Zwischen August und November habe es Angaben mehr als 100 Morden an ehemaligen Sicherheitskräften und anderen mit der früheren Regierung in Verbindung stehenden Personen gegeben, sagte am Dienstag die Vize-UN-Menschenrechtskommissarin Nada Al-Nashif. Mindestens 72 davon seien von den Taliban verübt worden.
«In mehreren Fällen wurden die Leichen öffentlich zur Schau gestellt. Dies hat die Angst in dieser grossen Bevölkerungsgruppe noch verstärkt», sagte Al-Nashif vor dem UN-Menschenrechtsrat.
Taliban weisen Berichte zurück
Anfang Dezember hatte bereits Human Rights Watch auf dutzende Hinrichtungen hingewiesen, die die Organisation dokumentiert hatte. Bei den Opfern handelte es sich ebenfalls um ehemalige Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte, andere Militärangehörige, Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter. Das Innenministerium der Taliban wies die Anschuldigungen damals zurück. «Diese Berichte und Behauptungen beruhen nicht auf Beweisen», sagte ein Ministeriumssprecher.
Die Taliban waren im August rund 20 Jahre nach dem Einmarsch der USA und ihrer Verbündeten in Afghanistan wieder an die Macht gekommen. Die Islamisten bemühen sich seitdem um die internationale Anerkennung ihrer Regierung sowie um humanitäre Hilfe, um eine Hungerkatastrophe in dem von ausländischen Entwicklungsgeldern abhängigen Land zu verhindern. Jedoch werden immer wieder Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen unter den Islamisten bekannt.
(AFP)