«Im Dezember war hier noch kein einziges Grab»
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Video von Soldaten-Friedhof:«Im Dezember war hier noch kein einziges Grab»

Von Prigoschin im Knast rekrutiert
Über 18'000 russische Soldaten starben im Krieg – die meisten waren Häftlinge

Wagner-Chef Prigoschin versprach russischen Gefangenen ein Leben in Freiheit, wenn sie für ein halbes Jahr in den Ukraine-Krieg ziehen. Jetzt sind viele von ihnen tot. Von allen russischen Soldaten, die im Krieg starben, bilden die rekrutierten Häftlinge die Mehrheit.
Publiziert: 25.03.2023 um 14:11 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2023 um 23:43 Uhr
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Wagner-Chef Prigoschin und seine Söldner in Bachmut: Viele Männer kehren aus dem Krieg nicht lebendig zurück.
Foto: Twitter
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Anastasia MamonovaBlattmacherin Digital

Mehrere Tausend russischer Soldaten sind im Ukraine-Krieg gefallen. Weil die offiziellen Stellen in Wladimir Putins (70) Regierungsapparat sich kaum zu ihren Verlusten äussern, versuchen unabhängige russische Journalisten die Zahl der Verstorbenen selbst herauszufinden.

Mittlerweile konnten Mediazona und BBC Russia 18'023 Namen russischer Soldaten bestätigen. Den Journalisten fällt auf: Eine bestimmte Gruppe sticht hervor, wenn es um die Todesfälle geht – die Häftlinge.

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Der Boss der Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin (61), hatte seit dem Herbst immer wieder in russischen Gefängnissen Männer rekrutiert, die für Geld und Amnestie in den Krieg ziehen würden.

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Verluste steigen wegen Bachmut

Mindestens 2259 von ihnen sind jetzt tot. Das macht 12,5 Prozent der bestätigten Todesfälle aus. Die von der Grupppe Wagner rekrutierten Straftäter starben demnach am häufigsten im Krieg. Ebenfalls grosse Verluste gabs unter den Mobilisierten und Freiwilligen.

Zu Beginn des Krieges – im Winter und Frühling 2022 – hatten die Luftlandetruppen, die Speerspitze der missglückten Invasion vom Norden her, die schwersten Verluste zu beklagen. Später folgten die motorisierten Schützentruppen, wie aus der Daten-Analyse der Journalisten hervorgeht. Diese besonders kampfkräftigen Einheiten bestanden zumindest bis zum Kriegsbeginn aus Berufs- und Zeitsoldaten.

Viele von ihnen wurden in den ersten Kriegswochen aufgerieben oder im Verlauf der weiteren Kämpfe praktisch ausgelöscht.
Die russische Armee füllte nun die Reihen mit Freiwilligen. Im Sommer und Herbst 2022 starben deshalb auch vor allem sie.

Zur «Schlachtbank» geschickt

Doch seit Dezember steigen in erster Linie die Verluste von für Wagner-Truppen rekrutierten Häftlingen. Diese dienten häufig als Kanonenfutter. In Bachmut mussten sie etwa ohne Vorbereitung die Ukraine angreifen, damit diese zurückschossen und den nachrückenden regulären Truppen ihre Stellungen verrieten. In Russland verbreiteten sich deshalb Berichte, dass die Gefangenen «zur Schlachtbank» geschickt würden.

In der Silvesternacht besuchte Prigoschin eine Leichenhalle in Bachmut. Dort zeigte er sich neben Dutzenden Toten, die in schwarzen Leichensäcken liegen, bevor sie nach Russland gebracht werden.

Im März 2023 bildeten die Gefangenen die grösste Gruppe von Kriegsopfern. Hinzu kommen knapp 900 zusätzliche Wagner-Männer, die in der Grafik von «Mediazona» separat aufgeführt werden, weil sie nicht aus dem Gefängnis in die Ukraine reisten. Doch zurück kamen auch sie in einem Zinksarg. (man)

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