Das Video einer Hinrichtung durch russische Truppen sorgte am Montag weltweit für Schlagzeilen. Zu sehen ist ein ukrainischer Soldat, der nur mit einer Zigarette in der Hand allein im Schützengraben steht. Er ruft noch «Ruhm für die Ukraine». Dann eröffnen die Russen das Feuer. Kurz darauf sinkt der leblose Körper des Mannes zu Boden.
Jetzt ist klar, wer der Soldat war, wie die ukrainische Armee mitteilt. Es handelt sich um Timofey Shadura, der seit dem 3. Februar nach Kämpfen in der Nähe der Stadt Bachmut als vermisst gemeldet worden war. Er gehörte der 30. separaten mechanisierten Brigade an, die nach Fürst und Feldherren Kostyantyn Ostrozkiy (1460-1530) benannt ist.
Seine Einheit bestätigte, dass auf dem Hinrichtungs-Video Timofey Shadura zu sehen ist. «Die Leiche unseres Soldaten befindet sich in vorübergehend besetztem Gebiet. Die endgültige Bestätigung der Identität wird nach der Rückkehr des Leichnams und entsprechenden Expertenuntersuchungen erfolgen», teilte die Brigade mit. Weiter erklärte die Einheit, dass sie für diese Gräueltat Rache nehmen werde.
«Er hat nie in seinem Leben die Wahrheit verheimlicht und würde dies sicherlich nicht vor dem Feind tun», sagt die Schwester Shaduras zur «BBC». Selbst in seinen letzten Momenten habe er, trotz aussichtsloser Lage, den Russen die Stirn geboten.
«Ausdruck von Niedertracht und Gemeinheit»
Die ukrainische Regierung hatte mit Entsetzen auf das Video reagiert. «Kriegsverbrechen werden in Russland kultiviert», schrieb der Chef des Präsidentenbüros, Andri Jermak (51), am Montag im Nachrichtenkanal Telegram. Es sei ein Beispiel für die Schwäche der Russen. «Für jedes dieser Kriegsverbrechen wird es eine Strafe geben. Niemand kann sich dieser entziehen», sagte der Vertraute von Präsident Wolodimir Selenski (45).
Der Menschenrechtsbeauftragte des ukrainischen Parlaments, Dmytro Lubinez (41), bezeichnet die gefilmte Erschiessung als «Ausdruck von Niedertracht und Gemeinheit». Die Tötung von Gefangenen sei ein Verstoss gegen die Genfer Konventionen, betont er. Er habe das Video seinen internationalen Kollegen als Beleg für ein «weiteres Kriegsverbrechen Russlands» geschickt. Die Echtheit des Videos war von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüfbar.
Prominenter Journalist zweifelt
Der ukrainische Journalist Jurij Butussow (46) bezweifelte die Darstellung der Behörden. Ihm vorliegenden Bestätigungen von Verwandten und Fotos nach handele es sich bei dem Mann aus dem Video um einen 42 Jahre alten Scharfschützen aus dem Gebiet Tschernihiw. Die Leiche des Mannes sei nach dessen Tod bei Soledar bereits im Februar übergeben, gerichtsmedizinisch untersucht und beerdigt worden. Dazu veröffentlichte er ein Foto von dem Gesicht des Mannes in dem Video und eine andere Aufnahme, beide sehen sich ähnlich. (SDA/jmh)