Woher kriege ich neue Soldaten? Und das möglichst rasch? Diese Frage muss sich der russische Präsident Wladimir Putin (70) mit Blick auf den Ukrainekrieg seit Monaten stellen. Wie jetzt bekannt wurde, hat der Kreml-Chef zu diesem Zweck russische Häftlinge begnadigt – offenbar heimlich und vorsorglich. Sie sollen in der berüchtigten Wagner-Gruppe dienen, den brutalen Söldnern von Jewgeni Prigoschin (61).
Das berichtet die amerikanische Denkfabrik «Institute for the Study of War» (ISW). Am Montag hat ausserdem die russische Menschenrechtlerin Eva Merkatschewa (44) dem Staatssender RIA bestätigt, dass Inhaftierte, welche die Wagner-Gruppe rekrutiert, eine Begnadigung erhalten, bevor sie die Gefängnisse verlassen.
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Laut dem russischen Strafgesetzbuch darf indes nur Putin selbst die Begnadigungen sprechen – nicht etwa Wagner-Chef Prigoschin, vielen bekannt als «Putins Koch». Der soll dies aber über längere Zeit ebenfalls getan haben. Gemäss ISW unterliegen Putins Begnadigungen strengster Geheimhaltung.
Die Häftlinge sollen animiert werden
Dass Putin nun Sträflinge begnadigt, legt nahe, dass er die Wagner-Gruppe weiter fördern will und ihre Rekrutierungspraxis legitimiert. Überhaupt sollen russische Gefängnisinsassen laut Einschätzung des ISW durch Putins Eingreifen animiert werden, einen Söldnervertrag zu unterzeichnen und ungestraft in den Krieg ziehen zu können.
Oft werden die ungeschulten Straftäter-Truppen von Wagner an die vorderste Front geschickt, um dort als Kanonenfutter zu dienen. Die Wagner-Gruppe ist grundsätzlich für ihre unkonventionellen wie barbarischen Rekrutierungen und Einsätze von Soldaten bekannt. (tva)