«Wir brauchen Flugabwehrsysteme. Wir brauchen andere Arten militärischer Ausrüstung, die uns helfen würden, unseren Himmel zu schützen», sagte Matwijtschuk der Nachrichtenagentur AFP in Stockholm. «Wir müssen neuen Schaden an kritischer ziviler Infrastruktur verhindern», fügte sie hinzu.
Matwijtschuk ist Vorsitzende der ukrainischen Menschenrechtsorganisation Zentrum für bürgerliche Freiheiten (CCL), die gemeinsam mit der russischen Organisation Memorial und dem belarussischen Politiker und Menschenrechtsaktivisten Ales Bjaljazki den diesjährigen Friedensnobelpreis erhält.
Es sei «eine seltsame Situation für mich» und ein «klares Zeichen», dass mit dem «ganzen internationalen System» etwas nicht stimme, wenn eine Menschenrechtsanwältin um Flugabwehrsysteme bitten müsse, sagte Matwijtschuk.
Die CCL-Vorsitzende klagte, dass internationales Recht nicht mehr länger wirksam sei. «Ich habe jetzt kein rechtliches Instrument mehr, das russische Gräueltaten stoppen kann, weil Russland öffentlich internationales Recht und alle Entscheidungen internationaler Organisationen ignoriert», sagte die 39-Jährige.
Die Ukraine brauche zudem dringend humanitäre Hilfe, um «diesen sehr harten Winter zu überstehen». Sie selbst habe gerade drei Tage ohne Strom und Heizung in ihrer Wohnung in Kiew erlebt.
Das 2007 gegründete CCL verfolgt laut Matwijtschuk das «ehrgeizige Ziel, jedes Kriegsverbrechen» in der Ukraine zu dokumentieren. «Wir haben jetzt eine Datenbank, die mehr als 24'000 Vorfälle mit Kriegsverbrechen enthält», sagte sie.
Kriegsverbrechen in der Ukraine
Die Arbeit sei ermüdend, sowohl wegen der Bemühungen, Informationen zu sammeln, als auch wegen der Strapazen für ihre Mitarbeiter. «Wir dokumentieren menschliches Leid und es ist sehr schwer», sagte Matwijtschuk.
Sie frage sich allerdings, für wen ihre Organisation diese Kriegsverbrechen dokumentiere, sagte die Menschenrechtsanwältin. «Wer wird eine Chance auf Gerechtigkeit für hunderttausende Opfer von Kriegsverbrechen bieten?»
Der Krieg habe die Menschen auf Zahlen reduziert, weil die schiere Masse an Gräueltaten überwältigend sei. «Wir müssen Menschen ihre Namen zurückgeben und das kann nur Gerechtigkeit», forderte Matwijtschuk. Der Friedensnobelpreis wird am 10. Dezember offiziell in Oslo verliehen.
Blick informiert im Ticker Live über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine.
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(SDA)