«In diesem Winter werden Millionen von Afghanen gezwungen sein, zwischen Migration und Hunger zu wählen, wenn wir unsere lebensrettende Hilfe nicht verstärken können.» Die Versorgung von 22 Millionen Menschen sei im kommenden Winter unsicher.
Die Nahrungsmittelknappheit habe bereits ein grösseres Ausmass erreicht als die Lebensmittel-Engpässe im Jemen und in Syrien. «Afghanistan ist jetzt eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt - wenn nicht sogar die Schlimmste - die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist fast zusammengebrochen», fügte Beasley hinzu. «Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir eine totale Katastrophe erleben.»
Hälfte der Bevölkerung in der Nahrungsmittel-Krise
Nach Angaben des Welternährungsprogramms und der UN-Ernährungsorganisation FAO befindet sich jeder zweite Afghane in einer «Nahrungsmittel-Krise» der Stufe 3 oder sogar einer «Notlage» der Stufe 4. Die FAO klassifiziert Nahrungsmittelknappheit in fünf Kategorien, wobei 5 für eine Hungernot steht.
FAO-Generaldirektor Qu Dongyu forderte ein «effizientes und effektives» Handeln, «bevor der Winter einen grossen Teil des Landes abschneidet und Millionen von Menschen - darunter Bauern, Frauen, kleine Kinder und ältere Menschen - im eisigen Winter hungern müssen.»
Taliban-Regierung bezahlt Arbeiter mit Weizen
Die Taliban-Regierung in Afghanistan hatte kürzlich ein Beschäftigungsprogramm zur Reduzierung von Arbeitslosigkeit und Hunger angekündigt. Regierungssprecher Sabihullah Mudschahid erklärte, dass tausende Arbeitslose an Beschäftigungsmassnahmen teilnehmen und im Gegenzug Weizen bekommen sollten.
Allein in der Hauptstadt Kabul sollen 40.000 Männer an dem auf zwei Monate angelegten Programm teilnehmen. Dafür sind demnach insgesamt 11.600 Tonnen Weizen vorgesehen. Geld erhalten sie für ihre Arbeit jedoch nicht. Im Rest des Landes sollen 55.000 Tonnen Weizen verteilt werden.
Afghanistan ist in hohem Masse auf ausländische Hilfen angewiesen, die seit der Machtübernahme der radikalislamischen Miliz im August zunächst stark zurückgefahren wurden. Das Land kämpft zudem mit einer Dürre, einer Wirtschaftskrise sowie Stromausfällen.
(AFP)