Elon Musk (53) hat noch lange nicht genug. Er ist mit einem Vermögen von aktuell 436 Milliarden Dollar klar der reichste Mensch der Welt. Trotzdem kämpft er weiterhin um ein Rekord-Gehaltspaket beim Autobauer Tesla. Musk hat in den USA entscheidend zur Wahl von Donald Trump (78) beigetragen und wird in der kommenden Amtsperiode eine neue Effizienz-Behörde führen. Doch Musk will mehr. Er will die Politik weltweit mitprägen. Doch welche Ziele verfolgt der erste globale Polit-Influencer wirklich?
«Nur die AfD kann Deutschland retten», schrieb Elon Musk am 20. Dezember auf der Plattform X. Am Samstag veröffentlichte er einen Meinungsbeitrag in der «Welt am Sonntag», der schon zeitungsintern für Kontroversen sorgte. Im Text erklärt Musk, dass nur die Alternative für Deutschland (AfD) das Land grundlegend reformieren könne.
«Erhalt der deutschen Kultur»
Deutschland stehe an einem kritischen Punkt, so Musk. «Seine Zukunft taumelt am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs.» Die AfD sei der «letzte Funke Hoffnung für dieses Land». Ihr Ansatz zum Abbau staatlicher Überregulierung, zur Steuersenkung und zur Deregulierung des Marktes spiegle die Prinzipien wider, die Tesla und SpaceX erfolgreich gemacht hätten.
Die AfD setzte sich für eine kontrollierte Einwanderungspolitik ein, so Musk, «die der Integration und dem Erhalt der deutschen Kultur und der Sicherheit Vorrang einräumt». Dabei gehe es nicht um Fremdenfeindlichkeit, sondern um den Erhalt der deutschen Identität, betont der in Südafrika geborene US-Unternehmer.
Sein Argument, wieso die AfD nicht rechtsextrem sei, ist wenig überzeugend: Partei-Vorsitzende Alice Weidel (45) habe eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka. «Klingt das für Sie nach Hitler?», fragt Musk. «Ich bitte Sie!»
Es ist nicht Musks erste Stellungnahme zur deutschen Politik. Schon kurz nach dem Zusammenbruch der Ampelkoalition im November hatte er Bundeskanzler Olaf Scholz (66) auf X einen «Narren» genannt.
Kritik nach links, Lob nach rechts
Gleichzeitig mischt sich Musk auch in die britische Politik ein. Er hat den Labour-Premierminister Keir Starmer (62) wiederholt heftig attackiert und das Vereinigte Königreich als «tyrannischen Polizeistaat» bezeichnet. Zudem erwägt er eine Millionenspende an die rechtspopulistische Partei von Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage (60).
Öffentlich unterstützte Musk in den letzten Jahren auch den argentinischen Präsidenten Javier Milei (54), den ehemaligen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro (69) oder den indischen Premier Narendra Modi (74). Sie alle stehen auf der rechten Seite des politischen Spektrums.
Finanzielle Motive, aber nicht allein
Der Öko-Industrielle Musk war früher eher den US-Demokraten zugeneigt. Viele Kommentatoren sprechen davon, dass er mit seiner rechten Positionierung vor allem finanzielle Interessen verfolge. Tatsächlich hat sein Raumfahrtunternehmen SpaceX lukrative Verträge mit der US-Regierung, tatsächlich hat die US-Wahl Musk nochmals in neue Reichtumssphären katapultiert.
Jedoch erklärt das Geld nicht alles. So war etwa der Kauf des sozialen Netzwerks Twitter (heute X) für 44 Milliarden Dollar im Oktober 2022 nicht nur ökonomisch motiviert. Musks erster Tweet nach der Übernahme lautete: «Freie Meinungsäusserung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie.»
«Meine Positionen gehören zur Mitte»
Auf X bezeichnete Musk am 21. März 2024 seine eigenen politischen Positionen als zentristisch: Er sei für sichere Grenzen sowie sichere und saubere Städte. Die USA dürften nicht durch Ausgaben in den Bankrott geraten. Rassismus gegen jede Rasse sei falsch. Und es dürfe keine Sterilisation unter dem Schutzalter geben – wobei sich Musk auf den Umgang mit jugendlichen trans Menschen bezog.
Im gleichen Tweet sprach er aber auch von einem «Kampf auf Leben und Tod» gegen das «zivilisationsfeindliche Gedanken-Virus der Wokeness». Auf seinem Weg zur politischen Rechten hat der Kulturkampf um Sprache, Geschlechterthemen und Rassismus eine zentrale Rolle gespielt.
Das Trans-Thema beschäftigt Musk persönlich: Seine trans Tochter Vivian bat um Pubertätsblocker, was Musk durch seine Unterschrift ermöglichte. Später erklärte der Vater von mindestens zwölf Kindern drastisch, so «einen Sohn verloren» zu haben.
Ambitionen bis zum Mars
Natürlich haben erfolgreiche Unternehmer die Politik schon immer mitgeprägt. Jedoch hat derzeit keiner so gewaltige Ambitionen und ein so grosses Publikum wie Musk. Keiner pflegt eine derart konfrontative Kommunikation und ein so atemberaubendes Tempo. Wie Trump ist auch Musk sehr impulsiv und vereint zahlreiche Widersprüche in sich.
Sollte es ihm tatsächlich gelingen, den Mars zu besiedeln, dann würde er bestimmt auch dort politisch Einfluss nehmen wollen. Denn Musk hat noch lange nicht genug.