen Material wie verrottendem Laub gedeihen, ausgelöst. Menschen können sich durch Einatmen der Pilzsporen infizieren.
In Spitälern können sich die Pilze über Luftbefeuchter ausbreiten oder über Sauerstofftanks, die verschmutztes Wasser enthalten. Nun können Gelbpilzinfektionen auch durch alte, verunreinigte Lebensmitteln verbreitet werden. Schlechte Hygiene ist jedoch nach wie vor der Hauptgrund für eine Infektion.
Zu viele Steroide
In Indien herrscht Knappheit an Amphotericin B, dem wichtigsten Medikament gegen Mukormykose. Die Regierung und die Pharmabranche Indiens, das eigentlich als «Apotheke der Welt» gilt, haben Mühe, die Produktion hochzufahren.
Normalerweise kann das menschliche Immunsystem die Pilzinfektion abwehren. Nur Menschen mit einem geschwächten Immunsystem wie zum Beispiel Krebspatienten oder auch Diabetiker erkranken.
Bei Corona-Patienten kann ein gefährliches Phänomen namens Zytokin-Sturm auftreten. Dabei reagiert das Immunsystem des betroffenen Menschen über und greift auch dessen Organe an. Auch die übermässige Verabreichung von Steroiden an Corona-Patienten ist nach Einschätzung von Experten ein Risikofaktor. «Die Leute haben angefangen, sie reichlich, übertrieben und unangebracht einzusetzen», sagt Srinath Reddy von der Public Health Foundation of India über Steroide.
Über 300'000 Tote
Seit Pandemiebeginn sind in Indien mehr als 303'000 Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben. Das zeigen Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums vom Montag.
Damit starben nach offiziellen Zahlen nur in den USA und in Brasilien mehr Menschen an oder mit Covid. Allerdings unterscheidet sich die Dunkelziffer von Land zu Land. In Indien gehen viele Expertinnen und Experten davon aus, dass die tatsächlichen Corona-Zahlen deutlich höher sein dürften.
Besonders in ländlichen Gebieten, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt, sterben viele zu Hause und tauchen nie in einer Statistik auf. Zuletzt trieben auch Hunderte Leichen – zumindest teils von mutmasslichen Corona-Opfern – auf dem heiligen Fluss Ganges. Ihre Familien dürften Behördenangaben zufolge zu arm für eine traditionelle hinduistische Einäscherung gewesen sein. (man/SDA)